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Das Erbe des Alchimisten

Das Erbe des Alchimisten

Titel: Das Erbe des Alchimisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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den Schmerz darin.
»Warum bist du fortgegangen?«
Ich zögere. Ich hatte eigentlich nicht vor, es ihm zu sagen.
»Ray ist wieder da.«
Seymour ist fassungslos. »Das ist unmöglich.«
»Es stimmt aber. Wir leben zusammen. – Wir haben eine Tochter«, füge ich hinzu.
»Sita, für einen wie großen Narren hältst du mich eigentlich? Es ist nicht genug Zeit vergangen, als daß du eine Tochter bekommen haben könntest.«
Meine Stimme zittert. »Ich weiß. Aber es ging schneller als üblich.«
Er hört, daß ich nicht scherze. »Erzähl mir, was geschehen ist, seitdem wir uns zum letztenmal gesehen haben.«
Ich erzähle es ihm, denn ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Er hört geduldig zu, wie immer, und ich frage mich, zu welchen Schlüssen ihn meine Ausführungen wohl führen. Er ist clever, er konnte mir bisher stets irgendwie helfen, wenn ich in der Klemme saß. Aber das, was er jetzt sagt, schockiert mich bis ins Mark.
»Wie kommst du darauf, daß dieser Bursche wirklich Ray ist?« fragt er, als ich geendet habe.
Ich lache los – und ersticke fast daran. »Was für eine Frage ist das? Natürlich ist es Ray! Ich weiß, daß er’s ist! Wer sonst sollte es sein?«
»Ich weiß nicht, wer es sonst sein könnte. Aber woher willst du wissen, daß er wirklich Ray ist? Vergiß nicht, er ist umgekommen!«
»Weil er wie Ray aussieht! Weil er sich wie Ray verhält! Weil er alles weiß, was Ray wußte! Es kann niemand anders sein als er selbst!«
Seymours Stimme klingt ruhig. »Laß uns jede deiner Aussagen näher betrachten. Er sieht aus wie Ray, meinst du. Okay, das muß ich dir glauben, denn du hast ihn gesehen und ich nicht! Aber du sagst, daß er sich wie Ray verhält, und das finde ich ganz und gar nicht. Ich habe Ray anders in Erinnerung als den Burschen, den du beschreibst.«
»Er hat eine Menge durchgemacht. Gewissermaßen ist er bei der Explosion sogar gestorben. Es war nur Eddies Blut, das ihn ins Leben zurückgeholt hat.«
»Das beunruhigt mich ganz besonders. Eddie war die Verkörperung des Bösen. Welche Auswirkungen könnte sein Blut auf die Psyche eines anderen Lebewesens haben? Vielleicht sogar auf die Psyche eines anderen Vampirs?«
Ich schließe die Augen und seufze. »Ich habe selbst schon darüber nachgedacht. Aber glaub mir bitte, er ist kein Schwindler! Wir haben unzählige Male über Dinge gesprochen, die nur Ray selbst wissen kann.«
»Aber du gibst zu, daß dieser Bursche sich geändert hat, daß er irgendwie zwiegespalten wirkt?«
»Tue ich das? Ich habe mir diese Frage schon so oft gestellt. Letztendlich würde ich alles tun, um Kalika zu retten, denn sie ist meine Tochter. Und Ray ist ihr Vater. Er gehört zu mir und ist mir sehr ähnlich.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Irgend etwas ist an deiner Geschichte, das mich stutzig macht. Was genau es ist, kann ich im Moment noch nicht sagen. Jedenfalls glaube ich, daß Ray gefährlich ist und du ein Auge auf ihn haben solltest. Aber laß uns über etwas anderes reden – über Kalika. Wie kann es sein, daß sie die Sonne verträgt, wenn sie ein Vampir ist?«
»Auch ich war nicht so lichtempfindlich«, sage ich.
»Weil du schon fünftausend Jahre lang ein Vampir warst. Abgesehen davon hat dir die Sonne wohl etwas ausgemacht: Sie hat dich geschwächt. Und Kalika, sagst du, verträgt sie problemlos?«
»Soviel ich bisher sagen kann, ja. Sie spielt sogar draußen.«
»Versucht sie, in den Schatten zu gelangen?«
»Nein, sie mag das Licht genauso wie die Dunkelheit.«
»Und doch braucht sie menschliches Blut«, murmelt Seymour nachdenklich. »Hm. Ist sie ungewöhnlich kräftig?«
»Ja, das ist sie. Sie muß ein Vampir sein.«
Seymour überlegt. »Wie sieht sie aus?«
»Sie sieht mir ähnlich, nur daß sie dunkler ist.«
»Du meinst, sie hat braunes Haar und braune Augen?«
»Ihr Haar ist braun, aber ihre Augen sind dunkelblau.« Ich zögere und füge dann traurig hinzu: »Sie ist sehr hübsch. Sie würde dir gefallen.«
»Nicht, wenn sie es auf mein Blut abgesehen hat. Sita, laß uns ehrlich zueinander sein: Du bist nicht mehr übermenschlich stark und schnell. Es wird dir auf die Dauer nicht gelingen, Leute zu entführen, ohne dabei geschnappt zu werden. Soweit ich das beurteilen kann, hattest du mit diesem Eric nur Glück. Und wie wollt ihr ihn wieder freilassen, wenn er euch nicht mehr von Nutzen sein kann? Er wird geradewegs zur Polizei marschieren!«
Ich beiße mir auf die Unterlippe und schmecke mein Blut. Der Geschmack gibt mir

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