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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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verlangtest Krieger«, zischte die Serkse drohend. »Und Krieger gebe ich dir. Diese dreißig mögen dürr und zerbrechlich wirken, doch besitzen sie eine mächtige und zerstörerische Kraft. Gib ihnen ein Ziel, und sie werden es nachhaltiger vernichten, als ein Heer von tausend Kriegern es jemals vermag.«
    »So?« Vhara verzog geringschätzig das Gesicht und betrachtete die Geschöpfe, in die sie so große Erwartungen gesetzt hatte, voller Abscheu. Sie hatte auf Krieger gehofft. Ein gewaltiges Heer, geboren aus der Glut des Wehlfangs, das die Heimat der Vereinigten Stämme im Sturm überrannte. Diese widerwärtigen Kreaturen waren wahrlich nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. »Wo sind ihre Waffen?«, fragte sie abschätzend.
    »Waffen?«, erwiderte die Serkse in einem Ton, als habe Vhara sie beleidigt. »Die Geschöpfe des Wehlfangs benötigen keine Waffen. Sie selbst sind Waffen. Nichts kann sie aufhalten oder vernichten. Sie sind das Feuer. Was immer sie berühren, wird verbrennen.«
    Was immer sie berühren, wird verbrennen … Bei diesen Worten horchte Vhara auf. In Nymath stand der Winter vor der Tür. Die Vereinigten Stämme waren für lange Zeit auf das angewiesen, was sie an Vorräten hatten einlagern können. Ein arglistiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich ausmalte, welch verheerende Folgen allein der Verlust von Kornspeichern für die Menschen hätte. Und plötzlich wusste sie, was sie tun würde.
     

     
    Als sich die Feuerkrieger aus der Glut erhoben, strich ein leises Seufzen aus weiter Ferne durch die andächtige Stille in der Halle der Schlafenden. Ihm folgte ein leichter Wind, nicht mehr als der Hauch eines Atems, doch kräftig genug, um den uralten Staub auf dem Bett steinerner Blüten aufzuwirbeln, auf dem die anmutige Gestalt der schönsten aller Göttinnen ruhte.

    Die ruhelos wallenden Nebel am Fuß des Berges verharrten in gespannter Erwartung, doch der Ton wiederholte sich nicht. Nichts rührte und nichts regte sich mehr in der Ruhestätte der Schlafenden Götter.
    Alles schien so leblos und verlassen wie seit Hunderten von Wintern, doch die Nebel hatten das Erbeben der Macht gefühlt und spürten, dass sich etwas verändert hatte.
     

     
    Ajana erwachte von dem Geräusch, als das Burakifell vor dem Eingang zu ihrem Schlafraum zur Seite geschoben wurde.
    »Bist du schon wach?«
    Es war Mayleas Stimme.
    »Fast.« Ajana reckte sich und gähnte. Zum ersten Mal seit vielen Nächten hatte sie tief und fest geschlafen, ohne quälende Furcht und die ständige Sorge, von Feinden überrascht zu werden. Gern hätte sie das Gefühl von Geborgenheit und behaglicher Wärme in den Höhlen noch eine Weile still und ganz für sich allein genossen, aber Maylea war bereits eingetreten. Die junge Wunandamazone trug den einen Arm in einer Schlinge und einen hellen Verband um den anderen sowie um den Kopf. Dort, wo das Gewand einen Blick auf die Haut zuließ, waren die Narben der Misshandlungen und des ausgestandenen Abenteuers noch deutlich zu sehen, doch unter der Fürsorge der Vaughn-Heilerinnen war ihre Genesung schon erstaunlich weit vorangeschritten. Von den kleineren Schnitt- und Schürfwunden waren nur mehr dünne rote Linien geblieben, während eine getrocknete Paste aus grünen Heilpflanzen die entzündeten Stellen bedeckte.
    »Wie fühlst du dich?«, wollte Maylea wissen.
    »Gut!« Ajana schlug die dünne gewebte Decke zur Seite und setzte sich auf. Sie trug ein helles, fein gewebtes Untergewand, das Oona ihr am Vorabend gegeben hatte und das sich fast wie Baumwolle anfühlte. Es war ihr etwas zu klein, aber so angenehm zu tragen, dass Ajana es am liebsten gar nicht mehr ausgezogen hätte.
    Als sie zu der kleinen Truhe blickte, auf die sie ihre Kleidung am Abend gelegt hatte, sah sie dort nur noch ihr Schwert in der ledernen Scheide liegen. »Wo sind meine Sachen?«, fragte sie verwundert.
    »Keine Sorge, du bekommst sie bald zurück«, erklärte Maylea. »Oona hat sie geholt, als du schliefst. Nach der langen Reise zum Arnad hatten sie eine Säuberung dringend nötig.«
    »So wie ich.« Ajana nickte, machte ein unglückliches Gesicht und fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch das verfilzte Haar. »Jetzt weiß ich auch, warum hier alle die Haare geflochten tragen«, murmelte sie seufzend und schüttelte sich ein paar Sandkörner, die der Sturm dort zurückgelassen hatte, aus dem Haar. »Meine Haare müssten dringend gewaschen werden.« Sie rümpfte die Nase und fügte

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