Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Foster überkam wieder das vertraute Verlangen.
    »Auch eine?«
    Scheiß drauf, schoss es Foster durch den Kopf. Einmal Raucher, immer Raucher. Er nickte. Karl gab ihm eine Zigarette. Foster erfreute sich daran, wie sie sich zwischen seinem Daumen und Zeigefinger anfühlte, rollte sie hin und her. Das Sinnliche am Rauchen vermisste er ebenso wie das Nikotin. Ein Päckchen in der Tasche zu haben, mit der Zigarette darauf zu tippen, sie zwischen die Lippen zu stecken, zu beobachten, wie der Rauch sich in der Luft kräuselt.
    Er beugte sich vor. Karl gab ihm Feuer.
    »Ja, das ist mir heute Morgen aufgegangen. Keine Ahnung, warum ich erst jetzt draufkomm.«

    Foster sog lange und tief, seine Lungen füllten sich bis in die letzte Verästelung mit Rauch.
    »Ich weiß nicht, wie wichtig das ist …«
    Foster atmete aus.Vor ihm schien alles zu verschwimmen. Er spürte eine feste Hand auf seiner Schulter.Vermutlich die von Karl. Gerade wollte er fragen, was er da eigentlich mache, doch sein Kopf fühlte sich heiß an, noch heißer als vorher, und dann, als ob er sich mit Wasser füllen würde. Sein Kinn sank auf den Brustkorb. Der gesamte Körper ging mit, so dass er nach vorne taumelte. Ohne Karls Hand wäre er vom Hocker gefallen.
    »Ganz ruhig«, hörte er eine Stimme sagen.
    Geräusche umschwirrten ihn, er nahm alles nur noch schemenhaft wahr.
    »Was ist los?«, fragte ihn eine Frauenstimme.
    »Schon in Ordnung. Ist ein Kumpel von mir. Hat etwas zu viel intus. Keine Sorge, hab ihn im Griff.«
    Die Stimmen hörten sich an, als ob sie kilometerweit entfernt wären.
    Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

25
    Nigel rief die Seite auf, auf der er Tausende von Passagierlisten der Schiffe durchgehen konnte, die in den 1880er Jahren Großbritannien verlassen hatten. Es war nicht ausgeschlossen, dass Pfizer damals die Neue Welt oder eine der Kolonien als endgültiges Ziel wählte. Ein erfahrener Scotland Yard Detective hatte sicher keine Probleme, gut bezahlte Arbeit in Übersee zu finden. Doch der Name Pfizer stand auf keiner der Listen.

    Er ging zum Kartensaal. Auf einer Reihe von niedrigen Regalen ganz hinten im Raum befanden sich die einseitigen Rechtserklärungen zur Namensänderung. Ein Buch für jedes Jahr, beginnend mit den 1850er Jahren. Nigel beschloss mit 1882 anzufangen. In dem Jahr fand er keinen Eintrag unter P, im darauffolgenden ebenfalls nicht.
    1884 hatte er Glück.
    Da war er: Pfizer, Henry. Im Februar. Darunter standen Pfizer, Mary und Pfizer, Stanley.
    Das war nichts Ungewöhnliches. Viele Immigranten änderten ihren Namen. Aus Braun wurde Brown und aus Schmidt Smith. Die Leute wollten nicht den Argwohn oder das Misstrauen ihrer neuen Nachbarn erwecken oder - wenn sie die britische Staatsangehörigkeit angenommen hatten - sich gegenüber ihrer neuen Heimat als loyal erweisen, indem sie einen englischen Namen annahmen.
    Nur wenige taten dies wie Pfizer auf offiziellem Weg, da es nicht vorgeschrieben war und Geld kostete. Häufig wollten die Leute möglichst wenig Aufhebens um die Namensänderung machen. Sie hatten sich vielleicht nicht scheiden lassen können und nahmen deshalb einfach den Namen ihres neuen Partners an, um den Schein zu wahren und zu vermeiden, dass ihren Kindern die Anschuldigung, sie lebten in wilder Ehe, an den Kopf geworfen wurde. Nigel dachte, wenn jemand den bürokratischen Aufwand auf sich nähme und die Änderung in eherne Lettern gießen ließe, dann ein Polizist.
    Ein Problem blieb jedoch bestehen. In den Verzeichnissen vor 1903 wurde der neue Name nicht genannt, also genau die Information, die er brauchte, um die Ahnenlinie bis in die Gegenwart verfolgen zu können. Er hatte allerdings ein Datum. Pfizer konnte seinen Namen zwar durch die
einseitige Rechtserklärung geändert haben, doch wenn er dies nicht bekannt gab, erfuhr auch niemand davon. Für gewöhnlich erfolgte eine Bekanntmachung in der Presse. Leider war Nigel nicht am richtigen Ort, da es hier kein Zeitungsarchiv gab.
    Stattdessen wandte er sich dem Phillimore and Fry Index to Change of Name 1760-1901 zu: der Art von genickbrechenden Projekten, die Ahnenforscher schon seit jeher angezogen haben. Die beiden Autoren hatten alle möglichen Informationen gesammelt und zusammengetragen, die späteren Ahnenforschern von Nutzen sein sollten. Für diesen Band hatten sie zweihunderteinundvierzig Jahre nach Namen durchsucht, die per Zivilrecht oder durch königliches Edikt geändert und in der London sowie der Dublin Gazette

Weitere Kostenlose Bücher