Das Erbe des Blutes - Roman
Fosters Herz zu stoßen. In der Kühlgefrierkombination in seiner Wohnung fand die Forensik ein kleines Behältnis mit genügend GHB, um damit die Gäste eines Londoner Nachtklubs einen Monat lang zu versorgen. Sie hatten sich bänderweise Material von den Überwachungskameras des Mietlagers angesehen. Hogg kam jede Nacht, fuhr in einem Transporter vor, lud Kisten auf und ab. Manchmal hatte man ihm bei schwereren Stücken sogar geholfen, ihm einen Gabelstapler nebst Fahrer beschafft, ohne etwas von der grausigen Fracht zu ahnen. Die Angestellten gewöhnten sich so an seine ausgedehnten Besuche, dass sie gar nicht mehr bemerkten, wann er kam und wieder ging.
In einer Ecke des Raums, hinter einer Kartonwand, hatte man Dave Duckworth gefunden: bis obenhin mit Drogen abgefüllt. Er war einige Tage im Krankenhaus gewesen, bevor man ihn verhaftete und wegen Beihilfe anklagte.
»Er wird sich schuldig bekennen«, sagte Heather. »Fünf Jahre wahrscheinlich. Wenn er sich anständig aufführt, ist er schon in drei Jahren oder so wieder draußen.«
Nigel zuckte zusammen bei der Vorstellung, wie der fette Dave wohl mit dem Leben im Gefängnis und den Aufmerksamkeiten seiner Knastbrüder zurechtkäme. Es gab niemanden, den er weniger bemitleidete.
John Fairbairn und seine Frau waren am Grab angekommen. Sie nickten allen grüßend zu und unterhielten sich dann mit dem Pfarrer. Kurze Zeit später trat er vor und stimmte »Ich bin die Auferstehung und das Leben, spricht der Herr …« an.
Als der Sarg herabgelassen wurde und der kurze Gottesdienst vorüber war, verabschiedeten sie sich von den Fairbairns. Eke Fairbairn hatte ein grausames und kurzes Leben gehabt. Sein qualvoller Tod war ein Hohn auf die Gerechtigkeit gewesen. Doch nun wurde er hier endlich zur letzten Ruhe gebettet. Die Vergangenheit hatte einen Abschluss gefunden.
Drinkwater schob Foster aus dem Friedhof.
Nigel ging neben Heather her. Er spürte einen leichten Stich in der Magengegend. »Sind Sie im Dienst?«
»Warum wollen Sie das wissen, Nigel?«
»Hatte kürzlich ein paar üble Träume. Wollte mit jemandem drüber reden.«
»Ich besorge Ihnen eine Nummer«, entgegnete Heather.
Das war nicht das, woran er gedacht hatte.
»Ist sonst noch was?«
Nigel holte tief Luft. »Wollte nur hören, ob Sie vielleicht mal Lust hätten, was trinken zu gehen. Jetzt, wo alles vorbei ist.«
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Jetzt wäre gut, wenn ich ehrlich bin. Ich sag Andy Bescheid. Er kann den Chef auch allein zurückfahren.«
Sie lief schneller, um ihre Kollegen einzuholen. Die Fairbairns und der Pfarrer verließen bereits den Friedhof. Nigel drehte sich um und warf einen letzten Blick auf Eke Fairbairns Grab. Es hatte aufgehört zu nieseln, die Sonne kämpfte sich durch die vielen Frühlingswolken.
In der Ferne hörte er drei Krähen übermütig krächzen.
Die Originalausgabe erschien 2008
unter dem Titel »The Blood Detective«
bei Penguin Books Ltd, London
Verlagsgruppe Random House
1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung März 2010
Copyright © der Originalausgabe 2008
by Dan Waddell
All rights reserved
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2010
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagmotiv: © Plainpicture/alt-6/Roger Proulx;
© Getty images/Hulton Archive/Keystone
Redaktion: Irmgard Perkounigg
AB ‧ Herstellung: Str.
eISBN : 978-3-641-04430-5
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