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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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wir einen Mann in Kriegszeiten von seiner Furchtsamkeit befreien wollen, schicken wir ihn an die Front. Dort kann er natürlich getötet werden, aber wenn er überlebt, gewinnt er allmählich Zuversicht und Mut. Ähnlich ist es mit einem Redner. Zuerst muß er seine Stimme beherrschen lernen, dann muß er wieder und wieder das Sprechen üben, um Freiheit und Ungezwungenheit der Rede zu erwerben.« Er schürzte nachdenklich seine Lippen. »In den Krieg können wir ihn nicht gut schicken. Erstens ist er zu jung, und zweitens betrachten die Soldaten einen Mutanten unglücklicherweise als ein schlechtes Omen. Aber Redegewandtheit und Sicherheit des Auftretens – dafür können wir sorgen, indem wir ihn in einem der abgelegeneren Tempel unterbringen. Die Gewänder eines Gelehrten werden seine Mißbildungen verbergen, und er kann die täglichen Anrufungen machen, zuerst in der Zurückgezogenheit seiner Kammer, dann in der Gegenwart von Gelehrten, Assistenten und Schülern, und schließlich vor der Öffentlichkeit. Ich werde Vorbereitungen treffen, daß diese Übungen morgen beginnen. Er braucht nicht im Tempel zu leben.« Der Herrscher hielt inne und blickte fragend zu Nellian. »Was würden Sie davon halten?«
    Der Gelehrte nickte bedächtig. »Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Ich bin froh, zu sehen, Herr, daß Ihr ein persönliches Interesse für den Jungen zeigt.«
    Auch der Oberherr zeigte sich nun erfreut. Er legte seine Hand auf Nellians Schulter und sagte leutselig: »Kümmern Sie sich weiter um ihn. Und halten Sie mich auf dem laufenden.«
    Er war im Begriff, sich abzuwenden, als sein Blick auf etwas fiel, das vom Buschwerk halb verdeckt war. »Was ist das?« fragte er.
    Nellian schaute verlegen drein. »Das?« sagte er. »Wieso, ahh, das ist, ahh, eine Vorrichtung, die, ahh, Joquin gebaut hat.«
    Die Verlegenheit des Gelehrten verwunderte den Herrscher und machte ihn mißtrauisch. Er trat näher, bog die Zweige auseinander und betrachtete das Ding genauer. Es war ein Metallrohr, das an der Seite des Felsens abwärtsführte. Kletterpflanzen verbargen es fast zur Gänze, aber hier und dort schimmerte das Metall ein wenig durch. Nachdem er das offene Ende des Rohres untersucht hatte, richtete er sich wieder auf. »Nun, ich will verdammt sein«, sagte er, »eine Abhörvorrichtung, und ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß sie bis in den Palast führt.«
    Nellian sagte: »Auf der anderen Seite ist noch eine.«
    Der Oberherr sah ein Notizbuch unter dürren Blättern neben dem Rohr liegen. Er zog es hervor und blätterte darin. Alle Seiten waren leer, und das verwirrte ihn ein wenig, bis er bei neuerlicher Suche auf eine kleine Tintenflasche und den Federhalter stieß.
    Nun war er wirklich interessiert. Er zog den Korken aus der Flasche, betrachtete die Tinte eingehend, roch daran und benetzte seinen Finger damit. Schließlich brachte er den Korken wieder an und legte Flasche und Federhalter lächelnd an ihren Platz unter dem dürren Laub zurück.
    Als er die Steintreppe hinunterstieg, dachte er, Joquin hatte recht. Diese Mutanten können normal sein, sogar übernormal.
     

 
7.
     
    Zu dieser Zeit war der marsianische Krieg zwei Jahre alt und hatte sich bereits als die kostspieligste Kampagne erwiesen, die je geführt worden war. Von Anfang an, als der Feldzug noch im Stadium der Planung gewesen war, hatten sich die Leidenschaften daran erhitzt. Invasion oder nicht – das war vor drei Jahren die Frage gewesen, die die innere Machtgruppe in zwei einander heftig befehdende Lager gespalten hatte. Prinz Creg Linn, Clanes Vater, Sohn des Oberherrn und kommandierender General der Invasionstruppen, war von Anfang an rückhaltlos gegen diesen Krieg gewesen. Monate hatte er mit Versuchen verbracht, seine Familie und verschiedene mächtige Vasallen zu überzeugen.
    »Für das Imperium ist die Zeit gekommen«, erklärte er seinen Zuhörern, »in eine Phase der Konsolidierung einzutreten. Aus einem Stadtstaat sind wir zu einem Reich geworden, das fast die gesamte Erde beherrscht. Vier von den elf Inselkontinenten auf Venus sind mit uns verbündet. Und wir brauchen uns keine Sorgen wegen der bewohnbaren Jupitermonde zu machen, da sie von Barbaren bewohnt werden. Die Marsianer, soviel ist richtig, sind uns nicht wohl gesinnt und wehren sich in einer zweifellos übertriebenen Art und Weise gegen äußere Einflüsse, aber wir würden gut beraten sein, sie in Ruhe zu lassen. Ihre inneren Streitigkeiten werden sie noch lange

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