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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Raum selbst zu. Verrostete, teilweise zusammengebrochene Metallschränke, vollgestopft mit einem klumpigen Gewirr von oxydierten Kabeln, nahmen eine Wand ein. Vor einer anderen Wand, von der Reihen blinder Gläser und Knöpfe starrten, stand ein langes Pult im Stadium fortgeschrittenen Zerfalls. Die an vielen Stellen durchgerostete Oberfläche schien einmal von Instrumenten, bunten Knöpfen und anderen unverständlichen Vorrichtungen bedeckt gewesen zu sein; nun konnte man durch sie das gleiche verrottete Gewirr oxydierter Kabelstränge sehen, das in den Schränken war. Hier und dort entdeckte Clane noch lesbare Beschriftungen in einer ihm unbekannten Sprache.
    Hinter dem Pult ragten die zerfressenen Rahmen mehrerer metallener Drehsessel aus knöcheltiefem, mehlig-pulverisiertem Schutt. Dort sah Clane mehrere Totenschädel und die dazugehörigen Gebeine, die mit dem Staub verschmolzen. Unter den Resten eines dieser menschlichen Wesen lag ein ziemlich langer Stab aus Metall, der Clanes Aufmerksamkeit erregte, weil er bemerkenswert gut erhalten schien. Der Mutant bückte sich und zog den Stab unter den Skelettresten hervor. Die Bewegung, so geringfügig sie war, war zuviel für die Knochenstruktur. Schädel, Rippen und Beinknochen zerfielen zu Pulver, und einen Moment schwebte feiner, weißer Staub über der Stätte. Clane trat behutsam zurück und verließ dann mit den anderen den Raum, der seinen Bewohnern vor langer Zeit zur Gruft geworden war.
     

 
16.
     
    Tews bezog den Palast des längst verstorbenen venusischen Herrschers, Heerkel, wo ihn die ganze Ausdehnung der Stadt von Jerrins Militärhauptquartier trennte. Es war ein Fehler. Die endlose Parade von Generälen und anderen Offizieren, die im Hauptquartier aus- und eingingen, führte an ihm vorbei. Ein großer Krieg wurde gekämpft. Offiziere, die von der Front kamen, hielten es für selbstverständlich, daß ihre Haltung verstanden würde. Sie fühlten sich dem friedlichen Leben und dem höfischen Pomp von Linn entfremdet. Nur die Männer, die Gelegenheit gehabt hatten, die Erde zu besuchen, verstanden die enorme Gleichgültigkeit der Bevölkerung gegenüber dem Krieg auf Venus. Für die Leute zu Hause war es eine weit entfernte Grenzstreitigkeit, die keinerlei realen Bezug zu ihrem Leben hatte. Solche Kämpfe waren seit ihrer Kindheit ständig ausgefochten worden, nur der Schauplatz wechselte von Zeit zu Zeit.
    Tews' relative Isolation schärfte das Mißtrauen und den Verdacht. Er hatte nicht geahnt, wie verbreitet die Gleichgültigkeit unter den Militärs war. Wenn es sich nicht gar um Abneigung handelte. Jerrins Verschwörung mußte weit fortgeschritten sein, so fortgeschritten, daß Tausende von Offizieren davon wußten und kein Risiko eingingen, indem sie sich mit dem Mann sehen ließen, der nach ihrer Auffassung der Verlierer sein würde. Wahrscheinlich dachten sie an die kampferprobte Armee unter Jerrins Kommando und kalkulierten, daß niemand den Mann besiegen könnte, der die Loyalität so zahlreicher Elitetruppen auf sich vereinte.
    Schnelles und entschiedenes Handeln schien am Platze. Als Jerrin ihm eine Woche nach seiner Ankunft einen formalen Besuch abstattete, erschrak er über die kalte Art, in der Tews seine Bitte ablehnte, die Verstärkungen an die Front zu schicken, um den Venusiern mit einer neuen Großoffensive den entscheidenden Schlag zu versetzen.
    »Und was«, sagte Tews, der mit Befriedigung die Verwirrung des anderen bemerkte, »würdest du tun, solltest du den erwarteten Sieg erringen?«
    Die Frage ermutigte Jerrin. Er hatte sich oft Gedanken über die Form des kommenden Friedens gemacht, und nach einem Moment entschied er, daß dies der eigentliche Grund für Tews' Kommen gewesen war: um die politischen Aspekte der Eroberung und Besetzung zu diskutieren. Ton und Haltung seines Onkels schrieb er Tews' neugewonnener Machtfülle zu. Dies war die Art und Weise, wie der neue Herrscher auf seine hohe Position reagierte.
    Mit knappen Worten umriß Jerrin seine Vorstellungen. Exekution bestimmter Anführer, die direkt für die Ermordung von Kriegsgefangenen verantwortlich waren, Versklavung nur derjenigen Männer, die an den Exekutionen teilgenommen hatten. Alle anderen sollten unbehelligt bleiben und zu ihren Familien zurückkehren dürfen. Zuerst sollte jeder Inselkontinent als eine separate Kolonie verwaltet werden, doch schon während dieser ersten Phase würde die lange unterdrückte gemeinsame Sprache der Venusier ebenso wieder

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