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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sieht nicht aus wie ein deutscher Polizist. Hier stimmt doch was nicht. Mach nicht auf!«
    »Der Schein kann trügen. Wenn sie Terroristen jagen, müssen sie vielleicht selbst wie Terroristen aussehen. Versteck dich im Nebenzimmer und ruf Hilfe, falls etwas passiert.«
    Zögernd ging Katja nach nebenan.
    Ingrid holte tief Luft und öffnete die Tür. Vor ihr stand ein ordentlich angezogener Mann mit dunklen Augenbrauen und sah sie ausdruckslos an.
    »Wir haben Ihnen etwas mitgebracht«, sagte der Mann und machte eine Kopfbewegung zum Auto.
    Über die Schulter des Fremden hinweg konnte Ingrid sehen, wie ein zweiter Mann den Kofferraum öffnete, kurz aus dem Blickfeld verschwand und dann etwas auslud. Ingrid kniff die Augen zusammen. Ihr wurde heiß und kalt, als sie begriff, was sie dort sah: einen Mann mit gefesselten Händen, der sich nun schwankend aufrichtete.
    Entsetzt sah Ingrid zu, wie der Gefesselte in Begleitung des anderen Mannes auf sie zukam. Seine Beine schienen ihn kaum zu tragen.
    Die Männer näherten sich der Haustür, und Ingrid sah das graue Klebeband vor dem Mund des Gefesselten. Sein Gesicht war von Schrammen und getrocknetem Blut überzogen, die Kleidung zerrissen und voller dunkler Flecken. Er roch nach Benzin.
    »Erik«, stöhnte Ingrid, als sie ihren Sohn erkannte.
    Der Mann, der als Erster gekommen war, stieß Ingrid in die Eingangshalle, sein Kollege führte Erik herein und riss ihm das Klebeband vom Mund.
    |466| »Was habt ihr mit ihm gemacht?«, fragte Ingrid. Es zerriss ihr das Herz, ihren Sohn so kraft- und wehrlos vor sich zu sehen.
    »Es . . .« Erik musste sich anstrengen, um den Satz herauszubekommen. »Es ist alles in Ordnung, Mutter.«
     
    Im Zimmer nebenan glaubte Katja, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als sie Eriks Stimme hörte. Ein gewaltiges Gefühl der Erleichterung trieb ihr Tränen in die Augen.
    »Sieh nach, ob das Haus leer ist«, sagte eine Stimme im Befehlston.
    Diese Worte setzten Katja sofort in Bewegung. Sie musste sich ein Versteck suchen und Hilfe holen. Gleichzeitig wurden ihr zwei Dinge klar: Bevor sie die Leiche in die Bibliothek geschleift hatten, hatte sie ihre Jacke ausgezogen, und die hing jetzt an der Garderobe in der Eingangshalle. Und in der Jackentasche war ihr Handy. Außerdem hatte sie die Schuhe nicht ausgezogen. Ihre Schritte auf dem Parkett würden sie verraten.
    Sie streifte rasch die Schuhe ab, nahm sie in die Hand und lief los. Aber die Angst lähmte ihre Schritte, die wenigen Meter quer durch den Raum kamen ihr endlos vor. Es war, als würde sie sich selbst in Zeitlupe rennen sehen und als würde dieser Film immer wieder angehalten werden . . . Zum Glück war vorläufig nichts zu hören.
    Katja betrat den Gang, der zu den Schlafzimmern führte. Dann wurde ihr schlagartig klar, dass sie sich auf der falschen Seite des Hauses befand. Hier gab es keine Tür nach draußen.
    Sie ging in Ingrids Schlafzimmer und verschwand in dem angrenzenden großen Ankleideraum. Leise zog sie die Tür zu und sah sich im schwachen Lichtschein verwirrt um. Der Raum war voller Kartons, Bücher und Ordner, auf deren Rücken sie zu ihrem Erstaunen die Namen von einigen Gendo-Projekten las.
    Katja drehte sich um und sah einen Vorhang an der Rückwand des Raumes. Sie hörte draußen Geräusche, zog den Vorhang einen Spaltbreit auf und sah dahinter Kleider in einer ordentlichen |467| Reihe auf der Stange hängen. Sie steckten in Zellophan und waren zum Teil offenbar Jahrzehnte alt.
    Katja fragte sich, wie lange der Mann brauchen würde, in allen Zimmern nachzusehen, und wann sie den Ankleideraum verlassen könnte. Sie musste Hilfe holen, ganz gleich, wie.
    Während sie noch die Situation abwägte, fiel ihr Blick auf eine weiße, in Zellophan verpackte Jacke. Sie zog sie hervor und erschrak: ein Laborkittel, uraltes Modell, womöglich aus der Kriegszeit. Warum, um Gottes willen, hob Ingrid so etwas auf?
    Als sie den Kittel zurückhängte, stieß der Bügel gegen die Rückwand. Katja erstarrte. In der Stille vervielfachte sich auch das geringste Geräusch. Sekundenlang stand sie reglos da und lauschte.
    Als sie nichts hörte, schob sie sich zwischen die Kleider, denn die Rückwand hatte seltsam hohl geklungen. Anstatt einer massiven Mauer vermutete sie dort nur eine dünne Holzplatte. Katja ertastete sie und stieß auf eine Schraube, die sich bewegte – genauer gesagt bewegte sich die Platte, in der die Schraube befestigt war.
    Im selben Moment hörte Katja

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