Das Erbe der Vryhh
von ihnen bei der Arbeit …«
» …Poyeska, Zeia und ich - wir durchstießen die Wolkendecke über einer Shevorat-Herde und erschreckten die Tiere. Du hättest sehen sollen, wie die dummen Biester davonrannten; sie waren völlig außer sich und verheerten ein ganzes Plavinlager, zerstampften die Leute zu Brei …«
» …langweilig, Lally, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie langweilig meine Vrithli sind - Einfaltspinsel, die immer nur brummen und knurren. Ich habe versucht, sie mit so einfachen Aufgaben wie Schnitzereien zu beschäftigen, aber …«
Shareem blieb dicht neben einem Mann stehen, der beträchtlich älter als die anderen Vrya zu sein schien. Er war einen Kopf grö
ßer als die meisten von ihnen, hatte breite Schultern und muskulöse Arme und Beine, ein verwittertes und faltiges Gesicht, das einer leeren Maske glich, in der sich nur ein Hauch von Ungeduld zeigte, während er einer Frau zuhörte, in deren Augen Fanatismus glitzerte.
» …mußt du zugeben, Har, daß meine Brutprogramme erfolgreich sind und deine Geringschätzung nicht verdienen. Hast du denn etwas anderes mit deinen Orpetzh produziert als nur einige Hellseher, die nicht einmal als Basis für eine statistische Analyse ausreichen? Ich hingegen habe jetzt sechs verschiedene Gruppen von Wahrheits-Erkennern, zehn von Rutengängern und drei von PK-Sondertalenten. Ich muß zwar eingestehen, daß es in Hinsicht auf die PK einige Reproduktionsprobleme gibt, aber inzwischen sind die Nachkommen der letzten Generation separiert worden, und meine besten Ärzte kümmern sich um sie. Das Problem dabei besteht darin, daß die Genchirurgie eine komplizierte Angelegenheit ist. Außerdem läßt sich nicht genau bestimmen, wann und wodurch das rezessive Talent dominant wird, und die Leistungsfähigkeit von Androiden unterliegt gewissen Beschränkungen. Har, ich möchte dich bitten, mir …«
»Nein.« Der Mann drehte sich so jäh um, daß er gegen Shareem stieß und sie zurücktaumeln ließ. Er hielt sie am Arm fest und stützte sie, bis sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Dann sah er an ihr vorbei und musterte Aleytys, wobei in seinen Augen kurzes Interesse aufglühte. Nach einigen Sekunden jedoch trübte sich dieses Funkeln wieder. »Ein gestaltgewordener Traum?«
fragte er mit mißbilligend klingender Stimme. »Wie töricht von dir.
hierherzukommen. Reich mir deine Hand, so daß ich dich begrü
ßen und mich ebenfalls zu einem Narren machen kann.«
Er ergriff die Hand Aleytys’, verbeugte sich, richtete sich wieder auf und fügte iauter hinzu: »Willkommen auf Vrithian, Enkelin.
Damit du hier ebenfalls einen Sitz hast, gehören dir Synkattas Dom und Domäne - ein Geschenk von mir. Die Eigentumsüberschreibung ist bereits erfolgt. Die Androiden und Vrithli Synkattas erwarten deine Ankunft.« Er ließ ihre Hand wieder los und murmelte: »Vielleicht nützt dir das etwas. Ich habe mich dort aufmerksam umgesehen und alles untersuchen lassen. Kell und seine Speichellecker kommen nicht an meinen Sicherheitsbarrieren vorbei.
Sag mir Bescheid, wenn du dich auf den Weg zu deinem Dom machen willst. Doch wenn du einen Rat von mir hören möchtest: Du solltest besser von hier verschwinden und nie wieder zurückkehren. Vrithian ist eine Falle für dich, Mädchen, und der Wert des Köders entspricht nicht einmal einer Handvoll Dung.« Der Mann wandte sich ab und ging fort, bevor Aleytys eine Antwort zu geben vermochte. Er ließ sie mit offenem Mund und dem Gefühl zurück, tatsächlich eine Närrin zu sein.
»Nun, das ging besser, als ich dachte.« Shareem klang fast zufrieden.
»Besser!«
Aleytys’ Mutter winkte mit der einen Hand. »Weißt du, Lee, selbst nachdem er mich bei sich aufnahm, machte er sich nicht die Mühe, mich offiziell als seine Tochter anzuerkennen. Du bist für ihn eine Fremde von Außenwelt, und trotzdem hat er dir einen ganzen Dom zu Verfügung gestellt.«
»Reem …«
»Oh, mach dir nichts draus. Er war recht freundlich zu mir, bevor er so wunderlich wurde. Er half mir, wenn ich Hilfe brauchte … Na ja, wir sollten hier nicht über solche Dinge sprechen.
Komm, bringen wir auch den Rest hinter uns.«
Sie wanderten durch die Menge der schweigenden und sie groß anstarrenden Vrya und hielten dabei auf eine Ecke des Saales zu, bewegten sich in einer kalten und feindseligen Atmosphäre, die dazu gedacht war, sie einzuschüchtern. Doch sie machte Aleytys nur zornig genug, um die Besorgnis zu vergessen, die sie bisher
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