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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zuschlug.
    Und erneut ließ abrupt der Druck nach. Nur für eine Sekunde.
    Irgend etwas hatte den Gegner Aleytys’ abgelenkt. Es war ihr gleich, um was es sich dabei handelte. Sie nutzte die Gelegenheit, um die Schutzblase wieder zu stabilisieren, stand ein weiteres Mal auf und näherte sich ihm erneut. Sie hatte nur Augen für ihn, für den schwarzen Insektenpanzer, der gesplittert in der Schleuse des Gleiters lag. Ein rotes Aufblitzen. Kopf und Schultern Kells waren freigekommen. Ein neuerlicher roter Glanz. Harskari im Körper Shareems, die von hinten nach dem Kopf Kells trat. Aleytys eilte drei weitere Schritte näher, stemmte sich dem Wind des Hasses entgegen, kämpfte dagegen an, setzte einen Fuß vor den anderen und kam immer dann ein wenig schneller voran, wenn es Harskari gelang, einen weiteren Schlag anzubringen, bevor der mentale Sturm sie ins Innere des Schwebers zurückdrängte.
    Kells Wut verwandelte sich allmählich in Verzweiflung, als er sich hin und her wand und versuchte, sich aus seinem halbzerstörten Schutzpanzer zu befreien, und gleichzeitig trachtete er danach, dem Geist Aleytys’ neue heftige Hiebe zu versetzen, ihren Widerstand endgültig zu brechen. Die junge Frau taumelte, fiel zu Boden, zwang sich wieder auf die Beine. Sie befand sich jetzt auf dem Landeteller, nur noch zwei lange Schritte von dem Gleiter entfernt, doch sie sah sich außerstande, diese geringe Distanz hinter sich zu bringen. Kell bezog seine Kraft aus dem Haß auf Aleytys, und er nutzte jene Fähigkeiten, die er im Verlauf vieler Jahrhunderte des Tötens erworben hatte. Er war stärker, entschlossener und schneller. Ohne die wiederholten Eingriffe Harskaris wäre Aleytys schon nicht mehr am Leben. Er trieb sie zurück, brachte sie aus dem Gleichgewicht. Und sie kroch wieder auf ihn zu, worauf Kell sie nochmals zu Boden schmetterte. Inzwischen bebte die junge Frau am ganzen Leib, und Blut tropfte ihr aus dem einen Mundwinkel. Harskari schob sich auf Kell zu und versetzte ihm einen kräftigen Schlag an den Kopf. Er antwortete mit einem mentalen Hieb und schleuderte sie fort. Und während er abgelenkt war, stemmte sich Aleytys in die Höhe und sprang auf ihren Gegner zu und stolperte über die dicken Beine des Kampfpanzers. Geistiges Feuer verbrannte ihre Nervenenden, und sie schrie und weinte, kratzte mit den Fingern über den Beton, zog sich weiter. Hinter Kell stand Harskari auf, stützte sich an der Seite des Schottes ab, preßte sich die Hand auf den Bauch und atmete schnell und flach.
    Dann hob sie den einen Fuß und drückte ihn an die Wand. Ihr Gesicht wurde völlig ausdruckslos, als sie sich ganz auf das konzentrierte, was sie nun beabsichtigte - sie stieß sich ab, war mit einem Satz bei Kell und trat ihm an den Schädel. Im gleichen Augenblick war Aleytys auf den Beinen und lief los. Der heftige Tritt zwang den Kopf Keils nach vorn und zur Seite. Harskari taumelte weiter und prallte an die Seite des Schottes, bevor sie die Balance wiederfinden konnte. Die Handkante Aleytys’ traf Kell am Kiefer, wodurch der Schädel ihres Gegners nach hinten getrieben wurde. Doch der haßerfüllte Vryhh war sehr zäh. Der Hieb machte ihn nur ein wenig benommen. Er schüttelte kurz den Kopf und versuchte, sich zu orientieren. Doch jetzt hatte Aleytys zum erstenmal die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten ungehindert einzusetzen, jene Talente, die durch das Fehlen des Diadems ein wenig an Wirkungskraft verloren hatten. Sie erweiterte ihr Bewußtsein und preßte mentale Hände auf die Nerven Kells, bis er sich nicht mehr rührte, bis er nur noch stoßweise atmete.
    Sie rutschte von dem Panzer herunter und starrte einige Sekunden lang auf Kell herab. Seit der damals von ihr durchgeführten Heilung hatte er sich sehr verändert. Wenn sie im Mesochthon nicht dazu in der Lage gewesen wäre, ihn aufgrund seines Verhaltens ihr gegenüber zu identifizieren, hätte sie ihn vermutlich überhaupt nicht wiedererkannt. Ich kenne dich nicht, dachte sie. Überhaupt nicht. Wir bekämpfen uns, hätten uns fast gegenseitig getötet - und doch sind wir uns nach wie vor fremd. Sie wurde auf ein Stöhnen aufmerksam, und sie trat zur Seite und kniete sich neben Harskari nieder. Es fiel der Uraltseele offenbar schwer, sich im Körper Shareems zu stabilisieren. Sie atmete rasselnd und ungleichmäßig, und die Augen waren trübe. Die Hände griffen immer wieder ins Leere, und unartikulierte Laute entrangen sich der Kehle. Der Körper war erneut verletzt, wenn

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