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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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blickte sich um. »Zu behaupten, wir seien in der Minderzahl, käme einer groben Untertriebung gleich.«
    Shareem gab ein abfälliges Schnauben von sich. »Meinst du diese Leute hier? Sie sind gräßlich, wenn sie gegen unbewaffnete Vrithli vorgehen, aber wenn ein echter Kampf bevorsteht, verkriechen sie sich irgendwo.«
    »Selbst Mäuse können gefährlich werden, wenn sie einem zahlenmäßig weit überlegen sind.«
    »Hier im Mesochthon haben wir nichts zu befürchten. Und jetzt sei still und komm mit. Es steht dir noch eine weitere Vorstellung bevor.« Shareem erhob sich auf die Zehenspitzen. »Aha, dort drüben.«
    Loguisse war die letzte der vier. Sie stellte die gleiche Mischung aus psychischem Alter und physischer Jugend dar, war kleiner als die beiden anderen Frauen und hatte scharfgeschnittene und doch zart wirkende Züge. Nach den Angaben Shareems neigte sie dazu, sich in den weiten Labyrinthen ihres Geistes zu verlieren. Als Mathematikerin arbeitete sie in Bereichen, die so esoterisch waren, daß niemand sonst auf Vrithian begriff, womit sie sich überhaupt befaßte. Im Gegensatz zu den anderen Tetraden setzte sie die Arbeit in ihrer Fachsparte fort und verließ Vrithian sogar, um an Konferenzen teilzunehmen und sich mit fremden Mathematikern zu beraten. Im ganzen bekannten All unterhielt sie regelmäßige Kontakte mit gleichrangigen Kollegen, wobei sie Ibex als Relaisstelle für Kommitteilungen benutzte, da sie ihre Gespräche nicht direkt von Vrithian aus führen konnte, ohne die Position ihrer Heimatwelt zu verraten. Sie mochte die einzige der vier Tetraden sein, die Aleytys bereitwillig akzeptierte. Unter anderem zog sie die junge Frau deshalb vor, weil Kell zu konfus war, zu wankelmütig, vielleicht sogar fähig dazu, ganz Vrithian zu zerstören und alle Vrya in den Untergang zu treiben, nur um die Löcher in seiner Seele zu stopfen. Sie reichte Aleytys eine kühle und trockene Hand, und ihre Fingerknöchel fühlten sich so zerbrechlich an wie die Knorpel eines Kükens, so zart, daß Aleytys befürchtete, sie zu zerbrechen, wenn sie zu starken Druck ausübte. Sie war froh, als Loguisse den Arm wieder sinken ließ. »Willkommen, Aleytys Atennanthan, Tochter von Vrithian.« Sie lächelte dünn, drehte sich um und ging.
    »Nun, das war’s, Lee. Jetzt bist du eine Vryhh von Vrithian.«
    »Gibt es irgendeinen Grund dafür, hier noch länger zu verweilen?
    Wenn diese Party hier wegen mir veranstaltet wurde, so kann man mich gewiß nicht als das Glanzlicht der Feier bezeichnen.« »Wir wenden uns an Hyaroll und bitten ihn darum, uns den Zugang in den Dom Synkattas zu gestatten«, sagte Shareem. »Vergiß die Leute hier. Ich habe ohnehin kaum etwas von ihnen erwartet, nur gehofft, Aglao und Ruth und einige andere würden zugegen sein.
    In gewisser Weise haben sie es mir versprochen …« Sie ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. »Und Rodyom. Mögen Ratten an seinen Zehen knabbern. Vermutlich hat er sogar vergessen, welches Jahrhundert derzeit geschrieben wird.« Shareem rümpfte die Nase. »Das ist eine Sache, mit der du dich rasch abfinden mußt, Lee. Selbst die Besten von uns sind alles andere als zuverlässig, wenn es darum geht, Verabredungen einzuhalten.«
    Aleytys lachte leise. »Arme Mama - von wie vielen Leuten bist du versetzt worden?«
    »Ha - hab ein wenig mehr Respekt vor der älteren Generation, mein Kind.« Sie hielt in der Menge nach der großen und breiten Gestalt des Tetraden Ausschau, konnte ihn jedoch nirgends sehen.
    Geistesabwesend sagte Shareem: »Ich wollte nicht, daß du dir ein zu schlechtes Bild von deinem Volk machst. Deshalb lud ich einige der Streuner ein, um ein bißchen Farbe in das allgemeine Grau zu bringen.« Sie preßte sich kurz einen Finger auf die Lippen und setzte sich dann in Bewegung. »Hilf mir bei der Suche nach ihm, Lee. Wir müssen dafür sorgen, daß du dich in deinem neuen Heim einrichten kannst.«
    Aleytys folgte ihrer Mutter, als die mit langen Schritten von einem Raumteiler zum nächsten eilte, dabei den ganzen Saal durchwanderte und immer unruhiger wurde, als sie zu dem Schluß gelangte, daß Hyaroll bereits gegangen war. »Ich habe nicht damit gerechnet, ein Haus als Geschenk zu bekommen«, sagte Aleytys.
    »Ich dachte, ich müsse mir eins kaufen. Wie auf Wolff.«

»Har ist das Oberhaupt der Tennanth-Ahnenreihe, Lee. Scher dich nicht um das, was Kell sagte. Synkattas Dom fiel ihm zu, als Kata auf den Scheiterhaufen kletterte und ihn in Brand

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