Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin
aus hellen, mit einer würzigen Paste gefüllten Teigfladen nur zu gern die ihnen angebotenen Schlafstätten bezogen.
Am späten Nachmittag folgte das überraschende und gleichermaßen glückliche Wiedersehen mit Maylea. Keiner der drei hatte damit gerechnet, die junge Wunandamazone hier wieder zu sehen, und so zogen sich die vier schließlich zurück, um sich darüber auszutauschen, wie es ihnen ergangen war.
Was sie von Maylea erfuhren, machte sie sehr betroffen. Erschüttert hörten Ajana, Keelin und Bayard, was Maylea über ihre Befreiung durch Abbas und das schreckliche Ende des jungen Wunand zu berichten wusste.
Die Nachricht nahm jeder auf seine Weise auf. Während Bayard ein kurzes Gebet für Abbas sprach, dessen selbstlose Kühnheit er lobte und dem er nach Art der Katauren wünschte, ein stolzer Hengst möge fortan seine Seele tragen, schwieg Ajana nur betroffen.
Auch Keelin sagte nichts. Der Falkner hatte Tränen in den Augen und starrte schweigend auf einen Punkt am anderen Ende des Tals, während er in Gedanken Abschied von dem einzigen Menschen nahm, den er je seinen Freund genannt hatte.
Auch Maylea litt sehr. Neben der Trauer um den guten Freund wurde sie von tiefen Schuld- und Schamgefühlen geplagt, die erneut mit ungeahnter Heftigkeit auflebten, als sie den anderen von den Ereignissen in Udnobe berichtete. So bekannte sie offen, dass es unter den Wunand gemeinhin als Schande galt, von einem Mann gerettet zu werden, und machte keinen Hehl daraus, wie sehr sie sich dafür schämte, feige davongerannt zu sein, statt sich dem Feind entgegenzustellen.
Die eigenen Vorwürfe lasteten schwer auf ihr. Sie gab sich eine Mitschuld an Abbas’ Tod, obwohl angesichts der schweren Verletzungen ein jeder Verständnis für ihr Verhalten aufbrachte. Das Gefühl, versagt zu haben, konnte ihr jedoch niemand nehmen.
Dessen ungeachtet gelang es ihr, echte Freude zu zeigen, als sie erfuhr, dass es Ajana allen Gefahren zum Trotz gelungen war, die Nebel über dem Arnad neu zu weben. Sie äußerte die Hoffnung, dass nun endlich Frieden einkehren würde in Nymath, und Bayard nutzte die Gelegenheit, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Während die anderen ihm schweigend lauschten, sprach er voller Hoffnung von der Zukunft Nymaths und auch davon, dass die Zeit des Tötens nun endlich ein Ende hätte.
Als die Schatten länger wurden, gesellte sich Oona zu ihnen. Die junge Vaughn gab sich zurückhaltend und eher einsilbig, wie sie es häufig tat, wenn man sie mit Fragen bestürmte. Sie hieß die vier zu warten, bis Ylva die Zeit fände, eingehend mit ihnen zu sprechen. Das Einzige, was sie von der jungen Vaughn erfuhren, war, dass noch nicht alle, die erwartet wurden, eingetroffen waren.
So saßen sie beisammen, bis sich am Himmel die ersten Sterne zeigten. Als ein kühler Windhauch von den fernen Schneefeldern heranstrich, zogen sie sich zum Schlafen in die warmen Höhlen zurück, wo ihnen zum ersten Mal seit dem Aufbruch vom Pass eine friedliche und ungestörte Nachtruhe zuteil wurde. Sie bemerkten weder die Ankunft der drei Uzoma, noch wurden sie Zeuge des nächtlichen Eintreffens von Inahwen, Artis und Tarun, die das immergrüne Tal erst kurz vor der Morgendämmerung erreichten.
Die drei Abgesandten der Festung hatten einen langen und beschwerlichen Ritt über das Pandarasgebirge hinter sich gebracht. Begleitet von einer fünfzig Mann starken Eskorte, hatten sie sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einen Weg durch die knietiefen Schneemassen gebahnt, die das Grinlortal versperrten, und ihr Ziel, wie es in der Botschaft beschrieben war, erst bei Einbruch der Dämmerung erreicht. Dort waren sie von fünf Vaughn-Kriegern auf Mahouis erwartet worden. Der Anführer hatte sie freundlich begrüßt, ihnen jedoch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie die Reise nur dann fortsetzen konnten, wenn die Eskorte zum Pass zurückkehrte. Artis, der nach wie vor eine Falle vermutete, hatte sich vehement dagegen gewehrt, und auch Tarun, der Fath-Heermeister, war schwerlich davon zu überzeugen gewesen, dass ihnen keine Gefahr drohte, obgleich sie in den Bergen nirgends auch nur eine Spur der Uzomakrieger gesehen hatten.
Inahwen hingegen hatte ganz auf ihre Eingebung vertraut und nach kurzen Verhandlungen mit den Vaughn entschieden, die Eskorte selbst gegen den eindringlichen Rat der beiden Heermeister zurückzuschicken. Anders als ihre Begleiter hatte sie, nachdem sie die sagenumwobenen
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