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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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gebracht hatte, ordnete er eine Pause an, während der er mit dem Feldstecher die inneren Kraterwände untersuchte. Nebliger Dunst erfüllte die untere Hälfte des weiten Rundes, doch als die große, heiße Sonne höher stieg, begann sich auch der Nebel aufzulösen, und gegen Mittag konnte man bis auf den Grund des Kraters sehen.
    Zuerst waren alle, wenn nicht von abergläubischer Scheu erfüllt, so doch vorsichtig und mit einem gewissen Unbehagen in die Wohnung der Götter vorgedrungen; nun, als sich nichts ereignete, gewannen Forscherdrang, Abenteuergeist und Neugierde wieder die Oberhand. Sie banden sich mit Seilen aneinander und begannen die sehr steile Kraterwand zu einer Öffnung abzusteigen, die Clane zuvor mit dem Fernglas ausgemacht hatte. Sie lag ungefähr zwanzig Meter unter den Mauerresten.
    Es war ein gefährlicher Abstieg, denn das Felsgestein der Kraterwand war über weite Partien zu glasiger Schlacke geschmolzen, die wenig Halt bot. Aber sie bestätigte Clanes Vermutung von der Atomexplosion. Als er und die ihn begleitenden Gelehrten die Öffnung erreichten, sahen sie sofort, daß es sich um keine natürliche Höhle handelte, sondern um einen großen, betonierten Tunnel. Auch hier waren Bruchstellen und heraushängende Stahlarmierungen geschmolzen. Zweifellos gehörte der Stollen zu einem unterirdischen Komplex aus alter Zeit. Als die Atombombe den Krater in die Erde geschlagen hatte, war ein Teil des Systems herausgerissen und pulverisiert worden, während das Loch, vor dem sie standen, zu den noch vorhandenen Resten der Anlage führen mußte.
    Der Anblick des von Menschen gegrabenen unterirdischen Baues, dieses Monument eines Denkens, das Sicherheit in mechanischen, statt in intellektuellen und moralischen Mitteln suchte, deprimierte Clane. Die Sicherheit, die es seinen Erbauern hatte bringen sollen, war trügerisch gewesen, und nun wartete es inmitten einer großen Stille auf die Rückkehr des Menschen.
    Seine eigene Schätzung der Zeit, die seit dem großen Krieg verflossen war, lag bei ungefähr achttausend Jahren. Er hatte genug Informationen und Daten über das kalendarische System der Alten, um zu vermuten, daß seine Gegenwart ungefähr im Jahr zehntausend ihrer Zeitrechnung existierte.
    Sie zündeten Laternen an und drangen in den Tunnel vor. Er war bis auf den ebenen Boden kreisrund, und der Durchmesser machte etwa vier Meter aus. Nach achtzig oder neunzig Schritten kamen sie an eine Tür aus rostigem Metall, die angeschmolzen und vom Druck der Explosion offenbar aus ihren Verankerungen gerissen worden war. Nach weiteren fünfzig Schritten machte die Betonröhre einen Knick nach rechts, und kurz darauf standen sie vor einer zweiten Panzertür. Diese war geschlossen. Clane und seine Begleiter öffneten sie ohne besondere Mühe, als sie sich gegen die massiv aussehende, aber von Korrosion zerfressene Stahlplatte warfen, brach sie aus den durchgerosteten Scharnieren und krachte dröhnend auf den Betonboden. Eine dichte weiße Staubwolke erfüllte den Tunnel und ließ die Männer husten. Sie mußten warten, bis der Staub sich wieder gelegt hatte, ehe sie weitergehen konnten.
    Ein kleinerer Stollen kreuzte den Tunnel, dann erreichten sie eine weitere Tür. Sie öffnete sich mit kreischendem Protest, und die Männer hielten erschrocken inne. Der Raum dahinter war nicht dunkel, wie sie erwartet hatten, sondern trübe erhellt. Das Licht kam von einer Serie kleiner, birnenförmiger Körper in der Decke. Die Birnen waren nicht transparent, sondern mit einem bläulichen Überzug versehen, durch den das Licht schien. Weder in Linn noch sonstwo hatte man jemals Ähnliches gesehen. Nach einer Periode leeren Staunens fragte sich Clane, ob die Lichter eingeschaltet worden seien, als sie die Tür geöffnet hatten. Sie diskutierten die Möglichkeit, dann schloß einer die Tür. Nichts geschah. Sie öffneten wieder die Tür, aber die Lichter flackerten nicht einmal. Offensichtlich brannten sie seit Jahrhunderten.
    Mit Anstrengung unterdrückte Clane einen Impuls, die Schätze sofort von der Decke abnehmen und ins Lager bringen zu lassen.
    Die Totenstille, die Atmosphäre von immensem Alter brachten die Erkenntnis, daß es keine Notwendigkeit zu raschem Handeln gab. Clanes Blick wanderte über die Decke, die von Rissen durchzogen war. Sickerwasser hatte dort im Laufe der Jahrtausende stalaktitische Kalkablagerungen entstehen lassen. Langsam, beinahe widerwillig, wandte er seine Aufmerksamkeit von der Decke dem

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