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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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über beobachten. Jeder Zentimeter des Powis Square war bereits unter die Lupe genommen worden und wurde observiert. Zum ersten Mal schienen sie dem Killer einen Schritt voraus zu sein und nicht hinter ihm herzuhecheln, obwohl Foster unwohl dabei war. Hatte er noch einen letzten Trumpf im Ärmel?
    Im Saal war es kühl, fast schon frostig. Dessen ungeachtet saßen dort viele ältere Menschen, ein Meer aus weißen Haaren, was John Fairbairns Behauptung bestätigte, derzufolge nur wenige der Mitglieder noch nicht Rentner waren. Fairbairn saß in der Mitte. Er sah sie hereinkommen und winkte ihnen zu. Foster grüßte zurück.Vorne hielt ein hochgewachsener älterer Herr in Strickjacke einen Vortrag. Er verwies dabei auf Diagramme auf dem Overheadprojektor. Drinkwater und Foster standen hinten und hörten zu. Sie warteten darauf, dass der Mann zum Ende kam, damit sie anfangen konnten, von allen Anwesenden die Fingerabdrücke zu nehmen.
    Die Stimme des Vortragenden war matt, tonlos. Allein schon vom Zuhören bekam Foster einen schweren Kopf. Zunächst rauschte das Gesagte an ihm vorbei. Doch um wachzubleiben zwang er sich, auf das zu achten, was der Mann sagte.
    »Wer nichts über die Geschichte weiß oder über die Opfer, die andere auf sich nahmen, um dem Vaterland zu dienen
und eine Familie zu gründen, ist nicht in der Lage, die mit der Schaffung von etwas Dauerhaftem verbundenen Kämpfe und Opfer wertzuschätzen. Die Geschichte ermöglicht uns Augenmaß, einen anderen Blickwinkel. Im Herzen sind wir ichbezogene Wesen. Die Welt dreht sich um uns herum, um unsere individuellen Bedürfnisse. Wenn wir nichts tun, uns nur auf uns selbst konzentrieren, glauben wir, dass außer uns nichts von Bedeutung ist. Falscher kann man nicht liegen.«
    Foster war jetzt ganz Ohr. Der redet über Leute wie mich, dachte er. Ich habe mich mit niemandem eingehend befasst. Hab mich immer nur um die eigene Achse gedreht. Nur die Arbeit ist wichtig für mich, das Hier und Jetzt. Ich habe weder eine Beziehung zur Vergangenheit noch zur Zukunft. Ich weiß nicht, woher ich komme, wer meine Vorfahren waren.
    Ich weiß nicht, wer ich bin.
    Das Vibrieren seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Er ging draußen ans Telefon. Der Barkeeper aus dem Prince of Wales rief von einem Münztelefon aus an. Er hatte weitere Informationen über den Mann, den man zusammen mit Nella Perry am vergangenen Freitag im Pub gesehen hatte. Zwar arbeitete er an dem Abend nicht, würde aber im Pub sein. Foster entschloss sich, sofort hinzufahren. Er sagte Drinkwater, ihm wäre etwas dazwischengekommen, und überließ es ihm, mit dem Familiengeschichtsverein fertig zu werden.
    Beim Rausgehen sah er auf die Armbanduhr. Es war achtzehn Uhr. Er erinnerte sich an den Zeitungsbericht, den er über den fünften Mord gelesen hatte und in dem behauptet wurde, der Leichnam des Opfers wäre beim »ersten nachmitternächtlichen Glockenschlag der All Saints Church« gefunden
worden. Um ein Uhr nachts. Ihnen blieben einunddreißig Stunden, bis der Killer seine Mordserie beenden würde und erneut in der Menge untertauchte.
     
    Nigel saß auf dem Rücksitz eines Taxis, das sich im Londoner Verkehr nur langsam vorwärtsbewegte, der wie jeden Freitagabend die Innenstadt verstopfte: die große Flucht. Die Leute mussten tatenlos zusehen, wie die kostbaren Minuten ihres Wochenendes dahinschmolzen, während sie die überfüllten Straßen entlangkrochen.
    Er wollte zu den National Archives. Die Kew Bridge stellte einen Flaschenhals für den Verkehr da. Ihm riss der Geduldsfaden. Er stieg aus und ging die letzte halbe Meile zu Fuß. Nieselregen setzte ein.
    Im Archiv brannten bereits die Lampen und warfen einen hellen Schein über den in Schatten gehüllten Teich. Als Nigel sich näherte, öffnete ein Wachmann die Tür, prüfte den Inhalt seiner Tasche und ließ ihn dann ein. Er ging gleich nach oben in den Hauptlesesaal. Ein junger wissenschaftlicher Mitarbeiter, dünn wie ein Bleistift und mit einem derart bleichen Gesicht, als würde er nur zufällig mal das Tageslicht erblicken, wartete bereits, um im Archiv für ihn tätig zu werden. Wie von Nigel erbeten, hatte er schon eine Reihe von Katalogen und Dokumenten auf ein Lesepult gelegt: die gesammelten Dienstausweise der Metropolitan Police.
    Nigel erkannte umgehend das Problem, das sich ihm stellte. 1881 war Pfizer dreiundvierzig. Zwischen 1857 und 1878 gab es eine Lücke in den Unterlagen der Neurekrutierungen. Mit an Sicherheit

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