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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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vergessen, dass es für den Triumph des Bösen genügt, wenn die Guten untätig sind. Natürlich ist niemand in seinem Handeln unfehlbar, und nur Wenige vermögen zu ermessen, welche Folgen ihre Taten im Lauf der Winter haben werden. Aber wie Gaelithil, so hast auch du getan, was die Lage erforderte, und wie sie hast du richtig gehandelt. Ohne dich wären Tausende gestorben. Die Uzoma stünden bereits vor den Toren Sanforans und …«
    »… und dennoch tut sie recht daran zu zweifeln«, ertönte in diesem Augenblick eine Stimme vom Eingang her. Eines der Felle wurde zurückgeschlagen, und eine dunkelhäutige junge Frau mit kurz geschnittenem schwarzem Haar betrat das Gewölbe. Sie trug die helle Gewandung der Vaughn, aber es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass sie keine Angehörige des kleinen Volkes war.
    Sie war eine Uzoma – und sie hatte gelauscht.
    Ajana war sprachlos. Nie zuvor hatte sie eine Uzomafrau aus der Nähe gesehen. Nicht im Traum hätte sie damit gerechnet, in diesem abgelegenen Tal auf eine Uzoma zu treffen – schon gar nicht hier an diesem unterirdischen See. Inahwen hatte ihr zwar von dem Tribunal berichtet, das die Vaughn planten und an dem auch Vertreter der Uzoma teilnehmen würden. Doch dass eine Frau unter den Abgesandten war, davon hatte sie nichts gesagt.
    Wie es schien, hatte sie es auch nicht gewusst. Für den Bruchteil eines Augenblicks wirkte sie ebenso überrascht wie Ajana, hatte sich aber schnell wieder im Griff und sagte streng: »Bei meinem Volk ist es nicht gestattet, die Gespräche Fremder zu belauschen.«
    »Ich habe nicht gelauscht. Jedenfalls nicht bewusst.« Die junge Uzoma machte eine entschuldigende Geste und deutete auf den unterirdischen Weiher. »Dieses Bad ist allen Frauen frei zugänglich«, erklärte sie ohne Reue. »Ich kann schließlich nichts dafür, dass man eure Stimmen auch draußen hören kann.« Sie ging auf die gegenüberliegende Bank zu, legte das bunt gewebte Tuch ab, das sie mit sich führte, und kleidete sich aus.
    Inahwen ging nicht weiter darauf ein. Ohne die Fremde auch nur eines Blicks zu würdigen, erhob sie sich und wandte sich wieder an Ajana: »Ich muss jetzt gehen«, erklärte sie mit einer Spur von Verärgerung in der Stimme. »Begleitest du mich?«
    »Ich …« Unschlüssig wanderte Ajanas Blick von der Elbin zur Uzoma und wieder zurück. Sie wollte Inahwen auf keinen Fall kränken oder verärgern. Andererseits war sie auch neugierig und hätte gern ein paar Worte mit der Fremden gewechselt. »Ich muss noch auf Maylea warten«, sagte sie schließlich, froh, einen nachvollziehbaren Grund für ihr Verweilen gefunden zu haben. »Sie wollte mir saubere Kleidung bringen. Außerdem«, sie hob eine hoffnungslos verknotete Haarsträhne in die Höhe, »bin ich noch nicht ganz fertig.«
    »Ich verstehe.« Inahwen lächelte, aber ihre Stimme blieb kühl. »Wir sehen uns beim Essen. Danach können wir uns sicher wieder in Ruhe unterhalten.« Mit diesen Worten verließ sie das Bad.

 
     

     
     
    Beißender Rauch hing träge in der windstillen Luft, als sich das letzte Feuerwesen mühsam über den Rand des Abgrunds zog.
    Sieben Mal, viel öfter als jede andere ihrer Art, hatte die Kreatur aus Glut und Asche den Kräfte zehrenden Aufstieg begonnen – sechs Mal vergeblich. Jeder neue Versuch emporzuklettern war schwerer gefallen als der vorangegangene, doch statt Erschöpfung hatte das Wesen nur den unbändigen Hunger verspürt, der mit jedem vergeblichen Versuch weiter anschwoll und es fast zur Raserei trieb.
    Brennen!
    Der Hunger und die Gier nach Wärme trieben es unbarmherzig voran.
    Brennen!
    Wie einen Süchtigen verlangte es die Kreatur nach den verzehrenden Flammen und der Wärme, die sie in sich bargen.
    Glut!
    Der Wehlfang war heiß, aber dort war es ihm und den anderen seiner Art nicht gestattet zu verweilen. Und so waren sie gezwungen, sich auf die Suche nach anderen Feuern zu machen, in denen sie ihr Verlangen für eine kurze Weile stillen konnten, um dann die Jagd nach Wärme aufs Neue zu beginnen.
    Witternd richtete sich das schwarze Wesen am Rand des Abgrunds auf und stakste mit eckigen, unbeholfenen Schritten auf die nahe Siedung zu. Hätte es sehen können, was es erwartete, es hätte sich die Mühe erspart, doch die rot glühenden Augen in den schwarzen Höhlen waren nurmehr grausiges Blendwerk und nicht dazu gedacht, ihm ein Bild der Umgebung zu vermitteln. Denn es war blind.
    So irrte es weiter zwischen den verbrannten Hütten

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