Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
langen und ruhigen Tage gewann Aleytys langsam das Gewicht zurück, das sie während jener einen Nacht verloren hatte. Die Haut nahm wieder die dunkle und cremefarbene Tönung an, und das neu gewachsene Haar war so seiden und rot wie die ausgefallenen Strähnenbüschel. Es hatte bereits eine Länge von einem Zoll gewonnen und war damit lang genug, um kleine Locken zu bilden, nachdem Shareem es gewaschen,
    getrocknet und gekämmt hatte. Dann und wann machte sie sich Sorgen, weil der Schlaf Aleytys’ noch immer andauerte, aber der Autoarzt summte und tickte zufrieden vor sich hin und meinte, es sei alles in bester Ordnung. Und so entspannte sich Shareem und genoß die Freuden, sich um ihre Tochter kümmern zu können.
    Kell rief mehrmals an, doch sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen. Sie wies Ikanom an, ihm nur auszurichten, weder Aleytys noch Shareem seien geneigt, seine Anrufe zu beantworten. Auch andere Vrya meldeten sich, ohne daß Shareem reagierte. Mit einer Ausnahme: Loguisse. Doch selbst Loguisse sagte sie nur, Aleytys sei beschäftigt und arbeite mit dem Kephalos, um die Verteidigungsbarrieren ihres Domes in Ordnung zu bringen. Loguisse nickte und warnte Shareem: Sie sollten besser umgehend etwas gegen Kell unternehmen, denn er gewänne
    immer mehr Anhänger unter den Ansässigen und bringe sie gegen Aleytys auf; darüber hinaus übe er mit seinen Verbündeten Druck auf die Vier der Tetrade aus, um sie dazu zu veranlassen, die Anerkennung Aleytys’ als vollwertige Vryhh zu widerrufen. Offenbar spitzte sich die Lage erneut zu.
    Am zwölften Tage ihres Schlafes, am späten Vormittag, rührte sich Aleytys und schlug die Augen auf.
    Shareem hatte das Gefühl, einen jähen Verlust zu erleiden, doch dann war sie glücklich, seufzte und klopfte auf die Hand ihrer Tochter. »Willkommen - bist wieder bei den Lebenden.«
    Aleytys setzte sich auf, strich sich über den Kopf und betastete das kurze Haar. »Was …«
    »Als Ikanom dich fand, warst du kaum mehr als ein Phantom.
    Das Haar fiel dir aus, und die Haut löste sich dir in ganzen Fladen vom Leib. Was ist geschehen?«
    Aleytys blickte an sich herunter und runzelte die Stirn, als sie sah, wie schmal die Handgelenke geworden waren.
    »Wie lange war ich weggetreten?«
    »Zwölf Tage.«
    Aleytys schwang die Beine über den Rand der Liege des Autoarztes.
    Rasch griff Shareem nach dem Arm ihrer Tochter. »Sei vorsichtig.«
    Aleytys sah sie verwirrt an und lächelte. »Ich verstehe. Zwölf Tage. Hm. Greift uns Kell noch immer mit den Raketen an?«
    »Hat am zehnten Tag damit aufgehört. Er rief einige Male an, und auch einige der Ansässigen versuchten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Ich habe nicht mit ihnen gesprochen. Nur mit Loguisse. Sie meinte, die Lage draußen werde allmählich problematisch und sie und die anderen sähen sich wachsendem Druck ausgesetzt, mit dem man sie dazu zwingen wolle, deine Anerkennung zu widerrufen. Bisher scheinen die Tetraden an ihrer Entscheidung festzuhalten. Je mehr Kell sie bedrängt, desto sturer werden sie.«
    »Gut.« Aleytys betastete die Muskeln ihrer Oberschenkel.
    »Alles schlaff. Habe zwölf Tage gelegen, ohne mich zu bewegen.
    Wird Zeit, daß ich mich wieder in Form bringe. Hilf mir, bitte.« Sie rutschte an die Kante der Liege heran.
    »Meinst du wirklich, du solltest jetzt schon aufstehen?« Shareem seufzte, als sich die Hand Aleytys’ um die ihre schloß. »Wäre es nicht besser, du ruhst dich noch eine Zeitlang aus?«
    »Das habe ich fast zwei Wochen lang getan.« Aleytys stand auf und schwankte. »Madar! Bin wackeliger auf den Beinen als ein gerade geborenes Fohlen.«
    »Lee, du warst fast tot.«
    Aleytys lachte, aber es war kaum mehr als ein bitteres Krächzen. »Bei mir kommt es eben auf das Wörtchen fast an.« Sie schloß die Augen und veharrte einige Sekunden lang in völliger Reglosigkeit. Dann schauderte sie, als wolle sie damit die Schwäche von sich abschütteln, die Shareem noch immer besorgte. Sie ging auf die Tür zu, und über die Schulter hinweg sagte sie: »Berichte mir von all den Dingen, die sich zutrugen, während ich schlief. Loguisse hat recht - es ist höchste Zeit, daß wir uns etwas einfallen lassen, mit dem wir es Kell heimzahlen können.«
    Shareem folgte ihr schweigend und war versucht, leise zu schluchzen. Innerhalb von zwölf Tagen hatte sie ein Baby bekommen und es wieder verloren. Sie schritt ein wenig schneller aus, um zu Aleytys aufzuschließen, ging dann neben ihr und

Weitere Kostenlose Bücher