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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zu führen.
    »Unmöglich!« Mit komischer Gebärde wies er Violets Hand zurück, die ihm noch eine saftige Frucht aufdrängen wollte.
    »Keine Angst, Ronald! Es sind keine Venusäpfel. Mitgebracht aus Buena Vista. Du aßest sie doch immer so gern. Hortense dachte daran, als wir fortflogen.«
    Lees Auge ging zärtlich zu der Geliebten, die den Blick leicht errötend zurückgab. Da konnte er nicht länger widerstehen. Er nahm die Frucht und biß hinein. Verstohlen fanden sich ihre Hände.
    Van der Meulen saß in tiefem Nachdenken. Schon am Nachmittag des gestrigen Tages war die Nachricht vom Lager des Stern von Südafrika zu ihm gedrungen, daß Canning am Morgen das Lager verlassen habe und noch nicht zurückgekehrt sei. Eben war Oberst Robartson bei ihnen gewesen und hatte ihm mitgeteilt, daß Canning immer noch nicht zurück sei und daß die ausgesandten Gefährten ihn trotz eifrigen Suchens noch nicht gefunden hätten. Er hatte um Unterstützung gebeten. Van der Meulen hatte ihm bereitwillig ein paar der Leute, die mit General Serrato gekommen waren, mitgegeben.
    Wo war Canning? War ihm was zugestoßen? Vielleicht gar etwas Ähnliches wie Ronald Lee… Die Rätsel der Venus, immer dunkler, undurchdringlicher wurden sie.
    Der Blick auf Lee, der in die Frucht biß, lenkte seine Gedanken zu dem Gespräch.
    »Das wäre ja noch schöner, wenn die Venus nicht auch solche ähnlichen köstlichen Früchte hervorbrächte«, fiel er in das Gespräch ein. »Natürlich nicht hier. Weiter im Süden, wo die Sonne stärker wirkt. Und sollte wirklich die Natur versagen, so sollen schon die nächsten Schiffe als Gastgeschenk die ersten Bäume mitbringen. Wir selbst würden sie pflanzen… Doch kann ich nicht glauben, daß dieses wundervolle, fruchtbare Land nicht auch an eßbaren Früchten reich sein sollte. Ah, kaum kann ich den morgigen Tag erwarten, wo wir eine Erkundungsfahrt machen wollen. Ich brenne darauf, die Fauna und Flora einer neuen Welt kennenzulernen.«
    Lee nickte freudig.
    »Gewiß! Auch ich kann es kaum erwarten, die Schönheiten, den Reichtum von Nova America kennenzulernen.« Seine Arme machten ein paar kräftige Bewegungen, sein Körper straffte sich.
    »Doch warum erst morgen? Heute! Und wenn wir auch nicht gleich den ganzen Erdteil erkunden wollen… Warum den Genuß so schnell genießen… Wenn wir vorerst die nördlichen Breiten erkunden? Eine Rundfahrt… Der Nachmittag wäre vollauf genügend! Wir fliegen selbstverständlich!«
    »Ronald!« Von beiden Seiten legten sich zwei Frauenhände auf seine Schultern. »Das wäre leichtsinnig! Du bist noch zu schwach. Ein Rückschlag…«
    »Ich schwach? Riesenkräfte fühle ich in mir! Und wenn sie doch versagen sollten, zwei treue Stützen hätte ich.« Er legte die Arme um die Schultern der Mädchen, zog sie an sich.
    »Herr General!« Seine Stimme rief laut über den Platz hinweg. »Wir fliegen heute mittag. Die erste Patrouillenfahrt in unser neues Reich, wo überall die Flaggen der Heimat wehen.«
    Serrato kam eilig dahergeschritten. »Mr. Lee, Sie fühlen sich schon stark genug, heute zu fahren?«
    »Gewiß, Herr General. Es ist ja nur ein Vergnügungsflug des Jonas Lee. Hierra wird ihn führen.«
    Als dann auch der Widerstand Royas’ überwunden war, wurden die Vorbereitungen getroffen. Noch hatte die Sonne den Scheitelpunkt nicht erreicht, als sich alle in das startbereite Raumschiff begaben. Hierra, der mit dem Glas die Wolkenbildung des Himmels untersuchte, wandte sich jetzt zu Lee.
    »Ich fürchte, wir müssen in geringer Höhe fliegen. Allem Anschein nach werden die Wolkenbänke sich mit dem Fortschreiten der Sonne dichter über den Venusboden ziehen. Wir müssen, um Sicht zu haben, tief fliegen. Die Folge ist, daß wir auch langsam fliegen müssen, um dem Blick Zeit zu geben, das Gesehene zu erfassen.«
    »Das schadet nichts«, fiel van der Meulen ein, »mir liegt gerade daran, die Bodenbeschaffenheit und die Tierwelt genauer zu beobachten.«
    Gleich darauf erhob sich der Jonas Lee in die Luft und flog in der Richtung nach Osten. Beim Einsteigen war Lee der Gedanke gekommen, zunächst das Meridiangebirge anzufliegen, um dann seinen Verlauf nach Norden zu verfolgen. Dabei sollte der Versuch gemacht werden, einen Meridian durch möglichst markante Berggipfel festzulegen; denn es gab Gründe genug, eine baldige trigonometrische Vermessung von Nova America in die Wege zu leiten.
    Alle standen an den Fenstern und schauten mit höchstem Interesse auf die

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