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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ihnen höflich zunickten, doch die neugierigen Blicke, mit denen man sie musterte, entgingen Ajana nicht. Kein Wunder bei meiner Größe, dachte sie und bückte sich wohl zum hundertsten Mal, um sich den Kopf nicht an der niedrigen Tunneldecke zu stoßen.
    »Ist es noch weit?«, wandte sie sich an Maylea.
    »Wir sind da.« Lächelnd deutete Maylea auf einen großen Durchbruch in der Tunnelwand, der mit zwei Burakifellen verhängt war. »Folge mir.«
     
    Ajana war neugierig, was sie hinter den Fellen erwarten würde, doch was sie beim Eintreten erblickte, übertraf selbst ihre kühnsten Vorstellungen.
    Unmittelbar hinter dem Eingang erstreckte sich eine geräumige, nahezu kreisrunde Höhle. Die gewölbte Decke war mit dichtem Moosgeflecht bedeckt, das auch hier mildes grünliches Licht verströmte und nahezu die gesamte Höhle erleuchtete.
    An den Wänden hatten die Vaughn einen breiten Sims aus dem porösen Gestein herausgearbeitet, der wie eine Bank rings um die Höhle herumführte. Der Boden war ebenfalls bearbeitet worden. Drei unterschiedlich breite, kreisförmige Stufen verliefen wie Ringe um ein mit dampfendem Wasser gefülltes Becken von gut sechs Metern Durchmesser, in dem immer wieder Blasen vom Grund an die Oberfläche traten.
    Zu Ajanas Erstaunen waren sie nicht die Ersten, die die Höhle an diesem Morgen aufsuchten. Drei junge Vaughn-Frauen saßen unbekleidet am Rand des unterirdischen Teiches und beobachteten zwei Kinder, die im Wasser spielten. Hin und wieder spritzten sie sich lachend Wasser zu. Als Ajana und Maylea eintraten, blickten sie kurz auf und grüßten freundlich, fuhren dann aber sogleich mit dem Spiel fort.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Höhle saß eine Frau in eine Decke gehüllt auf der Bank. Der Dunst des Wassers verhinderte, dass Ajana sie genauer erkennen konnte. Ihre Überraschung war daher umso größer, als sich die Frau erhob und um das Becken herum auf sie zukam.
    »Inahwen!« Glücklich über das unverhoffte Wiedersehen, eilte Ajana auf die Elbin zu. Erst im letzten Augenblick unterdrückte sie den Impuls, sie in die Arme schließen zu wollen, weil sie fürchtete, dass diese Form der Begrüßung bei den Elben nicht üblich war.
    »Ajana!« Inahwen streckte ihr beide Hände entgegen und lächelte. »Ein wahrlich seltsamer Ort für ein Wiedersehen, aber ich freue mich, dich unversehrt hier anzutreffen.« Ihr Blick wanderte zu Maylea und für einen Augenblick trübte Sorge die Freude. »Du bist verletzt«, stellte sie mitfühlend fest.
    »Das sieht schlimmer aus, als es ist«, winkte Maylea ab. »Ich hatte großes Glück. Die Vaughn verfügen über erstaunliche Heilmethoden. Nicht mehr lange, und ich kann damit beginnen, mir eine neue Feuerpeitsche anzufertigen.« Ihr Blick wanderte von Ajana zu Inahwen und wieder zurück, dann fügte sie etwas unbeholfen hinzu: »Na, ich … ich werde dann besser gehen. Die Heilerinnen gestatten mir noch nicht zu baden. Ich sehe nach, ob Ajanas Kleidung schon bereit ist«, erklärte sie und fügte hinzu: »In den warmen Höhlen trocknet alles sehr schnell.« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich um und schlüpfte hinaus.
    »Ich hoffe, sie ist nicht verärgert.« Betroffen schaute Ajana ihrer Freundin nach.
    »Keine Sorge.« Inahwen schüttelte den Kopf, setzte sich wieder und bedeutete Ajana, neben ihr Platz zu nehmen. »Sie weiß, dass wir viel zu besprechen haben, und will gewiss nicht stören.« Die Elbin lächelte und deutete auf den Weiher. »Doch ehe wir uns mit Vergangenem befassen, solltest du zunächst das tun, wonach es dich so sehr verlangt. Das Wasser entspringt unterirdischen Quellen und ist sehr warm. Es wird dir gut tun.«
     

     
    Die Sonne hatte das erste Viertel ihrer Himmelsbahn gerade erst vollendet, als sich knorrige Finger langsam über den Rand der Klippe schoben, deren senkrechte Wand den Wehlfang-Graben begrenzte. Hundert Fuß darunter strömte der tödliche Mahlstrom aus Glut und Flammen dahin, der weit im Süden in den schwarzen Ozean mündete.
    Die trockene Erde war hart wie Stein und von scharfkantigen Rissen durchzogen, doch sie bot den Fingern ausreichend Halt. Die suchenden Gliedmaßen krallten sich in Spalten und Vertiefungen, und wenige Augenblicke später zogen sich eine Hand voll grauenhaft entstellter Körper über den Rand des Abgrunds. Andere waren weniger geschickt. Obwohl es einen schmalen, ausgetretenen Pfad gab, der sich an der Klippe hinaufschlängelte, glitten sie immer wieder aus und

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