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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sich darauf, versuchte es zu analysieren und nahm dadurch die nächsten Worte Shareems nur unbewußt in sich auf.
    »Das reinste Chaos, Lee. Die auf Vrithian verbliebenen Vrya . .
    . nun, wir alle sind Sackgassen, ein fehlgeschlagenes Experiment, und doch … Ein Durcheinander, ja, eine ausweglose Lage. Bist du sicher, daß du dich damit einlassen willst?« Shareem nickte in Richtung des erhaben über ihnen schwebenden Planeten. »Das scheint eine schöne Welt zu sein, wenn auch ein wenig kalt.«
    »Komm mit mir und sieh dir meine Heimat an.« Aleytys stand auf und streckte ihrer Mutter die Hand entgegen.
    »Warum nicht?« Shareem ergriff die Hand und ließ sich von Aleytys in die Höhe helfen. »Könnte es irgendwelche Probleme dabei geben, den Bereich des Raumhafens zu verlassen? Wolff ist keine Gesellschafts-Welt, doch wie ich hörte, hält man dort nicht viel von Besuchern.«
    »Das stimmt.« Aleytys lächelte. »Aber ich habe so meine Beziehungen.« Sie lachte leise. »Nun, besser gesagt: Ich habe einige Freunde mit Beziehungen. Mach dir keine Gedanken über den Behördenkram: Steig einfach in meinen Gleiter und laß dir mein Haus zeigen.« Sie folgte Shareem aus dem Zimmer. »Und meine Pferde. Mhm … Es wohnen einige Leute bei mir, aber du brauchst keinen Umgang mit ihnen zu pflegen, wenn dir nichts daran liegt.
    Niemand wird dir Fragen stellen.« Shareem drehte sich um. »Was soll das heißen?« »Ich erkläre dir alles auf dem Weg nach unten.
    Vorausgesetzt, du möchtest noch immer mit mir kommen.«
    »Ja.« Shareem wirkte nun wachsam und in sich selbst zurückgezogen. Sie schob Empfindungen und Unruhe mit einer Plötzlichkeit beiseite, die Aleytys verblüffte und sie ebenfalls aufmerksam machte. »Ja, Tochter, es ist an der Zeit, daß du mir einige Dinge erklärst.«
    Shareem stand am Fenster des Wohnzimmers, den Rucken den hohen Flammen im breiten Kamin zugewandt. Es machte sie ein wenig nervös, denn sie war nicht an offene Feuer gewöhnt. Das ganze Haus bewirkte Unruhe in ihr. Das Heim ihrer Tochter. Selbst in den alten Steinwänden schien ein Teil der Präsenz Aleytys’ enthalten zu sein. Als sie aus dem Gleiter gestiegen war und es von außen betrachtet hatte, entstand der Eindruck in ihr, es mit einem lebenden Etwas zu tun zu haben, das an diesem Ort gewachsen war wie ein verkrüppelter alter Baum. Ein langgestrecktes Gebäude, mindestens vier Stockwerke hoch, fast wie ein abgeschnittener Turm, schlicht, einfach, eigentlich sogar unansehnlich, massiv. Sie spürte das Gewicht auf sich lasten und fragte sich, wie Aleytys damit fertig wurde. Ihre Tochter entfernte sich einige Schritte vom Gleiter, blieb stehen, schloß die Augen und sog die Luft tief in die Lungen: Aromen von durchnäßter Erde, ersten grünen Keimen, Schlamm und Matsch, Pferdedung, feuchtem Pelz, ein Hauch von Tod. Ein Konglomerat aus unterschiedlichen Düften, das von einem Wind herangetragen wurde, dessen Böen wie kalte Messer in den Leib Shareems schnitten. Sie schauderte und war alles andere als angetan von dem, was sich an diesem Ort ihren Sinnen darbot. Die Gerüche weckten Übelkeit in ihr, und der Wind ließ sie zu Eis erstarren. Jetzt prasselte das Feuer hinter ihr im Kamin, und die Böen waren ausgesperrt, wurden auf Distanz gehalten von den doppelglasigen Fenstern. Shareem entspannte sich, und freudig und auch mit einer gewissen Bewunderung beobachtete sie die Fohlen, die draußen auf der Wiese umhersprangen, die grasenden Stuten und den Hengst. Das Gelb der Weide nahm eine rötliche Tönung an, als die Sonne hinter Berggipfeln verschwand, die aussahen wie scharfe Zacken. Die uralten und massiven Gletscher an den langen Hängen waren von der Zeit und dem Wetter ausgemei
    ßelt worden und wiesen ein komplexes Muster aus Rissen und tiefen Spalten auf. Die Luft draußen war so klar, daß sie eine glänzende und geradezu magische Qualität gewann. Und die Intensität der Farben schien nur unwesentlich nachzulassen, als das Licht des Tages verblaßte. Shareem rümpfte die Nase, als sie das beobachtete, was sich außerhalb des Hauses ihren Blicken darbot, und sie dachte: Es liegt nicht in meiner Absicht, noch mehr Gefallen an dieser Welt zu finden. Sie seufzte und drehte sich zu ihrer Tochter um. »Was hast du jetzt vor?«
    Aleytys hatte es sich in einem der Sessel vor dem Kamin bequem gemacht, die Beine ausgestreckt und die Füße übereinander gelegt, so daß nur die eine Hacke in das weiche Kissen sank.
    In der Hand hielt sie

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