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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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stellen. Es befanden sich Sucher in der Nähe. Und dann noch diese Perolat. Sie hält nicht gerade übermäßig viel von uns, und sie kennt mich. Ich wollte nicht, daß sie argwöhnt, wir seien an dem Mädchen interessiert. Während ich noch zugegen war, kam ein Hiepler und verlangte von der Sängerin, in der Kirche aufzutreten. Er drohte ihr. Ich hielt damit den Zeitpunkt für günstig, sie verschwinden zu lassen. Perolat denkt bestimmt, sie sei geflohen, um den Engiaja zu entrinnen.«
    Der Ajin drehte sich um und blickte erneut zu Shadith herunter.
    »Heut abend verbrennen wir Honigfett für die Dame, Manjestau.
    Das Glück ist uns hold.« Seite an Seite schritten sie davon, gehüllt in eine Aura der Zufriedenheit.
    Ha, ihr beiden aufgeblasenen Idioten! Mit den Fußballen scharrte Shadith im Staub und wirbelte eine Wolke auf, die sie husten ließ. Derzeit blieb ihr praktisch nichts anderes übrig, als sich dem zu fügen, was der Ajin mit ihr beabsichtigte. Sie dankte allen Göttern, die möglicherweise ihr Schicksal manipulierten: Zum Glück schien keiner der Männer eine besondere Vorliebe für junge Mädchen oder Knaben zu haben. Zumindest blieb es ihr erspart, sich mit solchen Problemen auseinandersetzen zu müssen.
    Wenn ihnen etwas an mir liegt, so sollten sie mich eigentlich recht gut behandeln. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.
    Die Männer am Ufer teilten sich in verschiedene Gruppen auf. Einige wandten sich dem Wald zu und verschwanden in der Finsternis unter den hohen Wipfeln. Andere machten sich hastig daran, Kisten aus dem verwitterten Gebäude hervorzuholen und sie im Boot zu verladen. Dabei nahmen sie auch die Taschen Shadiths mit, eilten um sie herum, stießen sie an, schenkten ihr und Linfyar keine Beachtung und vermieden es nur, auf sie zu treten.
    Der Ajin durchtrennte die Halsschlinge des Jungen und half ihm auf die Beine. Erst jetzt sah er die leeren Höhlen dort, wo sich eigentlich die Augen Linfyars hätten befinden müssen, wäre er nicht als Mutant zur Welt gekommen. Abscheu entstand in ihm, so intensiv, daß Shadith ihn ganz deutlich spüren konnte. Doch der große Mann verdrängte seinen Widerwillen sofort und klopfte Linfyar auf die schmale und pelzige Schulter. »Tut mir leid, Junge«, sagte er freundlich. Seine Stimme klang tief und zuvorkommend, hatte eine flexible Qualität wie die eines erfahrenen Schauspielers.
    »Einige meiner Leute fürchten sich so sehr, daß sie ihre guten Manieren vergessen.«
    Nimm deine dreckigen Hände von ihm, du Mistkerl! dachte Shadith, biß sich jedoch auf die Lippen, um jene Worte nicht laut auszusprechen. Sie sprang auf und schob sich zwischen Linfyar und den Ajin, zitterte infolge der in ihr rumorenden Wut, die einmal mehr außer Kontrolle zu geraten drohte. Die Aura des Ajin verwandelte sich, wurde zu einem Kokon des Ekels, der wie Erbrochenes über die Wahrnehmungsnerven Shadiths tropfte. Er verstand es ziemlich gut, diese Empfindungen zu verbergen, wußte aber nichts von der besonderen Sensibilität des Mädchens, in dem nun Übelkeit entstand. Linfyar legte Shadith den Arm um die Schulter. »Oh, Schatten«, wimmerte er, und er spielte seine Qual so gut, daß selbst Shadith für einige Sekunden auf ihn hereinfiel. Als sie dann begriff, mußte sie ihre ganze Willenskraft aufbieten, um ihm keine Ohrfeige zu versetzen und ihre Erleichterung zu zeigen. »Oh, Schatten«, wiederholte der Knabe mit zittriger und jammervoll klingender Stimme. »Was geschieht nur?
    Was macht der Mann?«
    Shadith holte tief Luft, ließ den Atem langsam entweichen und griff mit stiller Dankbarkeit nach den Händen Linfyars. »Hab keine Angst, Linfy«, sagte sie und ließ ihre Stimme in jener Art von tröstender Leutseligkeit vibrieren, die der Ajin vermutlich von ihr erwartete - fast wie eine Erwachsene, die ein wenig herablassend ihr ängstliches und verkrüppeltes Kind zu beruhigen versuchte. »Er bringt uns an einen Ort, wo wir es bequemer haben und uns an einer warmen Mahlzeit und einem heißen Bad erfreuen können.«
    Der Ajin lächelte - ein breites und scheinbar offenes Lächeln, das fast einem Grinsen gleichkam. Das Funkeln in seinen Augen wirkte sehr herzlich, doch es hätte weitaus überzeugender gewirkt, wenn Shadith dazu in der Lage gewesen wäre, ein entsprechendes emotionales Echo in ihm zu spüren. Der Ajin trug eine Maske, hinter der sich kalte Berechnung verbarg. Ihre Fähigkeit des Geistreitens

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