Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
aus rohem Fleisch und hellrotem Blut. An anderen Stellen hatte der heiße Dampf die Haut so stark entstellt, dass Ajana den Blick abwenden musste, um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken.
    »Du verfluchte andaurische Hure! Was hast du getan?« Niemals zuvor hatte Ajana Keelin so außer sich erlebt. Auch er hatte sein Kurzschwert gezogen, war jedoch klug genug, sich der Hohepriesterin nicht zu nähern. »Der Heermeister war sehr unvorsichtig«, sagte Vhara von oben herab. »Selbstüberschätzung führt nur allzu oft zu einem tragischen Ende.« Sie lächelte siegesgewiss. »Lasst euch das eine Lehre sein«, drohte sie mit finsterem Blick, doch dann wurde ihre Stimme plötzlich sanft. »Aber ich will großzügig sein. Ich gewähre euch die Gunst, am Leben zu bleiben – wenn ihr mir im Gegenzug das Amulett übergebt, das der Elbenspross bei sich trägt.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und blickte die sechs selbstsicher an. »Überrascht?«, fragte sie lachend. »Dachtet ihr etwa, ich hätte euer Nahen nicht bemerkt?« Sie lachte laut. »Wie töricht ihr doch seid! Ich beobachte euch schon, seit ihr den Arnad überwunden habt, und kenne sehr wohl den Grund eures Kommens. Also, überlegt es euch gut. Ich bin bereit! Entscheidet ihr euch dagegen, werdet ihr nur allzu bald das Schicksal des Katauren …«
    Ein schriller Pfiff ertönte. Vhara wirbelte herum, doch die Bewegung kam zu spät, um Horus’ Angriff abzuwehren. Wie ein Pfeil stürzte der Falke vom Himmel herab, vergrub die Krallen in den Haaren der Hohepriesterin und hackte mit seinem spitzen Schnabel nach ihrem Gesicht. Vhara schrie vor Wut und schlug mit beiden Armen um sich, doch der Falke wusste sich geschickt zu wehren.
    Aus dem Augenwinkel sah Ajana, wie Keelin seinen Bogen zur Hand nahm, einen Pfeil auf die Sehne legte und kurz zielte. Dann sirrte der Pfeil durch die Luft …
    … und landete mit einem dumpfen Klacken auf dem porösen Gestein. Vhara war fort. So geheimnisvoll, wie sie aufgetaucht war, war sie im Bruchteil eines Augenblicks wieder verschwunden. Nur Horus flatterte noch an der Stelle, an der sie gestanden hatte, in den Krallen lange Strähnen schwarzen Haars.

 
     

     
     
    Bayard erlangte das Bewusstsein nicht wieder.
    Als die aufgehende Sonne zu ihrer vollen Kraft zurückfand, erlag der Katauren-Heermeister seinen schweren Verbrennungen, ohne die Augen noch einmal geöffnet zu haben.
    Inahwen schlug die Hände vor das Gesicht und trauerte stumm, Maylea schluchzte leise, und auch Ajana weinte um den Heermeister, der ihr so unerschütterlich zur Seite gestanden hatte und ihr zum verlässlichen Freund geworden war.
    »Er war ein großartiger Heermeister!«, hörte sie Abbas voller Bewunderung sagen. »Erfüllt von Gram und einer tiefen Trauer und doch ein Mann der Ehre. Ich wünsche ihm, dass er gefunden hat, was er all die Winter so schmerzlich vermisste.«
    »Er erzählte mir einmal, dass die Katauren glauben, die Seelen tapferer Krieger würden nach dem Tod in den Körpern prächtiger Hengste wiedergeboren«, sagte Keelin leise und fügte hinzu: »Für mich war er wie der Vater, den ich nie hatte. Immer wenn ich einem stolzen Hengst begegne, werde ich mich seiner erinnern.«
    Dem gab es nichts hinzuzufügen.
    Während Keelin, Abbas, Maylea und Kruin mit den Talpungas losritten, um Bayards sterblicher Hülle in einer der ausgedehnten, mit Sand gefüllten Mulden die letzte Ehre zu erweisen, saßen Ajana und Inahwen nebeneinander und starrten voller Sorge zur Höhle hinüber. Die Gefahr, dass die Hohepriesterin noch einmal erschien, war ihnen nur allzu bewusst, doch brachten sie es nicht übers Herz, Bayards Leichnam unbestattet zurückzulassen.
    »Was wird nun?« Ajana schaute Inahwen fragend an. Bayards überraschender Tod hatte ihre Zuversicht nahezu erlöschen lassen. Sie hatte so sehr auf den Heermeister vertraut, doch jetzt?
    »Wir gehen weiter!« Inahwen sah sie nicht an. »Wir haben eine Aufgabe übernommen und werden diese auch erfüllen.«
    »Aber sie weiß alles!« Ajana legte all ihre Mutlosigkeit in die Worte. »Diese Priesterin ist eine mächtige Magierin. Was können wir gegen sie ausrichten? Wir haben nichts …«
    »Wir haben die Magie der Runen!«, erwiderte Inahwen. »Isaz, die Eisrune, und Laguz, die Rune des Wassers. Die Magie der Hohepriesterin hingegen gründet sich auf die Macht des Feuers. Wenn es uns gelingt, zur Quelle dieser Magie vorzudringen, vermögen wir sie vielleicht zu zerstören. Wenn das

Weitere Kostenlose Bücher