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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die an ihrem Institut in Dahlem und später bei den Versuchen der Atomenergiekommission begangen worden waren, einbezog. Darüber zu diskutieren schien sie nicht sonderlich zu erschüttern, aber dass ich sie und Amerika hintergangen hatte, kam für sie der Blasphemie gleich. Sie wollte auf der
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Stelle die Scheidung. Punkt. Dahinter steckte sicherlich noch manch andere alte Geschichte, aber mein Bekenntnis hatte den Entschluss zur Scheidung ausgelöst.«
     
    Erik war schockiert über den Scheidungsgrund, aber zugleich erleichtert, endlich die Wahrheit zu erfahren. Oder zumindest Vaters Version der Wahrheit . . . Er ließ den Wagen an und fuhr nun doch weiter, er musste es tun, um diese alptraumhafte Atmosphäre des totalen Stillstands zu brechen.
     
    »Am Ende war die Scheidung auch für mich eine Erleichterung, denn ich konnte mich nicht mit Ingrids billigender Haltung gegenüber den alten und neuen Grausamkeiten abfinden. Am liebsten hätte ich das alleinige Sorgerecht für dich gehabt, um dich möglichst weit von Ingrid wegzubringen. Aber du hast deine Mutter vergöttert . . .«
     
    In der Stimme seines Vaters schwang tiefe Bewegung mit, die sich auf Erik übertrug. Er wischte sich mit einer Hand über die feuchten Augen, griff aber sofort wieder mit beiden Händen zum Lenkrad, als er das Straßenschild der Kempshott Road sah.
     
    »Ingrid konnte Menschen in ihren Bann ziehen, so wie sie es auch mit mir seinerzeit getan hatte. Und dann zeigtest du auch noch Interesse für die Biologie, und deine Mutter war begeistert. Ich opponierte, aber du warst intelligent und begabt und in deinem Interesse vollkommen arglos.«
     
    Vor dem Haus mit der Nummer 72 parkte ein großer, grüner Ford. Erik schaute auf das Nummernschild und erkannte sofort, dass es mit Katjas Angaben übereinstimmte.
     
    »Ich konnte es dir ja auch nicht verbieten. Ich hoffte nur, du würdest der Menschheit durch deine Arbeit etwas Gutes tun können. Im Gegensatz zu deinen Eltern . . .«
     
    |413| Erik musste auf die Bremse treten, weil ein silbergrauer Mercedes Vito die Fahrbahn blockierte. Über eine Rampe wurde gerade ein elektrischer Rollstuhl in den Lieferwagen geschoben.
    War der Mann, der den Rollstuhl schob, Parviz Jafra?
     
    »Ich weiß, dass du jetzt schockiert und enttäuscht bist. Aber ich hoffe inständig, dass du mir eines Tages verzeihen kannst . . .«
     
    Erik fuhr langsam weiter, bis er einen freien Parkplatz entdeckte. Der Besitzer des Fords würde sein Gesicht sicher nicht wiedererkennen, darum beschloss er, zu Fuß an dem Haus vorbeizugehen.
     
    »Zum Schluss möchte ich noch einmal auf das zurückkommen, was ich meinte, als ich über die Erbärmlichkeit der Supermächte sprach . . .«
     
    Erik schaltete den Kassettenrecorder ab, nahm die Kassette heraus, steckte sie ein und stieg aus dem Wagen. Die Tatsache, dass sich sein Vater auch noch als Spion entpuppt hatte, war nun völlig absurd. Er verstand die persönlichen Motive seines Vaters, er verstand dessen Missbilligung der amerikanischen Doppelmoral, er verstand, dass ein wacher Geist schon damals eine Vorstellung vom Gleichgewicht des Schreckens zwischen den Großmächten entwickeln konnte, aber dennoch wollte er es nicht glauben . . . Nicht auch noch das.
    Er ging auf das Haus zu, vor dem der graue Vito stand, konnte sich in Gedanken aber nicht von seinem Vater lösen. Was sagte es über den Charakter eines Menschen aus, wenn er als Spion tätig war? Die Entscheidungen eines jungen Wissenschaftlers in einem totalitären Regime zu Kriegszeiten konnte Erik noch irgendwie begreifen, aber nicht die Spionage. Erik spürte, wie er sich plötzlich mit seiner Mutter solidarisch fühlte, für die es ein noch viel |414| größerer Schock gewesen sein musste, von dem Ehebruch
und
der Spionage ihres Mannes zu erfahren. Er wollte so bald wie möglich mit ihr reden.
     
    Abid machte das Tor von Parviz’ kleiner Garage auf und ging hinein. Der dunkelgrüne Vauxhall war sauber, glänzte aber nicht zu sehr.
    Abids Name bedeutete »Funke« oder »Feuer«, und das passte gut zu Parviz’ Bruder. Er war einfallsreich und clever, darum hatte es ihm keine besonderen Schwierigkeiten bereitet, den gebraucht gekauften Vauxhall-Kleinlieferwagen zu restaurieren und zur Kopie eines Fahrzeugs von
Envrionmental Maintenance Services
zu machen. Die passende Farbe war leicht zu finden gewesen, ebenso der richtige Buchstabentyp für die Aufschrift. Auch das Nummernschild war die Kopie eines

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