Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
das den Wehlfang-Graben füllt, und gilt nicht als sehr gastfreundlich.« Er grinste freudlos. »Keine beruhigenden Aussichten, was?«
    Ajana schwieg betroffen. Sie wusste nicht viel über die Serkse, doch selbst das Wenige, das sie gehört hatte, gab Anlass zu größter Besorgnis, und sie fragte sich, was sie im Innern des Berges wohl erwarten mochte.
    Sie hatte den Gedanken gerade zu Ende geführt, als Bayard seinen Talpunga so abrupt zur Seite riss, dass sie im ersten Moment glaubte, er sei von etwas getroffen worden. Aber dann erkannte sie ihren Irrtum.
    Vor ihnen, kaum zwanzig Schritte entfernt, stand wie aus dem Nichts eine junge Frau in fließenden Gewändern auf einer flachen Erhebung erkalteter Schlacke und hielt einen langen Stab aus Wurzelholz in der Hand. Ajana konnte sich nicht erklären, wie sie dorthin gelangt war. Sie stand einfach da, als sei sie direkt dem Boden entwachsen. Die schwarzen Haare waren über der Stirn und an den Wangen geflochten, während sie ihr im Nacken offen über die Schultern fielen.
    »Vhara!«, hörte Ajana Kruin ausrufen. Der Uzoma hatte seinen Talpunga gezügelt und starrte die Hohepriesterin voller Hass an.
    »Kruin!« Die Hohepriesterin lächelte kalt. »Kruin, der Verräter! Was werden sie wohl in Udnobe sagen, wenn sie erfahren, dass du dich mit dem Feind verbündet hast?«
    »Was werden sie sagen, wenn ich ihnen den Kopf der verhassten Priesterin bringe, die ihre Heimat zerstörte?«, gab Kruin zur Antwort. »Die unschuldige Frauen und Kinder grausam in den Flammen umkommen ließ?« Kruin atmete schwer, als könne er sich nur mühsam zurückhalten. Doch er war ein erfahrener Krieger, und die Umsicht hielt ihn davon ab, unbedacht zu handeln.
    »Oh, du weißt es schon!« Vhara tat überrascht. »Erstaunlich, wie schnell sich solche Neuigkeiten unter deinem primitiven und undankbaren Volk verbreiten.« Dann wurde ihre Stimme hart. »Sie haben nur bekommen, was sie verdienten. Sie wollten mich umbringen und haben den Tempel meines Meisters zerstört.« Wieder wechselte ihre Tonlage, und sie sagte in geheucheltem Mitleid: »Aber ich verstehe deinen Unmut. Deine junge Frau und deine armen Kinder … Sie waren unter den Toten, nicht wahr? Du grämst dich, weil du ihnen nicht helfen konntest, weil du nicht zur Stelle warst, als sie dich am meisten brauchten, und gewiss quälst du dich mit dem Gedanken daran, wie sie starben.« Sie machte eine kreisende Armbewegung und schuf damit eine schimmernde Fläche in der Luft. »Willst du es sehen?« fragte sie, während sich auf der Fläche langsam das Bild einer jungen Uzoma abzeichnete, die in der Ecke einer brennenden Hütte kauerte und zwei Kinder schützend an sich presste. »Willst du Zeuge ihrer letzten Atemzüge werden?«, fragte Vhara noch einmal. »Dann sieh genau hin!« Eines der Kinder schrie in panischer Furcht auf, das andere war bewusstlos. Der Blick der Frau wanderte verzweifelt umher, doch obgleich auch sie entsetzliche Ängste ausstand, gelang es ihr, dem Kind tröstend über das schwarze Haar zu streichen. Eine Rauchschwade verdunkelte das Bild, dann erschien das Bild der Frau erneut. Sie weinte. Ihre Lippen bebten. Und während die Flammen rings um sie herum immer höher schlugen, ihr Haare und Gewand versengten, hob sie den Blick und sah Kruin traurig an …
    »Neiiiin!« Mit einer jähen Bewegung zog Kruin sein Kurzschwert, schwang sich vom Rücken des Talpungas und stürmte auf Vhara zu. Jene sterben zu sehen, die er liebte, war mehr, als selbst die Seele eines Kriegers auszuhalten vermochte. »Dafür wirst du büßen!«, brüllte er wie von Sinnen, wild entschlossen, die Hohepriesterin auf der Stelle zu töten. Doch dazu kam es nicht. Bayard vertrat ihm den Weg, packte ihn am Arm und riss ihn zurück. »Bist du von Sinnen?«, fuhr er den Uzoma an. »Die Bilder sind so falsch wie das Lächeln dieser Drude. Du darfst dich ihr nicht nähern, es ist eine Falle.«
    »Eine Falle?«, höhnte Vhara. »Fürchtet ihr euch etwa vor einer unbewaffneten Frau?« Sie lachte. »Wie kannst du behaupten, die Bilder würden lügen? Warst du etwa dabei? Nein! Du warst ja nicht einmal dabei, als deine eigene Frau und deine Kinder in Todesfurcht nach dir riefen. Als die Uzoma dein Gehöft niederbrannten und deine Pferde abschlachteten.« Noch während sie sprach, zeigten sich auf der schimmernde Fläche die Bilder eines brennenden Gehöfts in einem Waldstück am Fuß des Pandarasgebirges. Ein kleines Mädchen mit krausen, roten Haaren

Weitere Kostenlose Bücher