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Das Erbe des Alchimisten

Das Erbe des Alchimisten

Titel: Das Erbe des Alchimisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Kraft.
»Ich weiß«, sage ich.
»Wenn du das weißt, mußt du die Sache jetzt abbrechen.«
Meine Augen sind voller Tränen, doch ich will nicht weinen. Nicht heute abend. »Ich kann nicht, Seymour. Mit einem, was er sagt, hat Ray recht: Ich kann meine Tochter nicht sterben lassen.«
Seymours Stimme klingt sanft: »Du weißt, was ich jetzt fragen werde, nicht?«
Ich nicke, obwohl er es nicht sehen kann. »Ja. Braucht die Welt ein Ungeheuer wie sie? Alles, was ich darauf sagen kann, ist, ich hoffe, daß sich die Dinge zum Guten wenden werden. Vergiß nicht, sie wurde erst vor kurzem geboren. Sie hatte bisher kaum Gelegenheit, mir zu zeigen, wie sie wirklich ist.«
»Mag sein, daß es zu spät ist, wenn sie es schließlich tut. Vielleicht kannst du sie dann nicht mehr aufhalten.« Und vorsichtig fügt er hinzu: »Jetzt könntest du es noch.«
Ich bin entsetzt. »Ich kann doch meine eigene Tochter nicht umbringen!«
»Du kannst aufhören, sie zu füttern. Denk daran, welchen Preis du und deine Opfer für ihre Nahrung zahlen. Du wirst ein Dutzend Erics brauchen, um sie sattzukriegen, wenn sie wirklich so schnell wächst, wie du sagst. Vermutlich wird sie sich ihre Erics sehr bald selbst fangen. Ich weiß, daß es entsetzlich für dich sein muß, dem ins Gesicht zu sehen, aber es wäre für alle am besten, wenn du die Sache jetzt beenden würdest.«
Ich schüttele fassungslos den Kopf. »Das kann ich nicht.«
Seymour zeigt Mitgefühl: »Ansonsten kann ich dir leider nicht raten oder helfen.« Und dann fügt er hinzu: »Es sei denn, du sagst mir, wo ihr euch aufhaltet.«
»Du könntest nichts gegen sie unternehmen, wenn du das meinst. Du würdest dich auf den ersten Blick in sie verlieben. Wenn sie nicht gerade hungrig ist, ist sie entzückend.«
»Ich würde mich gern einmal mit dem wiederauferstandenen Ray unterhalten.«
»Ich halte das für keine gute Idee. Jedenfalls nicht im Augenblick.«
Seymours Stimme ist warm: »Du hast mir bisher vertraut, Sita. Vertrau mir auch jetzt. Du bist zu tief in diese Angelegenheit verstrickt, so tief, daß du sie kaum noch überblickst. Du brauchst meine Hilfe.«
»Es wäre zu gefährlich, Seymour. Wenn dir etwas zustoßen würde, könnte ich mir das niemals verzeihen. Bleib, wo du bist, ich rufe dich wieder an. Und ich verspreche dir, über das, was du mir gesagt hast, nachzudenken.«
»Nachdenken wird nicht verhindern, daß sie sich zu dem entwickelt, was in ihr steckt.«
»Und was das ist, werden wir sehr bald erfahren, denke ich.«
Wir verabschieden uns schweren Herzens. Als ich das Haus verlasse, denke ich daran, daß Eddie Fenders Blut im Körper meines Liebhabers zirkuliert. Was für Blut mag wohl durch Kalikas Adern fließen? Und was wird es bei ihr bewirken?
    9.
Kapitel
    Als ich zu Hause ankomme, hat Eric sein Bewußtsein wiedererlangt. Seine Hände und Füße sind fest zusammengebunden, und sein Mund ist mit Klebestreifen verschlossen. Irgendwie ist es ihm gelungen, sich trotzdem ein Stück zu bewegen, und so sitzt er aufrecht in der Ecke des Zimmers. Seine Augen sind weit aufgerissen vor Angst, als ich mich ihm mit einer Spritze nähere. Kein Wunder. Ich knie neben ihm nieder und streiche ihm über den Kopf, aber er zittert so heftig unter meiner Berührung, daß ich die Hand wegziehe.
    »Es tut mir leid«, sage ich. »Das alles ist auch für mich nicht einfach. Ich wünschte, ich könnte es dir erklären, aber ich kann es nicht. Aber ich verspreche dir, daß du nicht sterben wirst. Das schwöre ich dir, Eric, und ich halte mein Wort. Allerdings muß ich dich für ein paar Tage hierbehalten. Ich weiß noch nicht genau, wie lange. Und während du hier bist, muß ich dir hin und wieder etwas von deinem Blut abzapfen.«
    Mein letzter Satz kommt nicht gut an. Erics Augen werden vor Angst so riesig, daß sie schier aus dem Kopf zu quellen scheinen. Er schüttelt heftig den Kopf und versucht wegzurutschen. Aber ich ziehe ihn zurück in die Ecke.
    »Ruhig«, sage ich. »Es wird nicht so schlimm sein, wie es sich anhört. Ich habe saubere Nadeln und mehr Erfahrung als die meisten Ärzte. Es wird dir nichts ausmachen, ein bißchen Blut zu verlieren.«
    Sein Mund bewegt sich heftig. Mir ist klar, was er mir damit sagen will. »Versprichst du mir, nicht zu schreien, wenn ich dir den Klebestreifen entferne?« frage ich. »Wenn du schreien solltest, muß ich dich so schnell wie möglich ruhigstellen. Und da ich dich nicht noch mehr verletzen möchte, will ich das möglichst

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