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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mit den Fingern die Glückszeichen, mit denen sie eigentlich die weiche Haut hätte berühren müssen, empfand einen dumpfen Schmerz in sich, da sie das Naishlet nicht fühlen, nicht den Duft des Kindes wahrnehmen konnte.
    Muri räusperte sich, strich mit der Kuppe des faltigen Zeigefingers über den Schirm und erweckte schließlich die Aufmerksamkeit Amaikis. »Wir haben unserem Naish noch keinen Namen gegeben, Ammi-sim. Wir warten auf dich.«
    »Oh, warum? Muri-sim, ich muß noch drei Jahre lang an diesem Ort arbeiten.«
    »Wir möchten, daß du den Unsterblichen darum bittest, gehen zu dürfen. Er hat sich nicht an seine Verpflichtungen des Abkommens gehalten. Zwei Winter ohne Regen. Warum also sollten wir uns noch an den Vertrag gebunden fühlen?« Aus seinem hohen Tenor wurde ein dumpfes Knurren, und die anderen brummten zustimmend.
    Amaiki schloß die Augen und atmete mehrmals tief durch, um sich wieder ganz unter Kontrolle zu bekommen. Sie haßte Komplikationen, verabscheute es, sich den Unwillen Hyarolls zuzuziehen. »Das dürfte schwierig werden«, erwiderte sie möglichst ruhig.
    »Er hört nicht auf die hiesigen Sprecher. Warum also sollte er meiner Bitte genügen? Doch ich werde versuchen, ihn zu überzeugen.
    Muri, Zirkelbruder, sind in den Dums Träume bekannt geworden, Träume von Feuer und Tod, die ins Morgen reichen?«
    Muri strich sich mit der Hand über die Bortenbrust. »Außer uns befindet sich niemand mehr in Shiosa, Ammi. Wir hatten Träume, ja, aber wer weiß schon, was sie bedeuten?«
    »Niemand außer euch ist geblieben?«
    »Der tiefste Brunnen Shiosas enthält kaum noch mehr als nur Schlick. Sicher, wir könnten eine weitere Bohrung vornehmen, doch was hat das für einen Sinn?«
    »Oh. Und die Zirkelträume?«
    Kimpri beugte sich an Muri vorbei und ignorierte dessen ärgerliches Brummen. »Blut und Tod, Ammi. Erinnerst du dich an Tamakis in Dum Hayash? An meine Nestschwester?«
    »Kimp, sim, ich bin nur anderthalb Jahre fort, kein halbes Leben.«
    »Fühlt sich wie ein ganzes Leben an - das Aroma des Zirkels braucht dein Gewürz, Liebesschwester. Wie dem auch sei: Tamakis setzte sich mit mir in Verbindung, bevor ihr Zirkel aufbrach.
    Sie ist eine ziemlich gute Sprecherin der Ferne, und sie meinte, sie empfinde überall im Hochland Blutträume.« Kimpri straffte ihre Gestalt und strich zärtlich über den Kamm Muris, berührte das winzige Ohr des Naish.
    Amaiki schluckte. »Wie lange könnt ihr noch warten?« fragte sie, die Stimme nurmehr ein rauhes Wispern.
    Muri sah sie voller Unbehagen an. »Wir dachten, wir würden es bis zu deiner Rückkehr schaffen, Ammi, aber das ist nicht möglich. Wölfe streifen umher, vierbeinige und andere. Vor einigen Nächten diskutierten wir ausführlich darüber und riefen die Stamm-Mutter in Shim Shupat an. Sie hat noch Platz für uns frei an Bord eines Schiffes, das nach Bygga Modig segelt. Es läuft mit den Gezeiten während des Minha-Neumonds aus. Das bedeutet; Es bleiben uns noch sieben Tage.« Er schwieg, ließ traurig den Kopf hängen, seine zuvor so hell glänzende Stimmung nur noch ein düsterer Schatten.
    Keran gab ein ungeduldig klingendes Schnauben von sich und beugte sich vor. Sie war größer und kantiger als die anderen. Sie meldete sich nur selten zu Wort, brachte das, was in ihr vor sich ging, lieber mit den Händen zum Ausdruck. »Ammi, das Hochland ist verlassen. Pinbo, meine Kusine aus dem Likut-Stamm, fortgebracht im Jahr nach meinem Brüten. Eine Sprecherin der Ferne.
    Berührte Se-Passhi. Sagt: Kommt und seid willkommen. Guldafel.
    Sind viele dort.« Sie hob eine lange Hand, vollführte die Liebesgeste und zog sich zurück.
    Amaiki erwiderte das Zeichen und strich die Hautlappen an ihrem Hals glatt. »Es bleibt euch also nichts anderes übrig. Ich bin einverstanden. Gebt mir drei Tage Zeit. Wenn ich bis dahin nicht zu euch zurückgekehrt bin, müßt ihr davon ausgehen, daß Hya-roll mich nicht freigibt. Dann habt ihr noch vier Tage, um die Küste zu erreichen.« Sie bedachte Keran mit einem Lächeln, streckte die Hand aus und berührte das Glas an der Stelle, wo der Schirm ihre Zirkel-Schwester zeigte. »Meine Liebe, niemand könnte mir einreden, du hättest den Gleiter vernachlässigt. Mit anderen Worten: Ihr seid sicher imstande, euch noch drei Tage lang zu gedulden.«
    Keran lächelte dankbar und nickte.

Muri richtete seinen Kamm auf und weitete die Augen. »Wir werden früh auf den Beinen sein und den ganzen Tag warten.« Er

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