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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dafür, dass er hinter Akiko stand, als sie sich der Leiche näherte. Er legte einen Arm um sie, damit er sie auffangen konnte, falls sie ohnmächtig werden sollte. Foster hatte gebeten, man möge die Leiche auf die Seite legen und eine Decke über sie breiten.
    »Knien Sie sich mit mir hin«, sagte Foster.
    Zwar sah er ihr die Beklommenheit an, doch er spürte auch, dass Akiko resoluter war, als ihre zierliche Gestalt dies vermuten ließ. Beide bückten sich. Foster schlug eine Ecke des Lakens zurück und enthüllte die Schulter nebst einigen blonden Strähnen. Er deutete auf das Tattoo.
    Sie antwortete, ohne zu zögern.
    »Es bedeutet ›leuchtendes Licht‹.«
    »Sicher?«
    Sie nickte.
    »Hat das irgendeine besondere Bedeutung?«
    Sie dachte kurz nach, dann schüttelte sie den Kopf.
    Foster bedeckte die Schulter wieder und erhob sich. »Danke für Ihre Hilfe. Tut mir leid, dass Sie sich das ansehen mussten.«
    »Schon okay«, sagte sie und wandte sich zum Gehen, doch dann drehte sie sich noch mal zu Foster um. »Im Moment ist es ziemlich in, sich mit der japanischen Übersetzung seines Namens tätowieren zu lassen. Das macht eine ganze Reihe von Stars.«
    Selbst nach jahrelanger Arbeit bei der Polizei in West-London, wo Eltern ihre Kinder Alfalfa und Mezzanine nannten, war Foster noch nie jemandem begegnet, der Leuchtendes Licht hieß.

13
    Die Morgensonne war zu kraftlos, um mehr als ein mattes Licht im Wohnzimmer von Nigels Appartement in Shepherd’s Bush zu verbreiten. Aber selbst der grellste Sonnenschein hätte Mühe gehabt, einen bis in den letzten Winkel mit Gegenständen und Büchern zugestellten Raum zu erleuchten. Ein muffiger Geruch nach alten Büchern hing in der Luft; Nigel besaß fast nur abgenutzte und vergilbte Secondhand-Bücher mit zerfledderten Umschlägen und aus dem Leim gegangenen Bindungen. Die Bände türmten sich gefährlich auf dem Boden, lagen überall auf seinem Computertisch verstreut und füllten zudem zwei bis zur Decke reichende Holzregale. Die Buchtitel waren kaum entzifferbar, da sie sich hinter jeder Menge Zierrat, Nippes und Fotos versteckten. Methode hatte das Ganze nicht, deshalb kroch Nigel auf der Suche nach einem Buch über Namen auf den Knien herum.
    »Na wenigstens gehören Sie nicht zu denen, die ihre Bücher und CDs alphabetisch aufbewahren«, hörte er Heather murmeln, erwiderte jedoch nichts, da er so eifrig damit beschäftigt war, den gesuchten Band zu finden. Leuchtendes Licht hieß der Name, nach dem Foster suchte. Er war sich sicher, dass der aus dem Griechischen stammende Name Eleanor diese Bedeutung besaß. Dies hatte er auch Foster gesagt. Doch als Heather ihn auf Fosters Anweisung hin zum Ausruhen nach Hause gefahren hatte, wollte er unbedingt herausfinden, ob er richtig lag.
    »Sind das Vorfahren von Ihnen?«, wollte Heather wissen.
    Sie nahm ein Foto vom Kaminsims, ein Familienporträt. Darauf stand der Vater mit strengem Blick, den Bart stolz
vorgereckt. Mit dem linken Arm hatte er sich bei seiner sitzenden Ehefrau untergehakt, die ihre Haare zurückgebunden hatte. Der Abzug war so ausgeblichen, dass ihre Augen fast geisterhaft wirkten. Neben ihr stand ein ernst dreinblickender Knabe in bis oben hin zugeknöpftem Gehrock und einem Reifen in der Hand; die beiden Mädchen saßen. Die Älteste, ein Abbild der Mutter, hielt einen Strauß in der Hand, die Jüngere starrte mit aufgerissenen braunen Augen traurig in die Kamera, ihre weiße Rüschenbluse bildete einen erfreulichen Kontrast zu der ansonsten farblosen, würdevollen Feierlichkeit. Abgesehen vom Vater sahen alle aus, als hätten sie gerade die schlimmste Nachricht ihres Lebens erhalten. Nigel liebte das Foto.
    »Nein«, sagte er.
    »Wer sind dann die Leute?«
    »Die Familie Reeve.«
    »Und wer ist das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Woher wissen Sie dann, wie sie heißen?«
    »Der Name steht hinten mit Bleistift drauf. Die Aufnahme ist von 1885.«
    »Warum haben Sie sie?«, fragte Heather und sah sich das Bild noch einmal genau an. Sie runzelte die Stirn.
    »Es gefällt mir. Diese Leute haben Familienporträts noch ernst genommen.«
    »Das sieht man. Damals gab es wohl noch kein ›Cheese‹.«
    »Die meisten wollten einen seriösen und ehrlichen Eindruck vermitteln. Da hatte ein Lächeln nichts zu suchen.« Er nahm ihr das Bild aus der Hand. »Ich mache mir gern darüber Gedanken, was aus ihnen allen wohl geworden ist. Besonders aus dem jüngeren der Mädchen mit dem traurigen
Gesicht. Mit drei oder vier,

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