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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vibrierte und trillerte auf dem Sideboard neben der Weinflasche. Er ging ran.
    »Sir«, sagte Drinkwater.
    »Ja, Andy.« Foster bewunderte die Ausdauer seines jüngeren Kollegen. Am Morgen war er der Erste am Tatort gewesen und immer noch im Dienst.
    »In Notting Hill haben sie die Pennerin aufgegriffen, die auf dem Kirchplatz hauste. Sheena Carroll, alias Ciderfrau. Ist zum Kirchplatz zurückgekommen, um dort zu schlafen. Sie ist jetzt auf der Wache.«
    »In was für’ner Verfassung ist sie?«
    »Offenbar angepisst, und sie brüllt rum. Ich könnte hinfahren und noch mit ihr reden. Wenn ich nichts aus ihr rausbekomme, probieren wir es morgen noch mal.«
    Foster überlegte, ihn die Sache in die Hand nehmen zu lassen, dann würde er sich etwas ausruhen können. Wäre der Anruf zehn Minuten später gekommen, hätte er vielleicht schon geschlafen. So war er noch angezogen und - so hoffte er zumindest - unterm Alkohollimit.
    »Ich treffe Sie in einer halben Stunde auf der Wache in Notting Hill«, sagte er schließlich.
     
    Beim Betreten des Verhörraums auf der Wache von Notting Hill ließ der beißende Gestank der Ciderfrau Foster in die
Knie gehen: eine üble Mischung aus Fusel, Schmutz und Pisse. Sie saß zusammengesackt am Tisch. Ihr Alter war undefinierbar. Mit ihrem verwüsteten Gesicht konnte sie alles zwischen fünfundvierzig und fünfundsechzig sein. Ihre schlaffe Haut sah aus, als ob sie es leid war, Teil ihres Körpers sein, und langsam abwärts rutschte. Ihr schwarzes Haar war stumpf. Als er eintrat, sah sie zu Foster auf und machte ein mürrisches Gesicht. Ihre kleinen Schweinsaugen durchbohrten ihn.
    »Scheiße noch mal, was wollen Sie?«, geiferte sie. Sie spie die Worte förmlich aus.
    Insgeheim musste er lachen: Er wusste, dass er eine müde, zänkische Betrunkene vor sich hatte, aber keine Geisteskranke, obwohl es noch verfrüht war, die Auswirkungen von täglich zwei Liter billigem Cider auf ihre Psyche beurteilen zu können.
    »Und weshalb halten Sie mich hier fest, verdammte Scheiße?«, fragte sie gereizt, noch bevor er ihr antworten konnte. Ihre Stimme klang so, als hätte sie mit Kiesel gegurgelt.
    »Nun, Sie sind vielleicht in der Lage, uns zu helfen, Sheena«, erklärte er und setzte sich. »Das wär schon mal ein Anfang.«
    »Das kostet Sie’ne Scheißfluppe«, sagte sie.
    »Den Preis bin ich bereit zu zahlen.« Er wandte sich an Drinkwater und gab ihm ein Zeichen, ein paar Zigaretten von irgendwem zu schnorren.
    »Also, wie kann ich Ihnen helfen, Herr Inspector?« Das letzte Wort war kaum zu verstehen.
    »Sie werden bemerkt haben, dass Ihr Schlafplatz momentan nicht zugänglich ist, und zwar deshalb, weil wir da heute Morgen eine Männerleiche gefunden haben. Genau dort,
wo Sie normalerweise pennen. Der Mann wurde ermordet.«
    »Da hab ich nix mit zu tun«, sagte sie sofort.
    »Das hab ich auch nicht behauptet, Sheena. Pennt da sonst noch wer?«
    Sie schüttelte vehement den Kopf. »Das würd sich keiner trauen«, antwortete sie. »Das ist mein Platz. Sonst kommen da nur noch ein paar Kids hin. Rauchen mitten in der Nacht Gras.« Sie grinste und ließ dabei lauter gelbe Zähne und schwarze Stümpfe sehen. »Und die kleinen Bastarde geben mir nie was ab.«
    Ein keuchendes Geräusch war zu hören, das aus dem Boden emporzusteigen schien. Die Ciderfrau lachte. Das Ganze gipfelte in einem Hustenanfall, der mit einem heftigen Spucken in die Hände endete, gerade als Drinkwater mit ein paar John Players den Raum betrat. Nachdem sie sich den Mund abgewischt hatte, riss sie ihm die Zigaretten aus der Hand und zündete sich eine an. Sie hyperventilierte wie ein Taucher, der sich anschickt abzutauchen.
    »Ja«, sagte Foster, sobald die Posse zu Ende war. »Die haben die Leiche gefunden. Die Frage ist, wo befanden Sie sich, Sheena? Ich habe mir sagen lassen, dass Sie dort jede Nacht schlafen. Warum nicht am Dienstag? Oder letzte Nacht?«
    Mit drei tiefen Zügen hatte sie fast die halbe Zigarette aufgeraucht. Den Rauch blies sie in Richtung Decke. »Weil ich das gesagt bekommen hab«, antwortete sie.
    Foster beugte sich vor. »Von wem?«
    »Einem Mann.«
    »Von wem genau?«
    »Scheiße noch mal. Wie soll ich das denn wissen? Irgend so ein Kerl wie Sie.«
    »Was meinen Sie damit? Sah er mir ähnlich?«

    Sie zuckte mit den Achseln. »Weiß nicht mehr«, erwiderte sie und machte noch einen Zug.
    »Was hat der Kerl denn gesagt?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Er hat gesagt, es gibt ein großes

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