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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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informieren, daß es notwendig sein wird, unverzüglich alle Zivilisten aus Mered zu evakuieren. Infolge von Unfähigkeit und Unachtsamkeit seitens bestimmter Offiziere ist den Venusiern nördlich der Stadt ein Durchbruch gelungen. Die Kämpfe werden sich im Laufe der Nacht auf das Stadtgebiet ausdehnen.«
    Einige Damen und Herren des Hofstaats machten alarmierende Geräusche, und es gab eine allgemeine Bewegung zu den Ausgängen. Ein gebellter Befehl von Tews brachte sie zum Stillstand. Er lehnte sich schwerfällig zurück.
    »Ich hoffe«, sagte er, »daß die pflichtvergessenen Offiziere zur Rechenschaft gezogen wurden.«
    »Siebenunddreißig von ihnen wurden exekutiert«, sagte Jerrin. »Hier ist eine Liste der Namen, die Ihr nach Belieben überprüfen mögt.«
    Tews fuhr hoch. »Exekutiert!« Er hatte einen jähen, furchtbaren Verdacht, daß Jerrin nicht ohne weiteres Offiziere exekutiert haben würde, die lange unter seinem eigenen Kommando gedient hatten. Mit einem Ruck riß er das Siegel vom Dokument und überflog die Kolonne der Namen. Alle Hingerichteten waren seine eigenen Leute, die er in den letzten zwei Wochen in Kommandopositionen geschleust hatte.
    Langsam hob er seinen Blick und starrte den anderen an. Ein furchtbarer Zorn glühte in seinen Augen. Jerrin erwiderte den mörderischen Blick mit einem erbarmungslosen Ausdruck von Verachtung und Überdruß. »Euer Exzellenz«, sagte er leise, »eine von meinen marsianischen Legionen ist aufgerieben worden. Die sorgfältig aufgebaute Strategie und die erfolgversprechenden Entwicklungen des vergangenen Jahres sind ausgelöscht. Ich bin der Meinung, daß die dafür Verantwortlichen gut daran täten, die Venus zu verlassen und zu ihren Vergnügungen in Linn zurückzukehren – oder es wird wirklich eintreten, was Ihr so einfältig befürchtet hattet.«
    Er begriff sofort, daß er übers Ziel hinausgeschossen war. Es war eine Unterstellung, für die er keine Beweise hatte. Tews' Haltung versteifte sich, als er die Worte hörte. Nur mit ungeheurer Anstrengung konnte er seine Wut unterdrücken.
    »In Anbetracht des Ernstes der Situation«, sagte er, »werde ich in Mered bleiben und bis auf weiteres den Oberbefehl der Truppen an dieser Front übernehmen. Sie, General, werden Ihr Hauptquartier unverzüglich meinen Stabsoffizieren übergeben.«
    »Wenn Eure Offiziere zu meinem Hauptquartier kommen«, sagte Jerrin, »werden sie mit Peitschen auf die Straße hinausgetrieben werden, und das gilt für jeden aus diesem Teil der Stadt.«
    Er drehte sich um und marschierte hinaus. Er hatte keine klare Vorstellung, wie er der phantastischen Krise begegnen sollte, die nun entstanden war.
     

 
17.
     
    Clane verbrachte die drei Wochen, in denen die venusische Front zusammenbrach, mit der Erforschung des im Kraterrand entdeckten Bunkersystems. Er verlegte sein Lager aus Sicherheitsgründen und um lange Anmarschwege zu vermeiden, auf die bewaldete Anhöhe des Kraterrands. Jeden Tag machte eines der kleinen Raumschiffe, die ihm zur Verfügung standen, einen Flug nach Mered, und wenn es zurückkehrte, pflegte es Passagiere an Bord zu haben, mit denen Clane abendliche Privatkonferenzen abhielt. Immer kehrten seine Spione am nächsten Morgen nach Mered zurück.
    Die Spione waren nicht alle Söldner. Es gab Männer in den höchsten Kreisen des Reiches, die Clane Linn als den logischen Thronfolger in der direkten Linie betrachteten. Für sie war Tews nur ein Lückenbüßer, der zum geeigneten Zeitpunkt aus dem Weg geräumt werden konnte. Diese Leute waren in den vergangenen Jahren zu wertvollen Informationsquellen für Clane geworden. Doch er kannte seine Situation besser als seine Förderer. Wie nachhaltig er auch immer intelligente Menschen zu beeindrucken verstand, die Tatsache blieb bestehen, daß ein mutierter Abkömmling nicht Herrscher des Imperiums werden konnte. Dementsprechend hatte er längst alle Ambitionen in dieser Richtung aufgegeben; was ihm blieb, waren zwei politische Hauptziele.
    Er war am Leben und in einer vorteilhaften Position, weil seine Familie eine der Machtgruppen in Linn darstellte. Obwohl er in seiner Sippe keine Freunde hatte, wurde er wegen der Blutsverwandschaft geduldet. Es lag in seinem Interesse, daß seine Verwandten ihre hohen Positionen behielten. In Krisenzeiten mußte er darum alles tun, ihnen zu helfen. Das war das erste Ziel.
    Das zweite Ziel war seine mehr oder weniger direkte Beteiligung an allen größeren politischen Entscheidungen,

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