Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
hielt es Aleytys für besser, sich von den wenigen Hoffnungen zu trennen, die noch in ihr verblieben waren. Vri-thian. Die Heimatwelt der Vrya. Die junge Frau dachte an ihr Haus auf Wolff, dann an Grey.
    Was ich hier tue, ist… Nein, denk nicht daran. Sie preßte kurz die Lippen zusammen, deutete ein kummervolles Lächeln an. Shareems Tochter. O ja.
    Die Kraftfeldkuppel flackerte. Die Fähre schwebte ungehindert durch die energetischen Schlieren und landete auf einer großen und weißen Keramikfläche, die einem riesigen Porzellanteller ähnelte, den ein Titan achtlos im Gras liegengelassen hatte. Eine glänzende weiße Röhre wuchs aus dem glänzenden und weißen Würfel (die Kantenlänge belief sich auf zweihundert Meter), dessen Wände bunt schillerten und matt das widerspiegelten, was sich in der Nähe befand, selbst die Wolkenfetzen am Himmel. Die Außensensoren registrierten ein leises Summen, dann ein kurzes Saugen - das Röhrenende hatte sich über das Schott der Luftschleuse gestülpt.
    Shareem straffte die Schultern. Einige Sekunden lang wirkten ihre Wangen bleich. Dann stand sie auf, schüttelte sich kurz und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Unmittelbar darauf leuchtete es in ihren Augen, und nachdem sie einige Male tief durchgeatmet hatte, war sie wieder die zuversichtliche und von Enthusiasmus erfüllte Frau, die sie Haupt und Shadith gegenüber gezeigt hatte, doch niemals Aleytys. »Komm, Lee«, sagte sie und lachte.
    »Es wird Zeit, daß du deine lieben Verwandten kennenlernst.« Ein Saal, der an ein Höhlengewölbe erinnerte. Alles weiß und schwarz.
    Dutzende von verschiedenen Formen und Strukturen, Bögen, Vorhänge aus erstarrten weißen Tressen, schwarze Borten, die das Innere des Würfels in unterschiedlich große Segmente unterteilten.
    Einzelne weiße Sessel, verteilt auf einer asymmetrischen Spirale aus schwarzen und weißen Fliesen. Ein eleganter Hintergrund für etwas, das Aleytys zunächst für eine Ansammlung völlig identischer Gesichter und Gestalten hielt - das gleiche rote Haar, die gleiche, durchscheinend wirkende Blässe, die gleichen grünen Blicke. Die Roben und Tuniken und Gewänder - ein malerisches Spektrum von Pfauenfarben. Die Unterschiede in der Kleidung machten deutlich, wie sehr sie sich alle ähnelten, Männer und Frauen, Brüder und Schwestern.
    Alle bleichen Gesichter wandten sich Aleytys zu. Einige düster und feindselig, andere ausdruckslos, abwartend. Kein Willkommensgruß, keine Billigung.
    Aleytys folgte Shareem in die einschüchternde Stille, und dabei hatte die junge Frau nicht mehr den Eindruck, sich einem großen Publikum gegenüberzusehen. Insgesamt etwa fünfzig Vrya, höchstens sechzig. Wesen ihrer Art, ja - obgleich ihre Haut dunkler war und sich in ihren Augen auch ein bläulicher Ton erkennen ließ. Sie hob den einen Mundwinkel in der Andeutung eines halben
    Lächelns, verspottete sich in Gedanken wegen der Träume und Hoffnungen, die trotz des bewußten Verzichts auf eine ausgeprägte Erwartungshaltung in ihr verblieben waren. Sie erwiderte den Blick der Vrya aus ihren blaueren Augen, begegnete ihrem Schweigen mit einer wortlosen Herausforderung.
    Als Aleytys und Shareem an den Sesseln vorbeigingen, schenkten die Vrya ihnen keine Beachtung mehr, setzten die Gespräche fort, die durch die Ankunft der beiden Frauen unterbrochen worden waren. Aleytys hörte einige Wortfolgen, als sie sich von Shareem durch den Saal führen ließ.
    » …führten die lokalen Schamanen in der letzten Woche eine Hexenverbrennung durch. Nallis und ich machten uns auf den Weg und spielten ihnen einen Streich. Wir warfen eine Ladung Phosphor auf den wichtigsten Knochenraßler ab. Der Kerl hatte aufgrund seiner Aufsässigkeit ohnehin eine Lektion verdient. Hättest sehen sollen, wie er in Flammen aufging und die anderen in Panik gerieten …«
    » …krönten die Dromms einen neuen König. Bin natürlich sofort losgeflogen; schließlich dürfen sie nicht glauben, sie könnten so etwas ohne unsere Genehmigung machen. War eine uninteressante Angelegenheit …«
    » …gab es da diesen Idioten, der überall im Sheng gegen uns agitierte, und ob du es glaubst oder nicht: Er gewann doch tatsächlich Anhänger. Habe ihn in eine Fackel verwandelt, und das machte der Sache ein Ende …«
    » …die Fospori und ihre bemerkenswerte Methode zur Herstellung von Batik. Es dauert ein ganzes Zeitalter, um einen Quadratmeter zu produzieren. Auf meine Anweisung hin sind nun einige tausend

Weitere Kostenlose Bücher