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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hatte, hastete Kruin mit großen Schritten auf den Heermeister zu. Ohne auf dessen Einwände zu achten, packte er ihn am Arm und brachte ihn in den Schutz der Talpungas, indem er sich mitsamt dem Katauren einfach nach vorn warf.
    Im nächsten Augenblick war der Sturm auch schon heran, und die Stille fand ein jähes Ende. Brüllend und tobend wie ein entfesseltes Raubtier fegte er über das Land. Ungestüm zerrte er an Mensch und Tier und entwickelte in seinem Verlauf eine solche Urgewalt, dass er Menschen und Talpungas anhob und mehrere Meter weit durch die Luft trug.
    Ajana spürte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor, und stieß einen gellenden Schrei aus, doch der Sturm riss ihr die Laute von den Lippen. Mit den Händen suchte sie verzweifelt nach einem Halt, aber ihre Hände griffen ins Leere. Um sie herum gab es nur noch Sand. Sand in der Luft, Sand am Boden, Sand in ihren Haaren und Sand in ihrem Mund.
    Irgendwo neben sich erkannte sie Tarun, der sich aufgerichtet hatte und etwas zu ergreifen versuchte, das ihm der Sturm wohl entrissen hatte. Ajana wollte ihn warnen, doch da wurde der Fath-Heermeister schon von einer mächtigen Böe erfasst und wie eine Strohpuppe von dem Sturm fortgerissen, während die Welt um Ajana herum wieder von dem wirbelnden Sand verschlungen wurde.
    Schon jetzt hatte sie die Orientierung verloren. Immer wieder wurde sie vom Wind angehoben und ein Stück weit getragen, um dann jäh zu Boden zu stürzen. Wo die anderen waren, wusste sie nicht. Sie war allein. Allein inmitten des tosenden Chaos aus Sand, Staub und Steinen – und sie hatte Angst. Dieser Sturm war mit nichts zu vergleichen, das sie jemals erlebt hatte. Es schien fast, als sei er selbst ein lebendes Wesen, das voll Hass unter jenen wütete, die es gewagt hatten, die Nunou zu betreten. Gnadenlos umtoste er die Talpungas und die Reiter, die hinter den Tieren Schutz gesucht hatten, riss ihnen Proviant, Decken und Wasserschläuche fort und überschüttete sie mit Unmengen von Sand. Dabei war es so dunkel, dass Ajana nicht einmal mehr sagen konnte, wie lange der Sturm schon andauerte, denn der wirbelnde Sand hatte den Himmel und mit ihm alles Licht verschluckt. Verbissen kämpfte sie darum, nicht noch weiter davongetragen zu werden, doch irgendwann waren ihre Kräfte erschöpft. Sie hatte dem Wüten des Sturmes nichts mehr entgegenzusetzen. Der verlockende Gedanke, allen Widerstand aufzugeben, schlich sich in ihr Bewusstsein, doch gerade als sie bereit war, der Versuchung nachzugeben, hörte das Brausen so schlagartig auf, wie es über sie gekommen war, und die Sonne schien ihr wieder ins Gesicht, als sei nichts geschehen. Mit dem Licht kehrte auch die Hitze zurück und mit ihr die Stille. Dann verließen sie die Kräfte, und es wurde dunkel.
     

     
    Wasser benässte Ajanas Lippen. Gierig versuchte sie mehr davon zu bekommen, doch das dünne Rinnsal versiegte, ehe sie ihren Durst löschen konnte. Mühsam richtete sie sich auf, öffnete die Augen und blickte direkt in Kruins dunkles Gesicht. Der Uzoma lächelte.
    »Mehr Wasser!«, ächzte Ajana mit ausgedörrter Stimme. Diesmal kam Kruin ihrer Bitte nach und reichte ihr den Wasserschlauch. Aber nicht lange genug. Kaum, dass Ajana ein paar Schlucke getrunken hatte, nahm er ihn ihr schon wieder fort. »Wir müssen sparsam sein!«, mahnte er.
    »Was ist geschehen?«, fragte Ajana, die sich mit aller Kraft zu erinnern versuchte. »Der Sandsturm … Wo sind die anderen?«
    »Der Heermeister und der Wunand sind noch auf der Suche nach den beiden vermissten Heermeistern«, erklärte Kruin. »Keelin hat den Falken ausgesandt, um nach den verstreuten Talpungas und den Pferden zu suchen, während die Elbin und die Wunand sich damit befassen, so viele Vorräte wie möglich aus dem Sand zu bergen.«
    »Ah!« Ajana atmete auf. Sie wollte noch etwas hinzufügen, als ein kurzes Aufblitzen aus dem Augenwinkel ihre Aufmerksamkeit weckte. Das Amulett! Ein eisiger Schrecken schoss ihr durch die Glieder. Es lag offen auf ihrem Gewand! Hastig schloss sie die Finger darum und warf dem Uzoma einen prüfenden Blick zu, doch dieser schüttelte nur den Kopf und sagte: »Ich weiß es schon.«
    »Ihr wisst …« Ajana starrte ihn an und wich furchtsam ein Stück zurück. »Ihr müsst mich hassen!«, stellte sie fast trotzig fest.
    »Hassen …«, erwiderte Kruin gedehnt. »Ich hasse jene eine, die mir das Liebste nahm, und ja, ich habe auch meine Feinde gehasst. Wie keinem sonst habe ich noch vor

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