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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Reinemachen bei allen, die im Freien schlafen. Er hat gesagt, sie kommen mit dem Rollkommando durch. Deshalb soll ich lieber für ein paar Tage verduften.«
    »Und das haben Sie ihm geglaubt?«
    »Warum denn nicht, verdammte Scheiße?«, meinte sie entrüstet. »Er hat gesagt, er arbeitet für die Wohlfahrt oder so was, und dass er nicht will, dass man mich um die Ecke bringt.«
    »Hat er Ihnen seinen Ausweis gezeigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Bevor sie ihre Zigarette ausdrückte, steckte sie sich eine zweite in den Mund und zündete sie mit dem Stummel der ersten an.
    »Wann war das?«
    »Ich war nur zwei Nächte weg, dann war das …«
    »Am Dienstag«, beendete Foster hilfsbereit den Satz.
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Hören Sie zu, Sheena, wir glauben, dass der Typ, der mit Ihnen gesprochen hat, möglicherweise was mit diesem Mord zu tun hat. Können Sie sich irgendwie an ihn erinnern?«
    Sie paffte schweigend vor sich hin. »Es war am frühen Nachmittag«, sagte sie dann. »Da bin ich nie besonders gut drauf. Er trug keinen Anzug, dann hätt ich nämlich gedacht, er hätt’ne alte Rechnung mit mir offen, und dann hätt ich ihm gesagt, er soll sich verpissen. Nichts gegen Sie.«
    Foster machte eine Handbewegung, um zu signalisieren, dass er sich nicht angegriffen fühle.
    »Er war lässig angezogen«, fügte sie noch hinzu.

    »Ist Ihnen irgendwas Besonderes an ihm aufgefallen?«
    Sie überlegte einen Moment. »Er hat nicht geraucht«, antwortete sie. »Ich glaub, ich hab ihn nach’ner Fluppe gefragt, und er hat gesagt, er raucht nicht.«
    Das grenzt den Kreis der Verdächtigen ein, dachte Foster.
    »Er gab mir auch ein Pfund. Glaub ich jedenfalls.«
    »Tatsächlich?«, fragte Foster ungeduldig. »Haben Sie das Geld noch?«
    »Was glauben Sie wohl, Scheiße noch mal?«, sagte sie. »Ich hab nix auf der hohen Kante.«
    Er wusste, dass das Gespräch nichts mehr brachte. »Mein Kollege wird mit Ihnen ein Phantombild anfertigen«, erklärte er ihr und vermied dabei, Drinkwater anzusehen. »Versuchen Sie, sich an so viel wie möglich zu erinnern.«
    Er stand auf und verließ den Raum. Draußen sog er die Nachtluft ein. Der dunkle Himmel war wolkenlos, doch es gelang ihm nicht, durch den Londoner Nebel die Sterne zu entdecken. Ihm fiel wieder sein Unbehagen vom Morgen ein, weil ein Kirchplatz als Abladeort für ein Mordopfer benutzt wurde. Irgendetwas konnte da nicht stimmen, wo man doch von allen Häusern aus einen Blick auf den Tatort hatte. Jetzt wurde ihm klar, dass der Killer sich den Ort angesehen hatte, weil ihm bewusst war, wie schwer seine Aufgabe sein würde.
    Trotzdem ließ er sich nicht beirren.

7
    Mit Schweißperlen auf der Stirn bahnte sich Nigel einen Weg über den Exmouth Market. In der kühlen Frühlingssonne erwachten allmählich seine Lebensgeister. Er war spät
dran. Das Centre hatte schon geöffnet, und er vergeudete die Zeit der Polizei. Ich werde die Schuld auf die U-Bahn schieben, dachte er, und nicht erwähnen, dass ich gestern Abend vergessen habe, meinen Wecker aufzuziehen.
    Als er an der Ecke des Marktes ankam, dort, wo die Myddelton Street einmündet, konnte er Heather neben den Stufen und der Rampe zum Eingang stehen sehen, die Hände in die Hüften gestemmt. Er lief noch schneller, und dabei schlug ihm der Ranzen rhythmisch gegen die Hüfte. Bei ihr angelangt, spürte er, dass ihm das Hemd am Rücken klebte. Er rang nach Luft.
    »Entschuldigung«, keuchte er.
    Sie musterte ihn amüsiert. Ihr Blick verharrte jedoch nicht auf seiner verschwitzten Stirn, sondern tiefer.
    »Sie tragen Tweed«, sagte sie lapidar.
    Das stimmte: ein graues Fischgrätjackett über einem gestreiften Hemd mit offenem Kragen und eine marineblaue Cordhose. Er wollte sich Mühe geben, obwohl sein Jackett nur Secondhand war, wollte Pullover, Jeans und Dufflecoat hinter sich lassen.
    »Ist das okay so?«
    Sie nickte und warf ihm ein Lächeln zu. »Steht Ihnen. Sie sind der Bücherwurm-mit-Wuschelkopf-Typ.«
    Sie trug einen kurzen schwarzen Rock, schwarze Strümpfe und gleichfarbige Stiefel. Nigel hatte Bedenken, ihr Anblick könne einige der älteren Herren, die das Centre nutzten, aus dem Gleichgewicht bringen.
    »Sind Sie beide fertig mit dem Austauschen von Modetipps?« Ein junger, selbstbewusst aussehender Asiate im Anzug und mit nach hinten gegelten Haaren hatte sich zu ihnen gesellt.
    »Nigel, das ist DC Khan«, sagte Heather.

    Die Männer gaben sich die Hand. Trotz ihrer Beruhigung hatten Heathers Äußeres

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