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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Pfeil.
    Er erhitzte eine Hand und strich vorsichtig über den Schaft, bis er so glatt und hart war wie Stein. Anschließend legte er ihn auf ein neben ihm befindliches Tuch und wartete ruhig auf den nächsten.
    Bodri brummte vor sich hin, ein dumpfes und rhythmisches Summen. Er war ebenso konzentriert wie Willow, machte von ihren Arbeitsliedern Gebrauch, um sich während seiner schwierigen Experimente die Zeit zu vertrieben. Er schnitt verschiedene Wurzeln und Knollen auf und warf sie in einen Topf, der über einem kleinen Feuer hing.
    Während Willow nach geeignetem Material für die Pfeile
    gesucht hatte, war Bodri damit beschäftigt gewesen, die unterschiedlichen Pflanzen zu analysieren, sie zu beschnüffeln und zu schmecken. Er brachte einige Proben ins Lager zurück, stellte Sud daraus her und erprobte ihn an Vögeln und Fischen. Noch war er nicht ganz mit der Giftigkeit der Mixturen zufrieden, und er hegte auch noch Zweifel in Hinblick auf die Schnelligkeit, mit der die Wirkung einsetzte. Die Lösungen, die rasch genug wirksam wurden, töteten sofort. Und die anderen, die nur betäubten, brauchten zuviel Zeit, um den Metabolismus zu beeinflussen. Es kam ihnen natürlich nicht darauf an, den Vryhh umzubringen - das würde alles ruinieren.
    Willows Lager war nichts anderes als eine schmutzige Fläche am Hügelhang hinter dem Haus Hyarolls. Auf drei Seiten wurde es von Bäumen abgeschirmt, und auf der vierten ragten große Felsen empor. Das Wasser eines kleinen Baches gurgelte leise an den Bäumen und zwei der Monolithen vorbei, vereinte sich weiter unten mit dem des Sees. Neben diesem Fluß stand eine kleine Hütte aus Rinde und Rohr, in der Willow ihre Werkzeuge und die anderen Dinge untergebracht hatte und in der sie schlief.
    Sie reichte Sonnenkind einen weiteren fertigen Pfeil und griff nach dem nächsten Schaft, blickte dabei über den Hang. Hyaroll schritt gerade in Richtung der Landeteller. Willow legte den noch zu behandelnden Zweig auf ihre Oberschenkel und runzelte die Stirn. Über die Kadraesh-Bäume hinweg war nur das Heck des Gleiters zu sehen. »Der Alte Vryhh, auf eine Reise er sich begibt.«
    Sonnenkind legte den Schaft zu den anderen, die er bereits gehärtet und geplättet hatte. »Kepha sprach davon. Er will jene Frau treffen. Diejenige, über die sich die hysterische Vryhh entrüstete.«
    »Hmm. Die ereiferte sich.« Willow schnalzte mit der Zunge, klopfte mit den Fingern auf die Oberschenkel und drehte den unfertigen Pfeil überlegend hin und her. »Er sie singt in den Clan, ja?«
    »Auf seine eigene Art und Weise.«
    Willow hob den Schaft an, ließ ihn sinken und kletterte auf einen der größeren Felsen. Dort wartete sie darauf, daß der Gleiter abhob und fortflog.
    Eins der Eidechsenwesen trat hinter einem Busch hervor, legte Hyaroll die Hand auf den Arm und veranlaßte ihn dazu stehenzubleiben. Willow hörte ihre Stimmen, konnte die Worte jedoch nicht verstehen. Die schlanke und reptiloide Gestalt zitterte vor Aufregung und sprach sehr schnell, verlangte etwas von Hyaroll. Der Unsterbliche verharrte nur wenige Sekunden. Dann stieß er die Person beseite, brüsker vielleicht, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, und ging weiter. Die schlanke Gestalt blieb im Gras liegen.
    Kurz darauf passierte der Gleiter die Energiebarriere des Domes und sauste in nordwestlicher Richtung davon.
    Willow hockte auf dem Felsen, wandte den Blick von dem in der Ferne verschwindenden Schweber ab und beobachtete das Geschöpf weiter unten. Es bewegte sich und stand auf. Sie summte die Melodie des Paka-Liedes, scharrte mit den Füßen über den Stein und spürte, wie ihre Neugier zunahm. Ein ungeduldiges Schnauben. Ein rascher Sprung vom Felsen ins Gras. Und Willow lief über den Hang und näherte sich dem zitternden Wesen.
    Das Geschöpf bebte am ganzen Leib, schwankte hin und her und konnte kein verständliches Wort hervorbringen. Willow trat vorsichtig heran und berührte es an der Schulter. Es zuckte so sehr zusammen, als sei es gestochen worden, um unmittelbar darauf wieder zu Boden zu sinken. Ganz offensichtlich bemühte es sich, den emotionalen Aufruhr zu kontrollieren, der es so erschütterte.
    Soweit Willow feststellen konnte, war das Wesen nicht verletzt, nur erfüllt von einer brodelnden Mischung aus Zorn, Enttäuschung und Furcht. Sie erinnerte sich daran, diese Eidechsenperson schon einmal gesehen zu haben; während des Sommers arbeitete sie in den hiesigen Gärten, pflegte die Pflanzen mit jener

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