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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sich wie ein mächtiger Wächter über die kleineren Berge erhob. Ajana konnte seine wahre Größe nicht abschätzen. Doch stand außer Zweifel, dass er riesig sein musste.
    Sie hatte ihren Talpunga neben Keelin und Maylea auf dem Kamm einer hohen Düne zum Stehen gebracht und blickte mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Unbehagen nach Norden. Mit den unzähligen Rauchsäulen, die von den Gipfeln der kleineren Berge aufstiegen, machten die feurigen Berge ihrem Namen alle Ehre. Ajana hatte das Gefühl, als blicke sie an einem windstillen Wintermorgen auf eine Stadt, über deren Dächern sich der Rauch aus hundert oder mehr Schloten zu einer dunstigen Schicht vereinte.
    Der Wnutu stieß keinen Rauch aus. Wie ein schlafender Riese lag er da, doch die schwarze, leblose Landschaft an seinen Hängen kündete davon, dass der friedliche Eindruck trog.
    »Wir reiten weiter, bis die Sonne dem Zenit zustrebt«, hörte sie Bayard von vorn rufen. »Dann rasten wir und legen das letzte Stück im Schutz der Dunkelheit zurück.« Er winkte den anderen, ihm zu folgen, und setzte sodann den Weg fort.
     
    Der Morgen war zur Hälfte verstrichen, als sie auf die erste schwarze Fläche stießen, die, vom Wind freigelegt, unter dem Sand hervorschaute. Es war ein wettergegerbter Flecken erkalteter Schlacke, Zeugnis eines gewaltigen Vulkanausbruchs, der das Land vor langer Zeit heimgesucht haben musste – nur ein erster Hinweis auf eine sich langsam wandelnde Landschaft.
    Je weiter sie ritten, desto häufiger stießen sie auf Anzeichen vulkanischer Zerstörungskraft. Unter der Hufen der Talpungas veränderte sich das Land auf trostlose Weise. Die hohen Dünen aus weichem Sand wichen allmählich einem harten Boden aus porösen schwarzen Gesteinsbrocken und ebenen, dunklen Flächen, die in einem wellenförmigen Faltenwurf erstarrt schienen.
    Wie die Wüste, wirkte auch diese Gegend öde und karg – schlimmer noch, sie wirkte wie tot. Sie sahen nicht die geringste Bewegung, nicht das kleinste Zeichen von Leben. Schon bald fand sich der rote Sand nur mehr in den Rissen und Mulden der ausgedehnten Lavafelder, dort, wo der Wind ihn nicht erreichen konnte.
    Der schwarze Boden strahlte eine unerträgliche Hitze aus. Unter der sengenden Sonne hatte er sich so sehr erwärmt, dass Bayard seinen Talpunga nur noch vorsichtig von Sandfläche zu Sandfläche führte. Bald waren sie gezwungen, eine Rast einzulegen, bis die kühle Nachtluft das Gestein wieder begehbar machte.
    Froh, endlich ein wenig Ruhe zu finden, legten sie sich nach einer kurzen Mahlzeit auf einer der letzten große Sandflächen nieder und schliefen sofort ein, während Bayard selbst die erste Wache übernahm.
     

     
    Im schwachen Mondlicht beobachtete Vhara, wie sich die sieben langsam den Bergen näherten. Zum Schutz gegen die zunehmend beißenden Schwefeldämpfe hatten sie sich Tücher vor Mund und Nase gebunden, während sie ihre Talpungas vorsichtig um die trüben und stinkenden Pfuhle herumführten, in denen sich eine heiße, schwefelhaltige Brühe sammelte, die hier an vielen Stellen aus der Erde hervorquoll.
    Das Licht des Mondsteins, den die Nebelsängerin nun offen über ihrem Gewand trug, leitete sie durch die Nacht. Nicht mehr lange, und sie würden jene Stelle erreichen, an der auch Vhara das Reich der Serkse betreten hatte.
    »Kommt nur, ihr Narren!« Die Hohepriesterin lächelte boshaft. Sie hatte die Zeit wohl genutzt und wusste sich gut vorbereitet. Inzwischen war ihr nahezu jeder einzelne der sieben Gegner so vertraut, als kenne sie ihn schon sein ganzes Leben. Als Hohepriesterin eines mächtigen Gottes war es ihr ein Leichtes, jene anzurufen, die ihr Auskunft geben konnten, und ihnen jenes Wissen abzuringen, das ihr Macht über die Lebenden verlieh. »Kommt nur«, sagte sie noch einmal. »Ich erwarte euch!«
     

     
    »Da vorn ist es!« Ajana deutete auf den Eingang einer Höhle, die sich im Licht der ersten Sonnenstrahlen kaum zweihundert Schritte entfernt in der Flanke des Wnutu auftat. »Dort müssen wir hinein!«
    »Beim Barte des Asnar!« Bayard wirkte bestürzt. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher!« Ajana nickte. Bayards heftige Reaktion überraschte sie. »Was beunruhigt Euch?«
    »Nichts!« Bayard lenkte seinen Talpunga mit finsterer Miene an Ajana vorbei. »Gar nichts!« Offensichtlich wollte er nicht darüber sprechen.
    »Es heißt, der Wnutu sei die Heimat der Serkse«, gab Keelin an seiner statt Auskunft. »Sie ist die Herrin über das flüssige Feuer,

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