Das Erbe des Blutes - Roman
ist.« Khan nahm sein Notizbuch. »Hören Sie sich das an: Kleingeld, Arschschieber, Bekloppt … Bekloppt! Also, wenn Sie
Bekloppt hießen, würden Sie den Namen doch ändern lassen, oder? Aber der hier ist am besten: Scheiße. Scheiße noch mal!«
Er lachte. Nigel lächelte. Heather verzog keine Miene.
»Sie sind ein großer Kindskopf, wissen Sie das eigentlich?«, sagte sie mit einem Anflug von einem Lächeln. Dann wandte sie sich wieder an Nigel. »So ist er nach nicht mal einem Jahr als Detective. Mal abwarten, ob er in zehn Jahren genauso abgestumpft und zynisch wie Foster sein wird.«
»Aber ich werd mehr Haare auf dem Kopf haben als er.«
»Haben Sie Ihre Nachforschungen beendet?«, wollte Nigel wissen.
Heather schüttelte den Kopf. »Ich bin bis September gekommen, aber nur, weil der Band von April bis Juni fehlt.«
»Wird er gerade repariert?«
»Ja, ich habe mich bei der Information erkundigt, und die haben nachgeschaut. Wenn alles nach Plan läuft, wird er nächsten Montag wieder da sein. Hoffentlich befindet sich das, was wir suchen, nicht ausgerechnet in genau dem Band.«
»Das ist gar nicht ungewöhnlich«, meinte Nigel. »Die werden jeden Tag von’ner Menge schmutziger Hände betatscht.«
»Genau wie …«, begann Khan.
»Denk nicht mal daran, den Witz zu machen, Maj«, unterbrach ihn Heather und hob warnend den Finger.
Khan gab das Unschuldslamm. »Würde ich denn jemals?«
Heather ignorierte ihn.
»Ich bin so gut wie fertig«, fügte er noch hinzu.
»Nun, ich bin fertig und kann Ihnen beiden unter die Arme greifen«, sagte Nigel.
Heather sah ihn erstaunt an. »Das ging aber schnell.«
Er zuckte mit den Schultern. Nigel wollte ihr nicht sagen, dass er schon mal innerhalb von fünf Stunden Register aus hundertdreiundsechzig Jahren durchgeackert hatte; oder es schaffte, an einem einzigen Tag eine Reihe von Blutsverwandten bis zum Jahr 1837 zurückzuverfolgen, indem er auf seine Schnelligkeit und Intuition vertraute.
»Wer wird die Angaben nach Southport durchgeben, wenn wir fertig sind?«, fragte er.
»Ich werde sie hier aus dem Büro faxen«, erklärte Heather. »Ich mache das alles zusammen, deshalb warten wir, bis wir ganz durch sind.«
»Hallo, Nigel.«
Die Stimme ertönte rechts hinter ihm, doch er erkannte sie sofort.
»Hi, Dave«, sagte er, noch bevor er sich zu ihm umgedreht hatte.
Es war Dave Duckworth: übergewichtig, wie immer in Schweiß gebadet und mit zusammengewachsenen Augenbrauen. Er hatte zusammen mit Nigel in der Agentur gearbeitet, bis der Alte gestorben war.
»Ich habe gehört, dass Branches Agency wie ein Phönix aus der Asche emporgestiegen ist.«
Ihre Wege hatten sich noch nicht wieder gekreuzt, seit Nigel vor drei Wochen zurückgekehrt war.
»Da hast du richtig gehört, Dave.«
Dave spielte den Überraschten. »Muss ich daraus schließen, dass es einem gewissen N. Barnes nicht gelungen ist, mit seiner Klugheit die akademische Welt im Sturm zu erobern?«
»So was in der Art.«
Dave grinste breit, dann nickte er Khan und Heather grüßend zu. »Aber es sieht so aus, als ob du ausreichend belohnt
worden wärst, wenn du sogar Mitarbeiter einstellen kannst.«
Nigel sah, wie Heathers Augen sich verengten. Ihre Gefühle ließen sich leicht an ihrem Gesichtsausdruck ablesen. Sie wirkte auf ihn gleichzeitig einschüchternd und faszinierend.
Bevor Nigel sie und Khan vorstellen konnte, ging Dave dazwischen.
»Ich mach natürlich nur Witze.«
Heathers Lächeln wirkte aufgesetzt. Nigel wusste sofort, dass sie ihn für einen Arschkriecher hielt. Er musste ihr recht geben.
»Ich weiß, dass Sie Polizisten sind«, fügte Dave hinzu.
Schweigen.
»So wie Sie über das FRC geredet haben, wie Sie mit der Hälfte des Criminal Investigation Department angerückt sind. Was haben Sie vor?«
»Ich denke mal, Sie wissen, dass das vertraulich ist, Mr. …«, sagte Heather.
»Duckworth. Dave Duckworth«, entgegnete er und streckte ihr die rechte Hand entgegen. »Sollten Sie noch weitere Expertenhilfe benötigen, zögern Sie nicht, bei mir durchzuklingeln.« Er zog mehrere Visitenkarten aus einer braunen Lederbrieftasche.
»Danke, Mr. Duckworth«, erwiderte Heather kühl. »Mr. Barnes macht seinen Job gut, aber wir behalten Ihr Angebot im Hinterkopf.«
»Tun Sie das«, sagte er freudestrahlend, bevor er sich noch einmal an Nigel wandte. »Könnten wir kurz unter vier Augen sprechen?«
»Ich habe zu tun, Dave.«
»Nur zehn Sekunden.«
»Entschuldigen Sie mich
Weitere Kostenlose Bücher