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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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das Becken und die Beine. Taggert seufzte und griff nach seiner ausfahrbaren Klaue. »Du schließt die Kralle um das Handgelenk des Ajin, und ich nehme mir den Fuß vor; anschließend ziehen wir ihn hierher.«
    Shadith nickte. Und erneut entstand das sonderbare Gefühl in ihr, war diesmal noch stärker als zuvor. Berühr ihn nicht. Sie achtete nicht weiter auf dieses Empfinden, fuhr den Stab aus und hielt die Greifklaue über das eine Handgelenk des Ajin. Taggert gab ein leises Schnalzen von sich und machte damit deutlich, daß er bereit war. Shadith ließ ihre Kralle zusammen mit der des Mannes neben ihr sinken, schob die einzelnen Stahlfacetten unter den Arm des Reglosen und schloß sie dann ruckartig, wodurch sich die Spitzen in die Haut des Ajin bohrten.
    »In Ordnung.« Die beiden Worte klangen wie eine Explosion in den Ohren Shadiths. »Zieh!«
    Gemeinsam mit Taggert machte sie sich daran, den Bewußtlosen vom Bett zu zerren.
    Plötzlich nahm sie ein seltsames Summen wahr. Das trübe bläuliche Leuchten wurde heller. In der einen Sekunde spürte Shadith noch den Griff der Stange unter ihren Fingern, und in der nächsten war das körperliche Fühlen ausgelöscht. Nichts. Nur Leere. Nicht einmal Licht. Sie schrie, hörte aber nicht den Klang ihrer Stimme.
    Das gräßliche Empfinden, irgendwie angesaugt zu werden. Unmittelbar darauf schwebte sie in einem grauen Universum, in dem keine Gerüche existierten, in dem es nichts gab, das man hätte berühren können, keine Geräusche, nicht einmal die, die ihr eigener Leib verursachte.
    Vrithian
    Zeugen (5)
    Ein Kontorist im Zollamt von Cobarzh
    (einer Kolonie von Cabozh)

Mein Name ist Peixen, und ich arbeite im Zollamt. Ich bekleide dort eine sehr wichtige Stellung, und der von mir geleiteten Abteilung gehören fünf Männer an. Ja, es ist eine interessante Position; dauernd geschehen irgendwelche Dinge um mich herum, und in gewisser Weise befinde ich mich im Nervenzentrum der Regierung. Ich bin wie ein Arzt, der den Körper des Staates schützt und solche Dinge fernhält, die ihn erkranken lassen könnten. Oh, danke, ich habe schon des öfteren mit dem Gedanken gespielt, mich als Schriftsteller zu betätigen.
    Ach, du solltest dir einmal die Geschichten anhören, die in meinem Büro erzählt werden. Gestern zum Beispiel … ah-ah, nein, meine Teuerste, das ist ein Geheimnis, das du mir nicht entlocke kannst. Ich bin der Regierung treu ergeben und zu schlau für dich.
    Oh, ja, warum nicht? Ich würde mir gern noch einen genehmigen, ja. Einen Quechax diesmal - immerhin bezahlst du. Was die seltsamste Sache ist, mit der ich jemals konfrontiert wurde? Nun, laß mich überlegen. Ja, ich glaube, davon kann ich dir ruhigen Gewissens erzählen. Da war dieser Turezxh, der aus einem Dorf irgendwo im Wald kam. Der Kerl wußte nicht einmal, was Schuhe sind, hatte seit dem Schlüpfen kein Bad genommen, ja, ein Einheimischer, einer von den Orpetzh, die sich hier überall herumtreiben, eine Sturheit, die noch schlimmer war als sein Gestank. Habe dauernd mit den Burschen zu tun, machen mir ständig Schwierigkeiten. Sind doch eigentlich nur Tiere, die wie Menschen umherwandeln, jawohl, das sind sie, Tiere. Ist mir ein Rätsel, warum sie die Regierung nicht als das behandelt, was sie sind, die Männchen sterilisiert und die Weibchen und anderen zu etwas Sinnvollem einsetzt. Nein, nein, das ist keine Kritik an der Regierung, ganz gewiß nicht, wer bin ich denn schon, daß ich den Gepriesenen sagen könnte, was sie tun sollen, bestimmt haben sie ihre Gründe. Oh, ja, danke, ich nehme noch einen. Tut mir bestimmt gut. Einen weiteren Quechax, Crizhao - und laß dir diesmal nicht so viel Zeit, sonst beschwere ich mich bei deinem Chef. Wo war ich stehengeblieben? O ja, danke. Dieser Turezxh. Er wollte nach Fospor, jedenfalls bekamen wir das als Antwort aus ihm heraus. Er führte einen großen Weidenkorb bei sich, den er nicht öffnen wollte. Wir mußten sogar die Wächter rufen, um mit ihm fertig zu werden. Wie sich herausstellte, enthielt der Korb die größte Schlange, die ich jemals gesehen habe. So dick wie der Oberschenkel eines Mannes und schwer! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer das Obresh-Mistvieh war, ganz zusammengerollt, so daß es überhaupt Platz fand in dem Korb. Nun, ich fragte ihn, warum er das Biest nach Fospor bringen wollte, und er meinte, ein Vetter von ihm habe dort einen Zirkus und wolle die Schlange, um die Fospri staunen zu lassen. Klingt recht

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