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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hatte.
    Linfyar aß langsam, aber gleichmäßig von dem Teller, den er mit Fleisch und Gemüse gefüllt hatte, und dann und wann spülte er die Bissen mit einem Schluck stark gesüßten Chas hinunter. »Du scheinst dich wohl zu fühlen«, sagte er. Er schnupperte und fügte hinzu. »Und du riechst gut.«
    »Ein Wandel zum Besseren, nicht wahr?« Sie lud sich ebenfalls den Teller voll und nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz.
    Linfyar hörte auf zu kauen, ließ die Gabel sinken und rieb sich die Nase. »Glaubst du vielleicht … äh …« Er sprach in seinem Heimatdialekt weiter, blieb aber dennoch vorsichtig, was die Wahl der Worte betraf. »Das, wonach wir suchen, du weißt schon …
    möglicherweise befindet es sich hier. Wäre doch komisch, wenn das zuträfe, nicht wahr?«
    »Ich glaube, über dieses Thema sollten wir hier besser nicht sprechen, verstanden?«
    »Vermutlich hast du recht.«
    »Und ob es komisch wäre oder nicht: Ich bin sicher, du hast ebenfalls recht, Linfy.«
    Der Junge nahm wieder die Gabel zur Hand, klopfte einen fröhlichen Takt auf den Tellerrand und machte sich dann voller Hingabe daran, den Delikatessenberg abzutragen.
    Shadith saß in der Mitte des breiten Bettes und ging ihre Sachen durch, um festzustellen, was die Männer des Ajin mitgenommen hatten. Sie holte dabei einige metallene Gegenstände aus den Kleidungsstücken hervor, die in die Taschen gestopft waren, legte sie beiseite, fuhr mit der Kontrolle fort und stieß schließlich auf den Münzenvorrat. »Hm, ehrliche Entführer.« Keins ihrer Besitztümer fehlte, nicht einmal der alte Putzlappen, den sie schon längst hatte wegwerfen wollen. Voller Abscheu betrachtete sie die Hemden, Hosen und anderen Dinge. Die Unterwäsche und der ganze Rest, durchwühlt von den Mistkerlen - bestimmt ist jetzt alles voller Wanzen. Zur Hölle mit dem Ajin; soll seine Leber verfaulen. Wer hier wohl für das Waschen verantwortlich ist? Ich kann einige der Sachen im Spülbecken der Hygienezelle reinigen, aber ich möchte, daß auch die anderen Dinge in Ordnung kommen, bevor ich eins davon benutze. Sie rümpfte die Nase, als ihr Blick auf die metallenen Gegenstände fiel. Hältst dich wohl für ziemlich gerissen, was?
    Aber um mich zu überlisten, mußt du früher ausfstehen. Hast du wirklich von mir erwartet, daß ich zu dir gelaufen komme, um deinen Schutz zu erflehen, um mich deinem Willen zu unterwerfen?
    Sie sammelte die elektronischen Wanzen zusammen und spülte sie die Toilette hinunter. Dann kehrte sie zum Bett zurück und öffnete die Harfenschatulle. Jemand hatte den Staub vom Kasten gewischt, aber mehr als genug davon war ins Innere gedrungen. Shadith brummte verärgert, nahm die Harfe daraus hervor und legte sie vorsichtig beiseite. Sie rutschte an die Bettkante heran und schüttete den pudrigen Inhalt der Schatulle auf den Läufer. Im Anschluß daran ließ sie den Kasten sinken. Muß ihn später gründlich mit einem feuchten Tuch reinigen. Sie griff in den Stapel aus Kleidungsstük-ken, nahm den alten Lappen zur Hand und wischte über die Harfe, vorsichtig, so daß sie das Instrument nicht zerkratzte.
    Als der Rahmen sauber war, konzentrierte sich Shadith auf die Saiten, zupfte kurze Zeit später an ihnen, um auch die letzten Staubkörner zu entfernen. Und sie entdeckte eine weitere elektronische Wanze, die tief im Innern des Rahmens versteckt war, wo man sie nur schwer ausmachen konnte. Sie ging ins Wohnzimmer, holte eine Gabel und überprüfte Linfyar. Der Junge hatte sich auf dem Sofa zusammengerollt und schlief inmitten der seidenen Kissen; er schnarchte leise. Shadith lächelte, schüttelte den Kopf und begab sich wieder ins Schlafzimmer.
    Sie legte sich die Harfe auf den Schoß und versuchte, den elektronischen Horcher mit Hilfe der Harfe zu lösen. Das winzige Gerät sah ein wenig mitgenommen aus, aber sie vermutete, daß es noch immer funktionierte. Solche Dinge wurden so konstruiert, daß sie eine Menge aushielten. Sie hielt es ganz dicht an eine der Saiten, ließ sie schwingen und erzeugte einen schrillen Ton. Ha, du Mistkerl - ich hoffe, das macht dich halbtaub! Dann nahm sie die Wanze, betrat die Hygienezelle und spülte sie ebenfalls die Toilette hinunter, so wie zuvor die anderen.
    Am späten Morgen des nächsten Tages kehrte der Ajin zurück.
    Shadith saß auf dem Boden und betrachtete das Holobild des scheinbaren Fensters, zupfte dann und wann an den Saiten und schuf mit den flüchtigen Tönen ein akustisches Bild

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