Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe des Alchimisten

Das Erbe des Alchimisten

Titel: Das Erbe des Alchimisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
zieht seinen Kopf daran zurück, so daß seine Kehle jetzt offenliegt. Die Ruhe in ihrem Gesicht macht selbst mich fassungslos.
»Wenn du wüßtest, was mein Name bedeutet«, sagt sie, »würdest du mir diese Frage nicht stellen.«
Billy stirbt langsam, Tropfen für Tropfen.
Selbst ich, Sita, schaffe es nicht, meiner Tochter bei ihrem Tun zuzusehen.
Erst als sie satt ist, befreit Kalika mich.
    14.
Kapitel
    Während der nächsten Woche wird Kalika erwachsen. Sie erreicht den Entwicklungsstand einer Zwanzigjährigen, was etwa das Alter ist, in dem ich zur Vampirin gemacht wurde. An diesem Punkt scheint ihre Entwicklung aufzuhören, was mich nicht überrascht. Tatsache ist, daß ein Mensch um die zwanzig sich auf der Höhe seiner körperlichen und geistigen Kräfte befindet. Ich weiß, daß Kalika große Macht besitzt, doch wie groß genau diese ist, weiß ich nicht. Abgesehen von dem Zwischenfall mit Billy demonstriert sie ihre Fähigkeiten nicht in meiner Gegenwart. Eines ist jedenfalls sicher: Sie braucht nicht mehr meine Hilfe, um sich Nahrung zu besorgen. Sie verläßt das Haus häufig für viele Stunden – stets zu Fuß und meist bei Nacht. Wenn sie wiederkommt, frage ich sie nicht, wo und bei wem sie gewesen ist. Ich will es nicht wissen.
    Letzteres ist natürlich eine Lüge. Ich durchforste die Zeitungen täglich, um zu sehen, welche mysteriösen Mordfälle es gegeben hat. Doch ich stoße auf keinen, was mich verwundert.
    Die Polizei hat Billy noch nicht gefunden – oder besser das, was von ihm übrig ist. Ich weiß, daß das Auffinden seiner Leiche nur eine Frage der Zeit ist. Ich hoffe, daß sie auch seine Opfer entdecken werden.
    Meine Hand und Schulter sind noch immer nicht ausgeheilt und stecken in Verbänden. Ich habe mir nicht den Luxus erlaubt, mit meinen Verletzungen einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen, aber ich glaube, daß ich die Wunden selbst recht ordentlich genäht habe. Doch die Narben werde ich wohl für den Rest meines Lebens behalten.
    Die Veränderungen in den Eßgewohnheiten meiner Tochter bedeutet für mich, daß ich Eric nicht länger in dem freien Schlafzimmer gefangenhalten muß. Unglücklicherweise fällt mir keine Möglichkeiten ein, ihn gehen zu lassen – und ihn gleichzeitig daran zu hindern, schnurstracks zur nächsten Polizeistelle zu laufen. In eine andere Stadt oder einen anderen Staat zu gehen, erscheint mir keine Lösung. Vermutlich wäre es schon eine Lösung, aber ich will einfach nicht wieder umziehen – zumindest bis Paula ihr Baby hat. Auch Kalika und Ray sind gegen einen Ortswechsel. Das haben sie mehrfach deutlich gesagt.
    So halte ich Eric weiterhin gefangen, aber zapfe ihm kein Blut mehr ab. Ich hatte gehofft, daß dies seine Stimmung und seine körperliche Verfassung verbessern würde. Aber Eric befindet sich im Tal tiefster Depression und weigert sich, auch nur einen Happen zu essen.
    »Komm schon, Eric«, sage ich, während ich ihm einen Burger und Fritten anbiete. »Das hier sind ein Big Mac von McDonald’s und leckere, extra große Pommes frites. Und dazu hab’ ich dir einen Vanilleshake mitgebracht.« Als er sich weigert, mich anzusehen, berühre ich seinen Kopf. Er hat über dreißig Pfund Gewicht verloren, und seine Haut wirkt gelblich wie durchsichtiges Pergament. Unter seinen Augen liegen schwarze Ringe, die mich an seine Leiden erinnern – und an seinen Schmerz, als ich ihn geschlagen habe. Seine Nase ist noch immer gebrochen, und es macht ihm Mühe zu atmen, zumal er noch immer gefesselt ist. »Du mußt etwas essen«, füge ich sanft hinzu. »Sonst hungerst du dich noch zu Tode.«
    »Warum läßt du mich dann nicht gehen, wie du’s mir versprochen hast?« fragt er leise. »Ich bin krank, das weißt du.«
»Ich werde dich gehen lassen. Ich muß mir nur noch überlegen, wie ich es genau anstellen soll. Du weißt, daß ich befürchten muß, daß du schnurstracks zur Polizei marschierst. Ich muß mich also aus dem Staub machen und ein ganzes Stück weit weg sein, bevor du freikommst.«
»Ich werde nicht zur Polizei gehen. Ich will nur nach Hause.«
»Ich weiß. Und es wird nicht mehr lange dauern, dann kannst du’s.« Ich schiebe ihm den Hamburger hin. »Beiß wenigstens mal hinein, tu’s für mich. Ich werde ein paar von den Fritten essen. Wir können so tun, als wären wir in dem Coffee Shop, in den du mich eingeladen hast.«
Vermutlich war es ein Fehler, das zu sagen, denn er beginnt wieder zu schluchzen. »Ich hab’ dich für ein nettes

Weitere Kostenlose Bücher