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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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breite Krempe beschattete sein Gesicht und verhinderte, dass sie seine Züge erkennen konnte.
    Auf unbestimmte Weise wirkte er auf Vhara vertraut. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie fand keine Antworte darauf, wo sie ihm schon einmal begegnet sein konnte. Er war allein und trug keine Waffe – und er musste zu Fuß gekommen sein.
    Ein rascher Blick genügte, um ihre Vermutung bestätigt zu wissen. Kein Pferd war zu sehen. Doch eines ließ sie stutzen: Er hatte keine Spuren im Sand hinterlassen.
    »Wer bist du?«, fragte sie schneidend.
    »Du siehst gesund aus, Hohepriesterin.« Die Stimme war alterslos, bar jeden Gefühls und ebenso unergründlich wie die ganze Erscheinung. Doch war sie zweifelsfrei männlich. »Erstaunlich gesund.«
    »Was hast du erwartet?« Vhara versuchte Zeit zu gewinnen. Solange er mit ihr sprach, bestand keine unmittelbare Gefahr.
    Ich muss mich erinnern!
    »Die Frage ist nicht, was ich, sondern was andere erwarten.« Der Fremde blieb gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Bewegung trug Vhara erneut den Geruch von Ecolu zu, und sie wagte einen Versuch. »Du kommst aus Udnobe!«, sagte sie bestimmt, als habe sie bereits alles durchschaut. »Die Kaziken haben dich geschickt. Sie wollen sicher gehen, dass ihr Plan, mich zu töten, aufgegangen ist.«
    »Sagen wir, ich wollte wissen, wie es dir geht.«
    Wieder so eine nichts sagende Antwort. Vhara grollte im Stillen. Dennoch … Eine Stimme flüsterte ihr zu, dass der Fremde sie nicht angreifen würde. »Nun, wie du siehst, geht es mir gut«, herrschte sie ihn in einem Ton an, als spräche sie mit einem Dienstboten. »Also verschwinde und lass mich allein.«
    »Du bist bereits allein.«
    Vhara glaubte die Spur eines Lachens in den Worten zu hören. »Wenn du gekommen bist, um mir das zu sagen, hast du den Weg vergebens zurückgelegt«, erwiderte sie hoheitsvoll. »Ich weiß sehr wohl, was in Udnobe vor sich …«
    Udnobe!
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder, wo ihr der Mann schon einmal begegnet war. In Udnobe, unmittelbar vor ihrem Aufbruch. Aus den Schatten zwischen den Hütten heraus hatte er das Geschehen auf dem Platz verfolgt und war dann …
    »Es überrascht mich, dass du es bemerkt hast«, sagte der Fremde, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    »Du warst dort!«, keuchte Vhara auf. »Du warst in Udnobe, als die Kaziken ihren teuflischen Plan beschlossen.«
    »Ich war dort, und jetzt bin ich hier«, entgegnete er leichthin. »Doch nicht die Vergangenheit ist es, die dein Augenmerk fordert. Die Gegenwart solltest du beachten.«
    »Die Gegenwart besteht aus Sand und Hitze«, schnaubte Vhara verächtlich. »Ich wüsste nicht, was es da zu beachten gäbe.«
    »Den richtigen Weg zu wählen.«
    »Ich kenne mein Ziel.«
    »Das Ziel oder nur den Ort einer weiteren Niederlage?«
    »Wie kannst du es wagen?« Mit einer jähen Bewegung brachte Vhara den Dolch wieder in ihren Besitz. Auf ihr Zeichen hin erhob er sich blitzend aus dem Sand und kehrte wie von Geisterhand getragen zu ihr zurück. »Schluss mit deinen anmaßenden Worten«, stieß sie erbost hervor, während sich ihre Finger um das Heft der Klinge schlossen. Zornig machte sie einen Schritt auf ihr Gegenüber zu. »Und jetzt raus mit der Sprache: Was willst du?«
    »Ich bin gekommen, um dir die Vollkommenheit deiner Niederlage zu offenbaren.« Den Fremden schien Vharas Gebaren nicht im Geringsten zu beeindrucken. »Der Plan deines Meisters ist gescheitert. Du hast … ihr beide habt verloren.« Mit der Hand vollführte er eine kreisende Bewegung in der Luft. »Sieh gut hin!« Die Luft zwischen ihm und Vhara wirkte plötzlich wie die aufgewühlte Oberfläche eines Sees. Das Sonnenlicht brach sich an den gekräuselten Wellen in den verschiedensten Farben und machte es Vhara unmöglich, hindurchzusehen. Als die Wellen sich beruhigten, zeigte sich auf der Fläche das Bild einer großen Gruppe Uzomakrieger, die sich dicht gedrängt um etwas scharten, das sie nicht erkennen konnte. Obgleich der Himmel über den Kriegern noch erhellt war, warfen die steil aufragenden Bergwände dunkle Schatten auf den Platz der Versammlung, der nur spärlich vom Schein eines Feuers erhellt wurde.
    Kein Zweifel, es war das Heerlager der Uzoma.
    »Was hat das zu bedeuten?« Vhara spürte selbst, dass ihr gelangweilter Tonfall wenig überzeugend wirkte.
    »Geduld.«
    Das Bild bewegte sich. Langsam erweiterte sich der Blick und wanderte über die Rücken der versammelten Krieger hinweg auf den

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