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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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stürzten mit gellenden Schreien zurück in die Fluten.
    Die Kreaturen am Rand der Klippe achteten nicht auf jene, die den mühsamen Aufstieg von Neuem beginnen mussten. Mit ungelenken und schwerfälligen Bewegungen machten sie sich auf den Weg ins Landesinnere. Getrieben von einem tief verwurzelten Hass auf alles Lebende und einem unstillbaren Hunger nach Wärme, bewegten sie sich langsam von dem Wehlfang-Graben fort, um ihr zerstörerisches Werk zu beginnen.
    Ihr erstes Ziel lag kaum hundert Schritte entfernt.
    Die fünfzig kuppelartigen Hütten aus Schilfgeflecht waren mit einer dicken gelben Staubschicht bedeckt. Dicht gedrängt standen sie beieinander, während ein doppelt mannshoher Zaun aus gespitzten Palisaden die kärglichen Behausungen von allen Seiten umschloss.
    Es war still. Totenstill.
    Nichts rührte sich im Schatten der Hütten, und auch in dem flachen Lehmziegelbau einige Schritte von den Palisaden entfernt schien es kein Leben mehr zu geben. Wer immer hier gewohnt hatte, der hatte diesen Ort vor nicht allzu langer Zeit verlassen. Eine der drei hölzernen Türen, die hineinführten, stand offen und schwang quietschend im Wind. Eine andere war völlig zerstört und bestand nur noch aus zersplittertem Holz. Unzählige Tonkrüge und eiserne Ketten lagen so wirr verstreut herum, als habe ein Riese damit gespielt. Die Asche der erkalteten Feuerstellen hatte der Wind längst davongetragen. Doch tief im Boden gab es noch einen spärlichen Rest von Glut.
    Glut!
    Wärme!
    Wie Süchtige stürzten sich die schwarzen Kreaturen auf die Feuerstellen und verschmolzen seufzend mit den Resten der Asche, während ihre menschliche Gestalt zu Staub zerfiel.
    Einige Herzschläge lang geschah nichts, dann zerbarst die erste Feuerstelle in einem gewaltigen Funkenregen, der alles im Umkreis von zwanzig Schritten in Brand setzte. Weitere folgten, und bald standen sämtliche Gebäude in Flammen. Binnen kürzester Zeit wurden sie Opfer einer gewaltigen Feuersbrunst, die die fünfzig Hütten verschlang und von dem Lehmziegelgebäude nur verkohlte Mauerreste übrig ließ.
    Niemand kam, um die Flammen zu löschen.
    Nur eine kleine sandfarbene Eidechse mit eindrucksvollem Rückenschild und eine schemenhafte Gestalt, die sich im Schatten einiger Felsen bewegte, wurden Zeuge des Unglaublichen, das sich an diesem Morgen an den Ufern des Wehlfangs zutrug.
     

     
    Wieder strich ein Seufzen durch die ewige Halle, in der sich die alten Götter zur Ruhe begeben hatten. Nichts Böses, nichts Unheimliches lag darin. Das Seufzen war nicht mehr als das unwillige Ächzen eines Schläfers, der sich in seinem tiefen, traumlosen Schlummer gestört fühlt, wenn auch lauter und kräftiger als zuvor. Eine Spur von Ärger schwang darin mit. Der Wind, der dem Seufzen folgte, war nicht länger nur der schwache Hauch eines Atemzugs. Diesmal blies der Luftzug den Staub von den steinernen Blüten, trieb ihn vor sich her, als spiele er damit, und gab den Blick frei auf winzige Risse, die die makellosen Blütenblätter durchzogen.
    Die Nebel am Fuß des Berges hielten ein weiteres Mal inne, doch sie warteten vergebens. Die Ahnung von Macht war erneut durch die Halle gestrichen, und wieder war sie so schnell entschwunden, wie sie gekommen war. Diesmal jedoch hatte sie etwas zurückgelassen, das die Nebel dankbar aufnahmen – ein Gefühl von Hoffnung.
     

     
    Ajana war aus dem Bad gestiegen, hatte sich in ein großes Tuch gehüllt und sich neben Inahwen auf die warme, steinerne Bank gesetzt. Mit einem grobzackigen, geschnitzten Knochenkamm versuchte sie die nassen und verfilzten Haare zu entwirren.
    Sie waren allein. Die drei Frauen und die beiden Kinder hatten den unterirdischen Weiher schon vor geraumer Zeit verlassen, und niemand war hinzugekommen. So hatten sie Gelegenheit, sich ungestört all das zu erzählen, was seit Ajanas Aufbruch zum Arnad geschehen war.
    »Du hast Nymath gerettet«, meinte Inahwen abschließend und fügte hinzu: »Damals in der Festung glaubtest du nicht an das Schicksal, doch das Schicksal glaubte stets an dich.« Sie lächelte. »So wie wir alle. Und wir taten gut daran. Du hast vollbracht, wozu niemand außer dir fähig gewesen wäre!«
    »Das ist nicht ganz richtig.« Es kostete Ajana viel Kraft, die lobenden Worte der Elbin zurückzuweisen, doch ihre innere Zerrissenheit war zu groß, als dass sie die Anerkennung ohne Widerspruch hätte hinnehmen können. »Ihr sagt, ich hätte Nymath gerettet, aber ich kann Eure

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