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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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als Sieg dargestellt, doch innerhalb der Heerführung gab es geteilte Meinungen darüber, ob es nun wirklich ein Sieg oder nur das Innehalten einer Schlacht war. Gathorion hatte sich bisher nicht dazu geäußert; seine Worte aber machten deutlich, was ihn bewegte. »Sie haben keine andere Wahl«, sagte er leise, und Inahwen spürte, wie sehr er ein Ende der Kämpfe herbeisehnte. »Nördlich des Grinlortals gibt es kaum noch Holz, um die Feuer zu nähren. Die Falken berichten von weiten Strecken, die die Uzoma zurücklegen, um Brennholz zu schlagen. Auch an Nahrung dürfte es ihnen mangeln. Die Nebel über dem Arnad haben ihnen den Nachschub abgeschnitten, und die karge Steppe im Norden beheimatet nicht genügend Wild, um eine so große Zahl von Kriegern zu ernähren.« Er seufzte betrübt. »Mit den Lagaren haben sie ihre mächtigste Waffe verloren. Doch das hat nichts zu bedeuten. Nicht ihr Hass auf die Vereinigten Stämme, sondern die Verzweiflung wird es sein, die sie erneut angreifen lässt.«
    »Wie lange bleibt uns noch?« Angesichts solch düsterer Vorahnungen beschlich auch Inahwen ein ungutes Gefühl.
    »Wer vermag das zu sagen?« Gathorion schüttelte den Kopf und schaute zum Himmel hinauf wo sich die schlanke Silhouette eines Falken über der Festung erhob und nordwärts davonflog. »Die Kundschafter beobachten das Heer ohne Unterlass. Wir haben großes Glück, dass die Falken zurzeit unbehelligt über das feindliche Lager fliegen können. Den Berichten gemäß herrscht dort eine große Unruhe. Die Uzoma sind aufgebracht und zornig. Der Verlust ihrer Heimat und ihrer Familien muss sie tief getroffen haben. Die Moral der Truppen scheint zerstört. Noch trifft der Zorn der Krieger die eigenen Heerführer, aber es ist gewiss nur eine Frage der Zeit, bis er sich wieder gegen uns richtet. Ich kann nur hoffen, dass wir die Schäden an der Festung schon bald behoben haben.«
    »Dann war alles vergebens? Die Nebelsängerin kam zu spät?« Inahwen sah ihren Bruder von der Seite her an. Doch dieser blieb ihr die Antwort schuldig, denn in diesem Augenblick wurde dröhnender Trommelschlag im Heerlager der Uzoma laut.
    »Trommeln!« Die Furcht, ein neuer Angriff könne unmittelbar bevorstehen, schwang in der Stimme der Elbin mit. Ihr Blick schweifte voller Sorge über die unzähligen Feuer am anderen Ende der Schlucht, doch selbst mit ihren feinen Elfensinnen konnte sie nur schemenhaft die Gestalten erkennen, die sich im Schein der Flammen bewegten. »Was verkünden sie?«
    Gathorion antwortete nicht. Mit sorgenvoller Miene lauschte er weiter auf den Takt der Trommeln und ließ das Heerlager dabei nicht aus den Augen. »Sie versammeln sich«, stellte er schließlich fest.
    »Ein neuer Angriff?«
    »Bei den Göttern, ich hoffe nicht.« Gathorion blickte seine Schwester ernst an. »Wir werden es bald erfahren. Soeben ist ein Falke zu einem Erkundungsflug aufgestiegen. Er wird sehen, was die Schatten vor uns verbergen.« Mit diesen Worten wandte er sich um, zog sich das Burakifell enger um die Schultern und schickte sich an, die Brustwehr zu verlassen. »Begleite mich«, forderte er Inahwen auf. »Die Kundschafter werden wissen, was dort unten vor sich geht.«
     

     
    Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel herab. Der Luftzug, der über dem erhitzen Sand aufstieg, streifte Vharas Wangen und trug ihr einen durchdringenden Geruch von Schweiß und Blut zu. Die Ausdünstungen des Pferdekadavers, der nur wenige Schritte von ihr entfernt lag, wurden vom Wind weit in die Wüste hinausgetragen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Gestank jene Kreaturen anlockte, die ihr Leben aus dem Tod schöpften. Aasfliegen!
    Der Gedanke an Abertausende der verhassten Zweiflügler jagte Vhara einen Schauer über den Rücken und erinnerte sie daran, dass es aller Erschöpfung zum Trotz an der Zeit war, die Reise fortzusetzen.
    Blinzelnd öffnete sie die Augen. Ringsum erhoben sich die Dünen in windgeformter Eintönigkeit wie ein endloses rotes Meer aus trockenem Sand. Nur weit im Nordwesten, dort wo die Wüste den Horizont berührte, bot sich ihrem Auge ein wenig Abwechslung. Hier zeichneten sich die Ausläufer der Orma-Hereth, der feurigen Berge, wie die Vulkankette von den Uzoma ehrfürchtig genannt wurde, als dunkle Linie am Horizont ab. Vhara hätte die Entfernung nicht zu schätzen vermocht, doch sie wusste, dass die Berge noch mindestens zwei Tagesritte entfernt waren.
    Zwei Tagesritte. Seufzend wandte sie sich dem toten Rappen

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