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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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zugelassen werden wie der freie Handel zwischen den Kolonien. Die zweite, in ungefähr fünf Jahren beginnende Phase, den Bewohnern schon lange vorher erläutert, sollte die Errichtung verantwortlicher Regierungen auf den verschiedenen Inseln bringen, doch würden diese Regierungen Teil des Imperiums sein und die Besatzungstruppen unterstützen. Die dritte Phase sollte zehn Jahre nach der zweiten beginnen und eine zentrale venusische Verwaltung mit einem föderativen Regierungssystem einführen. Auch dieses System würde keine eigene Militärmacht besitzen und organisatorisch mit dem Reich verbunden bleiben. Eine gemeinsame Staatsbürgerschaft und die allmähliche Verschmelzung sollte am Ende der angestrebten Entwicklung stehen.
    »Überall um uns sind Beweise«, endete er, »daß das System absoluter Unterwerfung, wie wir es während der vergangenen fünfzig Jahre praktizierten, ein völliger Fehlschlag gewesen ist. Die Zeit ist gekommen, eine neue und mehr progressive Politik einzuführen.«
    Tews vermochte seine Erregung kaum zu verbergen. Er konnte jetzt das ganze Bild sehen. Der verstorbene Oberherr hatte die Planeten faktisch Jerrin vermacht; und dies war offenbar Jerrins Plan, sein Erbteil zu einer starken Militärmacht zusammenzuschweißen, die notfalls fähig wäre, die Erde selbst zu erobern.
    Tews lächelte kalt. Noch nicht, Jerrin, dachte er. Noch bin ich absoluter Herrscher, und was ich sage, wird geschehen. Außerdem könnte dein Plan mein Vorhaben durchkreuzen, zu einem geeigneten Zeitpunkt die Republik wiederherzustellen. Ich bin sicher, daß du mit all deinem liberalen Gerede nicht an die Wiedererrichtung einer verfassungsmäßigen Regierung denkst. Dieses Ideal aber ist, was um jeden Preis verwirklicht werden muß.
    Laut sagte er: »Ich werde über deine Empfehlungen nachdenken. Aber jetzt ist es mein Wunsch, daß in Zukunft alle Ernennungen und Beförderungen von mir vorgenommen beziehungsweise bestätigt werden. Und alle Befehle, die von deinem Hauptquartier ausgehen, sind mir zur Abzeichnung vorzulegen, worauf ich sie weiterschicken werde. Der Grund dafür ist, daß ich mich mit den gegenwärtigen Positionen aller Einheiten und den Namen der führenden Truppenoffiziere vertraut machen möchte. Das ist alles.«
    Das war nur der Beginn. Als die Befehle und Dokumente einzutreffen begannen, studierte Tews sie mit der emsigen Unverdrossenheit eines gewissenhaften Angestellten. Er schwelgte in Papierarbeit, und jedes Detail erschien ihm wichtig und interessant. Er kannte diesen venusischen Krieg. Zwei Jahre lang hatte er hier den Posten des Oberkommandierenden inne gehabt, der jetzt von Jerrin besetzt war. Sein Problem war darum relativ einfach; er brauchte sich nur mit den Entwicklungen während der vergangenen eineinhalb Jahre vertraut zu machen.
    Vom ersten Tag an verfolgte er zielstrebig sein wichtigstes Vorhaben: die Abberufung von zweifelhaften Offizieren und ihre Ersetzung durch Männer, die er von der Erde mitgebracht hatte. Gelegentlich schämte er sich dieses Vorgehens, aber er rechtfertigte es mit der Notwendigkeit, der Verschwörung die Spitze abzubrechen. Ein Mann, der konspirierende Generäle ausschalten wollte, durfte in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich sein. Vor allem kam es darauf an, dafür zu sorgen, daß die Armee nicht gegen ihn, den gesetzmäßigen Thronfolger, eingesetzt wurde, den einzigen Mann, dessen Ziele nicht autokratisch und eigennützig waren.
    Als sekundäre Vorsichtsmaßnahme änderte er mehrere von Jerrins Truppendispositionen. Diese hatten mit Legionen zu tun, die Jerrin vom Mars mitgebracht hatte und die ihm vermutlich durch eine persönliche Loyalität verbunden waren. Es konnte nicht schaden, wenn Jerrin während der nächsten kritischen Wochen nicht immer genau wußte, wo sie stationiert waren.
    Am zwölften Tag erhielt er von einem Spion die Information, auf die er gewartet hatte. Jerrin, der vor zwei Tagen eine Inspektionsreise an die Front angetreten hatte, kehrte nach Mered zurück. Tews hatte nur eine Stunde Vorwarnzeit. Er war noch damit beschäftigt, die Bühne für das erwartete Gespräch herzurichten, als Jerrin gemeldet wurde. Tews lächelte den rasch zusammengetrommelten Höflingen zu, dann nahm er in seinem Thronsessel Platz und wartete mit undurchdringlicher, unnahbarer Miene, bis Jerrin den Raum durchmessen hatte und vor ihm stand.
    »Nun, was gibt es?«
    Jerrin sagte mit gepreßter Stimme: »Es ist meine unangenehme Pflicht, Euch zu

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