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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Ordnungspolizei hatte wenig zu tun. Die Sehgelegenheit war so günstig, daß alle die Hunderttausende, die hier zusammengeströmt waren, auf ihre Kosten kamen.
    Die Stunden dehnten sich endlos für die harrende Menge. Auf der Werft ereignete sich nichts Interessantes. Das Raumschiff war ein schimmernder Aluminiumkörper in den Formen einer Riesengranate. Es unterschied sich von dem Raketenschiff, das auf Coiba gestartet war, äußerlich nur durch seine Größe.
    Endlich! Die Uhren in der Runde schlugen halb zwölf. Aus dem Verwaltungsgebäude traten acht Personen, die außer Canning den Flug mitmachten. Canning war der Führer. Den Inder Sarata nahm er zu seiner persönlichen Bedienung mit. Cannings Stellvertreter war der Chefingenieur Bruce. Der bekannte Naturforscher James Harding vom Smithsonian Institute in Kapstadt begleitete die Expedition als Arzt. Oberst Robartson, ein bekannter Jäger und Geologe, war der vierte. Die anderen waren geschickte, ausgewählte Leute der Werft, die den Bau des Stern von Südafrika genau kannten und für die Bedienung der Apparate ausersehen waren.
    Im Nu waren sie von einem Schwarm von Männern und Frauen umdrängt. Verwandte, Freunde, die Abschied nehmen wollten. Ein paar Angestellte brachten das Gepäck der Passagiere in das Schiff.
    Jetzt trat der Gouverneur von Transvaal, gefolgt von Harrod und Canning, zu dem Raumschiff und sprach…
    Millionen Augen hier und vor den Fernsehapparaten aus aller Welt verfolgten die Zeremonie. Lautsprecher verkündeten seine Ansprache der lauschenden Menge, als er nun den Taufakt vollzog.
    Der Gouverneur hatte seine Rede beendet, da fiel das Tuch, das die goldenen Buchstaben am Bug verhüllte, zur Erde. Weithin leuchtete im Sonnenschein der Name Stern von Südafrika.
    Der Jubel der Massen dröhnte wie ein Orkan durch das Tal. »Three cheers for the Star of South Africa! « rollte es die Hänge entlang.
    Der Gouverneur trat auf Canning zu, gab ihm einen länglichen Gegenstand in die Hand. Der schwang ihn um den Kopf. Eine Flagge entrollte sich.
    »Three cheers for the Banner of South Africa!« Nun tauchten überall in der riesigen Zuschauermenge kleine und große Unionsbanner auf. Hüte wurden geschwenkt.
    Wußte doch jeder, was diese Szene zu bedeuten hatte. Die Presse hatte am Tage vorher in tönenden Worten darauf hingewiesen. Diese Flagge, von Cannings Hand auf der Venus aufgepflanzt, war das Symbol, daß das neue Land südafrikanischer Boden sei.
    Den Sieg vor Augen, hatte man schon die Beute verteilt. Man erinnerte an jene ersten europäischen Konquistadoren, die vor einem halben Jahrtausend die Welt eroberten, indem sie überall, wohin sie kamen, die Flagge ihres Landes aufpflanzten. Man wies mehr oder weniger versteckt darauf hin, daß es mit den modernen Raumschiffen möglich sei, alle Gebiete der neuen Welt – der Venuswelt – in kürzester Zeit zu durchstreifen, daß man also sofort Gelegenheit hätte, durch Abwerfen von Flaggen seine Hoheitsrechte zu dokumentieren.
    Der Zeiger der Uhr stand nur wenige Minuten vor zwölf. Ein Trupp Polizeibeamter machte den Platz um das Schiff frei. Noch ein letztes Abschiedswinken der Passagiere. Dann verschwanden sie in dem Bauch des Stern von Südafrika, als letzter Canning.
    Mit einem Händedruck nahm er von Harrod Abschied. Kaum war er verschwunden, heulte eine Sirene auf. Die eiserne Plattform, auf der das Schiff stand, begann sich unter dem Elektronenhagel rot zu färben und glühte auf. Da, ganz langsam, wie von unsichtbaren Händen gehoben, stieg der Stern von Südafrika in die Luft.
    Als würden die Kräfte, die an ihm zerrten, immer stärker, beschleunigte sich immer mehr sein Flug! Noch konnte das Auge alle Einzelheiten des Schiffes erkennen. Doch immer höher stieg es. Die Geschwindigkeit, von Meter zu Meter immer stärker werdend, trieb es zu immer schnellerem Flug, zu immer höheren Höhen.
    Nur ein schimmernder, heller Streifen, jetzt nur noch ein kleiner, gleißender Punkt wurde es, eben noch mit scharfem Glase sichtbar, jetzt verschwunden. –
    Da löste sich der Bann, der minutenlang die Massen gefesselt hatte. Das ganze Tal glich einem brodelnden Kessel. Schreien, Jubeln, Winken; man umarmte sich. Jeder schätzte sich glücklich, diesen historischen Moment miterlebt zu haben… War er nicht ebenso groß, ja größer als jener, da Christoph Kolumbus an Bord der Santa Maria den Hafen Palos verließ, um eine neue Welt für Spanien zu erobern?
    Die unzähligen Radioempfänger sorgten

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