Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
lächelte düster, als sie sich vorstellte, was für ein Gesicht der Ajin machen würde, wenn er begriff, ausgerechnet von dem Mädchen hereingelegt und überwältigt worden zu sein, das er für seinen Talisman gehalten hatte. Sie genoß jede einzelne Sekunde seines sorglosen Schlafes. Als Taggert vor dem Schloß niederkniete, trat sie beiseite und lachte lautlos. Wäre er der Ajin gewesen, so hätte sie sein Verhalten als Geringschätzung ihr gegen
    über erachten müssen; aber da Tag nun einmal Tag war, wußte sie, daß er gerade daran, einen komplizierten Verriege-lungsmechanismus zu überlisten, besonderen Gefallen fand und sie nur deshalb ignorierte. Wenigstens hat die Paranoia des Ajin noch nicht auf mich abgefärbt.
    Nach einer Weile stand Taggert auf, drehte den Knauf und wartete, bis sich die Tür ganz geöffnet hatte. Im Anschluß daran richtete er den Sensor auf die Pfosten und den Sturz, wobei er darauf achtete, nicht auf die Schwelle zu treten. Keine Reaktion.
    Daraufhin schob er das kleine Meßgerät in die Tasche, wandte sich zu Shadith um und hob die Augenbrauen. Sie schüttelte heftig den Kopf, gesellte sich an seine Seite und sah ins Schlafzimmer.
    Dunkelheit herrschte dort, doch es war keine absolute Finsternis. Glühstreifen an den unteren Segmenten der Wände leuchteten in einem trüben und bläulichen Schein, der genügte, um die Formen der Einrichtungsgegenstände zu erkennen, obgleich die Einzelheiten in der Schwärze verborgen blieben. Der Ajin lag auf dem Bett, die Arme lang ausgestreckt, die Brust nackt, die Decke in Höhe der Hüften zerknäult. Er schlief tief und fest.
    Taggert reichte Shadith eine der beiden ausfahrbaren Krallen, holte eine Kapsel mit Betäubungsgas und den Hemmer hervor, den er in die linke Hand nahm, und warf die Kapsel aufs Bett. Er versteifte sich unwillkürlich, als der kleine Behälter den Bereich der Tür passierte. Nichts geschah. Das eiförmige Objekt fiel neben der Schulter des Ajin auf die Matratze und zerplatzte. Taggert berührte Shadith sanft an der Schulter und lächelte. Sie drückte seine Hand und horchte dann dem Flüstern, das vom Geist des auf dem Bett ruhenden Mannes stammte, spürte, wie sich der Rhythmus des Raunens veränderte, als aus tiefem Schlaf Bewußtlosigkeit wurde.
    Taggert hob den Hemmer, und Shadith nickte. Sie hielt den Atem an, war jedoch nicht ganz so nervös wie zuvor, als Taggert die Kapsel geworfen hatte; vorsichtig richtete sie den Stab auf den Ajin und betätigte den Auslöser. Das Metall in ihrer Hand zitterte leicht.
    Das eine Ende erweiterte sich rasch und verharrte dicht über der Magengrube des Schlafenden. Sie drehte den Griff. Die Stahlklauen zuckten hervor, breiteten sich aus wie die Schalen einer aufgeschnittenen Frucht. Sie ging sehr behutsam vor, als sie die Krallen senkte, bis sie fast die Decke berührten. Dann strich sie mit den Spitzen über den Stoff, schloß die Klauen und zog die Decke vom Bett, wobei sie den Stab ganz vorsichtig bewegte, um einen Kontakt mit der Haut des Ajin zu vermeiden. Sie wußte nicht recht, warum ihr das so wichtig war. Sie lauschte den mentalen Impulsen und hielt die Stange weiterhin von dem Bewußtlosen fort. Kurze Zeit später öffnete sie die Krallen, ließ die Decke zu Boden fallen und zog den Metallstab zurück.
    »Was ist das für ein Objekt an seinem Hals?« Taggert sprach zwar leise, flüsterte jedoch nicht mehr.
    »Hat nichts mit der Falle zu tun. Zumindest glaube ich das nicht.
    Es handelt sich um eine Art Kontrollgerät. Er brachte ein Implantat in meinem Rücken unter, eine Thermobombe, und er meinte, sie würde explodieren, wenn ich mich mehr als einen Kilometer von ihm entfernte. Auch sein Tod sei der Auslöser. Nun, dieses Problem ist gelöst. Ein Freund operierte das Ding heraus.«
    »Gutes Timing.«
    »Alles Absicht.«
    »Sonst führt er anscheinend keine anderen Dinge bei sich. Nicht einmal einen Ring. Gestern trug er einen.«
    »Auf dem Tisch neben dem Bett - ich glaube, dort befindet sich ein kleines Objekt.«
    »Scheint ziemlich gedankenlos von ihm zu sein.«
    »Vielleicht.«
    »Na gut - wir sollten jetzt weitermachen und uns den Burschen schnappen.« Taggert nahm den Hemmer in die rechte Hand, kniff die Augen zusammen, schwang den Arm einige
    Male hin und her, um das richtige Gefühl zu bekommen, und warf den Gegenstand dann auf die Brust des Ajin. Klebrige und durchsichtige Fäden schossen daraus hervor und wickelten sich dem Bewußtlosen um die Arme, den Nacken,

Weitere Kostenlose Bücher