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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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dafür, daß diese glorreiche Stunde gleichzeitig in den entlegensten Winkeln der Erde miterlebt wurde.
    *
    Zweimal vierundzwanzig Stunden! Vielen der Millionen, die mit aufs höchste gesteigerter Spannung warteten, eine fast zu lange Zeit.
    Zweimal vierundzwanzig Stunden sollte die Fahrt des Stern von Südafrika dauern.
    Unter Zugrundelegung einer absoluten Normalbeschleunigung von elf Metern in der Sekunde hatte man diese Fahrzeit errechnet. Dabei war Voraussetzung, daß über die halbe Weglänge unaufhörlich diese Beschleunigung wirken sollte, so daß der Stern von Südafrika die Wegscheide mit einer Sekundengeschwindigkeit von etwa 600 Kilometern erreichen mußte. Von hier aus würde dann die Verzögerung in der gleichen Stärke einsetzen wie bisher die Beschleunigung. Immer langsamer würde die Jagd durch den Weltraum werden, bis das Schiff stoßfrei auf seinem Ziel aufsetzte.
    Der Stern von Südafrika war mit stärksten Kurzwellensendern ausgerüstet, deren gerichtete Strahlung die Heavyside-Schicht der irdischen Atmosphäre, jene in etwa 100 Kilometer Höhe liegende leitende Luftschicht, die für alle langen Wellen ein unüberwindliches Hindernis bildet, sicher durchdringen konnte…
    Nach glücklicher Landung würde man sofort Nachrichten zur Erde geben, die von den schwebenden Sternwarten in Newport und Bahia aufgefangen werden sollten.
    Seit jenen letzten Zeichen der Uraniden war die Erde so weit abgedreht, daß die europäischen Hubschrauberwarten Nachrichten von jener Stelle der Venus, die für die Landung in Betracht kam, nicht mehr empfangen konnten, da ja eine Verbindung nur mit gerichteten Wellen möglich war.
    Jetzt kamen nur die Warten an der Ostküste der amerikanischen Kontinente in Betracht. An den Okularen ihrer Refraktoren, die ständig auf die Venus eingestellt waren, saßen die Beamten der Warten von Newport und Bahia. Die Apparate der Kurzwellenempfänger waren auf die verabredeten Acht- bzw. Zehn-Zentimeter-Wellen eingestellt.
    Sechs Uhr abends! Sechs Stunden waren verstrichen, seit der Stern von Südafrika gestartet war. Die Gedanken der Millionen begleiteten die Insassen auf ihrem Flug.
    Wer gedachte noch der Männer in Buena Vista? –
    Auf van der Meulens Werft zeigte sich das unveränderte Bild regen Schaffens. Es war kurz vor der sechsten Abendstunde. Unter Leitung van der Meulens trugen ein paar Arbeiter einige Kisten aus dem Hause in den Jonas Lee.
    Gegen Mittag waren Gäste aus Buenos Aires gekommen. Zwei unbekannte Herren. Etwas später Federico Stamford mit seinen drei jüngsten Söhnen Ricardo, Carlo und Juan.
    Die letzten Kisten waren verstaut. Aus dem Hause trat van der Meulen mit seinen Gästen. Auf der Werft angelangt, nahm der eine der Herren, die aus Buenos Aires gekommen waren, aus einer Tasche ein Dokument und überreichte es Ronald Lee. Der andere entfernte von einem länglichen Gegenstand eine Hülle. Die Flagge der Vereinigten Staaten von Südamerika wurde sichtbar. Lee ergriff sie und gab sie an Ricardo Stamford weiter.
    Die Arbeiter und Angestellten der Werft gerieten in Erstaunen. Was sollte das bedeuten? Ohne Zweifel wurde hier ein feierlicher Akt vollzogen. Aber zu welchem Zweck? Warum gerade zu dieser späten Stunde?
    Da trat der eine der Gäste ein paar Schritte zurück und begann zu sprechen. Man sah sich gegenseitig verwundert an. Was sprach der da? »Jetzt, wo der Jonas Lee startbereit ist…« Wie kam der dazu? Tage, viele Tage würden vergehen, ehe das Raumschiff fertig war.
    Je länger er sprach, desto größer wurde die Verwunderung, desto größer das grenzenlose Staunen auf den Gesichtern. Man schaute auf Ronald Lee, auf van der Meulen. Die blickten ernst, mit undurchdringlichen Mienen, zu dem Redner hin. –
    Was sprach er jetzt?
    »Auf ein gutes Gelingen der Fahrt, auf einen glücklichen Sieg…!« Die Augen der Leute flogen zwischen dem Redner und Ronald Lee hin und her. Der Start – jetzt – sofort… und Lee schwieg dazu? Mechanisch, wie im Traum, stimmten sie in das Hoch auf das südamerikanische Vaterland ein, mit dem der Sprecher seine Rede schloß.
    Erst die lauten Kommandorufe van der Meulens brachten die Leute in die Wirklichkeit zurück.
    »Hallo! Fix, Jungen! Jeder an seinen Platz! In zehn Minuten startet der Jonas Lee!«
    Im Nu gab es in dem weiten Hof ein wirres Durcheinander, ein Sausen und Brausen wie in einem Bienenstock… Rufe der Überraschung, der Freude. Kaum einer, der es fassen konnte. Die Blicke gingen immer wieder zu van

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