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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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waren die größten Fernrohre der Erde auf jenen Punkt der Mondscheibe gerichtet, von dem die Rakete ihre Ankunft durch Blitzlicht gemeldet hatte.
    Jetzt, eine Woche nach der Landung der Rakete, ließ sich noch nichts feststellen. Das gab eine gewisse Beruhigung, denn wäre der Block inzwischen schon auf helle Weißglut gekommen, hätte man ihn sehen müssen. Aber die Landungsstelle blieb nach wie vor dunkel.
    Immer mehr gewann die Meinung an Boden, daß der Brand im Block durch die Weltraumkälte und die veränderten physikalischen Verhältnisse am Ersticken, daß alle Gefahr endgültig gebannt sei.
    *
    Das Postflugzeug, von Buenos Aires kommend, das die Niederlassungen im nördlichen Gran Chaco versorgte, senkte sich auf dem Außenhof von Buena Vista zur Erde. Ein einzelner Passagier sprang heraus. Der Steward reichte ihm sein Gepäck… adelante! Das Flugzeug stieß wieder nach oben.
    Hortense, die mit Violet von einem Morgenritt in die Pampas zurückkehrte, hatte die Landung des Flugzeuges gesehen… Menschen? Sonst hielt ja das Flugzeug nicht, sondern warf die Post in das Netz ab.
    »Sehen Sie doch einmal nach, Miß Violet!«
    Das Mädchen sprang vom Pferd, trat durch das kleine Mauertor in den Hof. Kaum daß sie auf den Hof gelangt war, hörte Hortense einen lauten Schrei.
    »Ronald, du bist es? Wo kommst du her? Wir erwarteten dich ja erst morgen, wie ist das möglich?«
    Hortense stieg ebenfalls ab und trat in den Torweg. Sie sah, wie Violet am Halse eines hochgewachsenen Mannes hing, ihn immer wieder küßte, lachte und weinte.
    Hortense verhielt unwillkürlich den Schritt, blickte mit einem gewissen Neidgefühl auf die Gruppe.
    Die Glückliche! Alles liebt sie, alle Herzen fliegen ihr zu. Sidney Stamford, ihr Bruder, ich und der Vater, die Dienerschaft, alles…
    Und ich? Ist mein Herz so liebeleer, daß es auch keine Liebe wecken kann?
    Robert Canning, er liebt mich, er sagt es…
    Ich, liebe ich ihn nicht? Nein, die Tage seiner Abwesenheit haben mir vollkommene Klarheit gegeben.
    Der Zauber, der von ihm ausging, wenn er in meiner Nähe war, auch der ist geschwunden. Ich fühlte mich fast krank, fürchte jede Berührung mit ihm. Ich kann es, so sehr ich mich beherrsche, nicht verbergen.
    Ich weiß, er leidet darunter… Und ich vermag doch nicht das geringste Mitleid mit ihm zu fühlen. –
    »Ah! Miß Hortense! Mein Bruder Ronald ist gekommen.«
    Violet stand mit ausgestreckten Händen zwischen Hortense und dem Bruder und wußte nicht, zu wem sie zuerst gehen sollte. Die beiden anderen lachten über die heitere Situation, beschleunigten ihre Schritte, ihre Hände fanden sich zur Begrüßung. Violet in ihrer freudigen Zerstreutheit legte ihre Hände noch darauf, wurde erst durch das Lachen der anderen darauf aufmerksam. Dann lachte sie selbst, daß es weit über den Hof schallte.
    »Ach, Miß Hortense! Diese Überraschung! Aber ich sagte Ihnen ja schon, bei Ronald muß man sich auf alles gefaßt machen. Er kommt einfach vierundzwanzig Stunden früher. Wenn er später gekommen wäre, wär’s zu begreifen. Aber vierundzwanzig Stunden früher?«
    Ihr Bruder wollte noch etwas sagen. Sie fiel ihm in die Rede. »Schweig nur! Ich weiß, du findest für alles eine Ausrede.«
    »Doch jetzt ins Haus, Violet! Unser Gast wird sich nach einer Erfrischung sehnen, und dann wird er erzählen.«
    »Aber natürlich! Gott, wie ich das vergessen konnte, du Ärmster.« Sie ergriff den Arm ihres Bruders und wollte ihn mit sich ziehen.
    »Einen Augenblick, Violet! Dies eine Gepäckstück nehme ich lieber selbst mit.«
    »Das große Stück? Warum?« fragte sie.
    »Nun, das ist mein Raumschiff.«
    »Was? Wie? Dein Raumschiff ist da drin? Damit willst du…?«
    »Damit will ich zum Mond fliegen! Jawohl, Violet.« Ronald Lee brach in ein schallendes Gelächter aus.
    »Ronald! Ich sehe, du bist der alte geblieben«, schmollte Violet, »was soll das nun wieder…?«
    »Ah!« wandte Hortense sich an Ronald Lee, »Sie meinen das Modell, nicht wahr, ist es nicht so?«
    »Gewiß, mein gnädiges Fräulein! Das Modell. Ich möchte mich auf keinen Fall davon trennen.«
    »Ah, das ist interessant.« Hortense richtete ihre Augen auf den großen Holzkoffer. »Natürlich… ich verstehe. Das ist strengstes Geheimnis. Wir werden schützend den Transport geleiten. Kommen Sie, Miß Violet!«
    Und dann saßen sie in dem kühlen Frühstücksraum in langer, lebhafter Unterhaltung. Es war, als ob ein neuer Geist mit dem Eintritt Ronalds seinen Einzug

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