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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Ich verstehe nicht… Gorm? Was hat der hiermit zu tun?« Cannings Gesicht war von einer unnatürlichen Blässe überzogen. Er stotterte, war fassungslos.
    Die anderen sahen ihn erstaunt an. Er fühlte die unausgesprochenen Fragen, die in ihren Blicken lagen, und vermochte doch nicht, seine Selbstbeherrschung so schnell wiederzugewinnen. Er wandte sich an Lee.
    »Das ist allerdings ein äußerst interessantes Faktum. So interessant und verblüffend, daß Sie als Physiker meine große Überraschung verstehen werden. Vielleicht haben Sie später einmal die Güte, mir etwas, und wäre es nur andeutungsweise, davon zu erzählen. Schon allein interessant, daß Sie Gorm kennen! Wo ist er? Wie geht es ihm, dem Weltflüchtling? Ich kenne ihn aus meinen Jugendjahren von Leiden her.«
    »Gorm? Ich kenne ihn nicht! Ich weiß nicht, wo er ist.«
    »Ein neues Rätsel. Sie kennen ihn gar nicht und haben doch Gormsche Ideen?… Aber hier ist nicht der Platz, wir werden darüber viel zu sprechen haben…«
    Die Dinnerglocke rief zu Tisch. Canning bot Hortense den Arm, schritt mit ihr vor den anderen dem Hause zu. –
    Mitternacht war schon herbeigekommen, als Canning sein Flugzeug bestieg. In den Ledersessel zurückgelehnt, überdachte er die Erlebnisse dieses Nachmittags. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Gedanken zu ordnen.
    Gorm! Er schrie den Namen laut hinaus. Wieder Gorm, aus dessen Genie der große Gedanke geboren war.
    Lee allein? Gewiß, er hatte zweifellos Großes geleistet, die Gormschen Formeln bis zur Konstruktion weiterentwickelt, doch allein wäre der nie auf diesen kühnen Gedanken gekommen.
    Er selbst! Wie oft hatte er das Problem, das ja in der Luft lag, in schlaflosen Nächten durchdacht. Niemals war es ihm möglich gewesen, auch nur den Weg, der zu einer Formel führen konnte, zu sehen.
    Es war ihm gelungen, mit van der Meulen allein zu sprechen. Er hatte ihn unmerklich auszuhorchen versucht und auch bald herausgebracht, was der wußte. Aber gerade das, worauf es ankam, das hatte van der Meulen auch nicht gewußt.
    Die Gormsche Formel! Hätte er die! Was Lee konnte, würde auch er können… Der Gedanke ließ ihn nicht los.
    Als der Morgen kam, sprang er auf. Wie mechanisch lenkten seine Schritte zu den Kellerräumen. Dort lag ein kleines, aber wohlausgestattetes Laboratorium. Wenn ihn auch die Verwaltung seiner ausgedehnten Besitzungen stark in Anspruch nahm, so fand er doch noch immer Zeit, sich in großen und kleinen Experimenten mit allen möglichen Problemen zu beschäftigen. Die Gormsche Idee in erster Linie war es, die ihn hier festschmiedete.
    Hinter dessen Geheimnis zu kommen, war sein höchstes Ziel! Die Formeln und Konstruktionen für die Verwertung der Elektronenenergie… Wohl hundertmal hatte er geglaubt, alle Zusammenhänge ergründet zu haben, immer wieder war es ein Trugschluß gewesen. Dann hatte er mit dem grausamen Schicksal gehadert, das ihm wohl den Geist, aber nicht die Kraft gab, Großes zu leisten.
    Diese Gormsche Formel, auf die Lee sein Werk gründete. Er brach in ein verzweifeltes Lachen aus. Die ganze Nacht hatte er davon geträumt, im Traume immer wieder gesprochen… Was Lee kann, kann ich auch.
    Ja! War das so sicher? Würde das Schicksal ihn nicht wieder narren? Er schloß die Tür eines schweren Panzerschrankes auf, öffnete ein Kästchen, entnahm ihm einen kleinen Metallapparat.
    Ah! Das eine gab mir doch das Schicksal, eine Erfindung, die kein anderer nachzuahmen vermag. Dies Geschenk, ein Wink des Schicksals! Ich will ihm folgen! Wieder folgen, wie schon einmal… und ganze Arbeit soll dann gemacht werden.
    Die Gormsche Formel, Lees Berechnungen und Konstruktionen, sie sollen mein werden!
    Mit liebevollen Blicken betrachtete er alle Einzelheiten des kleinen Apparates, wie etwa ein Meisterdieb seine aus erlesenem Material gefertigten Einbruchswerkzeuge, wie einen zuverlässigen Freund.
    Er barg ihn in seiner Tasche, verschloß sorgfältig die Tür des Kellers und ging nach oben.
    *
    In der Nähe des Hauses in der Vorstadt von Lahore, in dem Stamford eine Zeitlang gewohnt, hatte sich ein alter Bettler niedergelassen, der die Vorbeigehenden mit kriecherischen Bitten um Gaben ansprach.
    Als der Abend kam, erhob er sich und schlich langsam die Straße hinunter. Draußen vor dem Tore schien er alle Gebrechen von sich zu werfen, schritt rüstig weiter.
    Ein kostbarer Tag war verloren. Er hatte im stillen gehofft, daß Doktor Stamford wieder hier wohnen würde. Dann hätte er ihn

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