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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zeigte, aber sie sprach da ein Thema an, auf das er nicht eingehen wollte. Sie schien alles genau behalten zu haben, was Duckworth gesagt hatte.

    »Vor achtzehn Monaten hatte ich mit der Ahnenforschung aufgehört. Es machte sich nicht so bezahlt wie erwartet. Ich bekam das Angebot, an der Middlesex University einen Studiengang in Familiengeschichte aufzubauen. Hat nicht geklappt«, erklärte er ihr, ohne weiter in Einzelheiten zu gehen.
    »Hatten Sie die Nase voll von der Ahnenforschung?«
    »Eher davon, ein Geschäft zu führen, bei dem man den Stammbaum anderer Leute erforscht.«
    »Aber jetzt machen Sie wieder genau das.«
    Stimmt, dachte er. Nur dass ich jetzt für die Polizei an einem Mordfall arbeite und es sich ein bisschen wie eine Wiedergutmachung anfühlt.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Lassen Sie uns die restlichen Urkunden finden.«

8
    Am frühen Nachmittag hatte Heather die Angaben zu vierhundertsiebenundfünfzig Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden durchgefaxt. Die größte Anzahl, die Nigel am Ende eines Tages jemals bestellt hatte, waren siebzehn gewesen. Damals hatte es vier Tage gedauert, bis er die Kopien abholen konnte. Die vierhundertsiebenundfünfzig Urkunden waren alle auffindbar, wurden vervielfältigt und binnen weniger als zwei Stunden ans West London Murder Command gefaxt.
    Nigel sollte um sechzehn Uhr ins Hauptquartier nach Kensington zu einem Treffen im Morddezernat kommen. Er war zehn Minuten zu früh, kündigte sich unten bei einer Empfangsdame an und wurde gebeten, Platz zu nehmen.
Nigel hatte keine Lektüre dabei, und auf dem Tisch lag auch nichts, was er hätte durchblättern können. Aber er befand sich hier ja auch nicht beim Zahnarzt.
    Schließlich trat Heather aus einem Aufzug und schleuste ihn durch die Sicherheitsschranke. Sie fuhren mehrere Stockwerke nach oben und hielten in einem Großraumbüro. Man sah nur wenige Leute herumlaufen, einige telefonierten, ein paar andere starrten auf ihren Bildschirm. Nigel hatte mehr Trubel und Lärm erwartet, nicht die Beschaulichkeit, die man in einem Versicherungsbüro in der Provinz antraf.
    Darauf, dass dies die Zentrale einer Mordermittlung war, deutete lediglich eine Sache hin, die sich im hinteren Teil des Raums befand: ein großes Whiteboard, das Nigel schon auf morbide Art faszinierte, bevor sie darauf zusteuerten.
    Am Whiteboard hingen Fotos, zwei Reihen mit ebenso vielen Bildern, und drumherum mit rotem Kuli gekritzelte Notizen. Während er darauf zuging, konnte er erkennen, dass eine Person auf den Fotos abgebildet war, ein Leichnam.
    Darbyshires Leiche. Nigel hatte noch nie zuvor einen Toten gesehen. Ohne nachzudenken, blieb er stehen. Sein Magen krampfte sich zusammen. Das erste Foto oben links zeigte die Leiche am Tatort im Nadelstreifenanzug. Lediglich das bleiche, leblose Gesicht und die fahlen blauen Lippen wiesen darauf hin, dass der Mann nicht einfach nur das Bewusstsein verloren hatte. Das Foto daneben wirkte plastischer. Man hatte es aus einer Position unterhalb der Füße des Opfers gemacht. Nigel konnte zwei Armstümpfe erkennen und dort, wo man die Hände abgetrennt hatte, hervorstehende weiße Knochen.
    Sein Blick fiel auf das nächste Bild, eine Nahaufnahme
des nackten Brustkorbs mit einer kleinen Narbe. Die Stichwunde, vermutete er. Auf dem letzten Foto sah man eine Reihe von Kratzern und Schnittwunden; er konnte kein Muster erkennen, bis er bemerkte, dass es sich dabei um das Aktenzeichen handelte, mit dem er sich den ganzen Tag lang beschäftigt hatte.
    Nigel drehte sich um und sah Heather an.
    Sie drückte seinen Arm ein wenig und drehte sich dann weg.
    »Kommen Sie«, drängte sie ihn sanft.
    Nigel folgte ihr und warf dabei noch einen letzten Blick zurück zum Whiteboard.
    Sie gingen in die linke Ecke des Büros und von dort über einen kleinen Korridor und durch eine große Tür. Der Sitzungssaal war bis auf einen Holztisch in der Mitte leer. DCI Foster saß am Tischende und überflog gerade eine Urkunde. Er nickte Nigel zu, in seinem Blick lag Besorgnis.
    »Sie sehen ganz schön fertig aus«, sagte er.
    »Wir sind gerade am Whiteboard vorbeigelaufen«, erklärte Heather.
    »Nehmen Sie dort Platz.« Foster zog mit dem Fuß einen Stuhl hervor. Als Nigel sich setzte, stand er auf, griff nach dem Tablett in der Tischmitte und goss ihm eine Tasse Tee ein. »Zucker?«
    Nigel schüttelte den Kopf, die Bilder spukten ihm noch immer im Kopf herum.
    »Ich habe noch nie eine Leiche gesehen«, murmelte er.
    Foster

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