Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Illusionen Gefallen. Es macht keinen Spaß, von jemandem umworben zu werden, von dem ich weiß, daß er mich verachtet. Er setzte sich neben sie, sorgfältig darauf bedacht, sie nicht zu berühren, und mit gesenkter Stimme kommentierte er die Bildfolge, die kurz darauf in dem dreidimensionalen Projektionsfeld leuchtete.
    Die Waldszenerie verblaßte.
    Unscharfe und körnige Darstellungen erschienen, Fotografien, die von verborgenen Kameras unter schwierigen Bedingungen aufgenommen worden waren.
    »Das ist der Ort, an dem du eine Vorstellung geben solltest.«
    Das Kirchencasino, ein großer und schmuckvoller Saal, gewaltige Reliefskulpturen, das Pantheon der Pajungg-Götter, das den Bereich der Glücksspiele überragte. Hingebungsvolle Gläubige, die sich über die Tischplatten beugten oder flackernde Lichter beobachteten, die in ehrfurchtsvoller Nervosität auf ihr Glück hofften. Croupiers, die in lange Roben gekleidet waren und Kapuzen trugen. Dienstmädchen und Kellnerinnen in weißen Tuniken. Das monotone Brummen von Gebeten, das dann und wann das Klicken, Klacken, Knarren und Rasseln der Glückspielautomaten übertönte. »Und hier.« Derjenige, der die Kamera trug, folgte einem Bediensteten durch die Menge der Spieler, vorbei an den privaten Zimmern und durch den rückwärtigen Ausgang der Kirche. Der Weg führte durch ein Labyrinth aus kurvenreichen Gängen und Gassen, bis Shadith schließlich einen gemütlicher wirkenden Bereich sah. Dort warteten sowohl weibliche als auch männliche Kinderprostituierte auf Kunden, gekleidet in hauchdünne und durchsichtige Gewänder, boten sich Männern dar, die den Eindruck von Reichtum und Macht erweckten. Einige der Kinder entsprachen dem scheinbaren Alter Shadiths, doch die meisten waren jünger. »Alles Sklaven, von den Eltern an die Kirche verkauft.«
    Eine andere Szene. Ein brennendes Haus, in dunkle Uniformen gekleidete Kirchensoldaten, die in der Nähe standen. Zwei von ihnen hielten einen weinenden Mann an den Armen fest, und weitere bewachten seine Frau und die Kinder. »Er hat nie die Kirche besucht und wurde mehrmals gewarnt. Eine schlimme Zeit für ihn: Schimmelbrand in seinem Korn, das Vieh von einer Krankheit dahingerafft, Schulden. Im nächsten Jahr waren die Preise niedrig, und er konnte seine Gläubiger nicht bezahlen. Die Kirche beschlagnahmte das Land und seinen gesamten Besitz. Er hat das Haus selbst in Brand gesteckt, wollte es nicht den Pajungg überlassen. Sieh zu, was aus seinen Söhnen und Töchtern wurde.« Neuerliche Bildwechsel. Eine Sklavenauktion, bei der man die Kinder des Mannes an die Meistbietenden veräußerte.
    Wieder ein neue Darstellung. Zerfetzte und verkohlte Körper, kaum mehr als die von Menschen zu erkennen. »Einige von ihnen waren Leute, die sich uns anschlössen. Sie gerieten in die Gewalt der Kirchensoldaten. Bei den anderen handelt es sich um Männer und Frauen, die man als Häretiker denunzierte.«
    Ein Sucher, den man bei einem geheimen Vorrat an Süßem
    Bernstein ertappt hatte, ein Leib, der zuckte und sich ruckartig hin und her wand, als elektrische Stromstöße durch den Körper fuhren.
    Weitere Bilder, die die Grausamkeit von Menschen gegenüber Menschen dokumentierten.
    Dazu bestimmt, Grauen und Entsetzen in Shadith zu wecken.
    Sie dazu zu bringen, sich dem Ajin und seiner Sache zur Verfügung zu stellen. Hätte sie ihm gesagt, er unterschiede sich gar nicht so sehr von den Männern, denen er das Handwerk zu legen gedachte, so wäre er bestimmt wütend geworden - aber nicht dazu in der Lage gewesen, die eigentliche Bedeutung eines solchen Vorwurfs zu verstehen. Aufgrund seiner Vergangenheit sahen ihn Haupt, Taggert und selbst die Pajungg als einen zynischen Drahtzieher hinter den Kulissen, als jemanden, der nur auf Macht aus war doch diese Beschreibung traf nur zum Teil zu. Sie erinnerte sich daran, daß Haupt gesagt hatte, die Diebe seien Häretiker, aber keine Ungläubigen. Der Ajin glaubte an seine Sache, und wie die meisten Gläubigen war er dazu bereit, alle Mittel einzusetzen auch wenn sie noch so schändlich sein mochten -, um sein Ziel zu erreichen.
    Er griff nach der Schulter des Mädchens, drehte es um, so daß er ihm ins Gesicht sehen konnte. »Du hast gesehen, wie sehr uns die Pajungg korrumpieren und unterdrücken. Wir müssen dem ein Ende machen, Mädchen. Wir müssen alles Notwendige unternehmen, um die Avosinger von der Möglichkeit einer Veränderung zu überzeugen.« Er beugte sich näher zu Shadith

Weitere Kostenlose Bücher