Das Erbe des Bösen
Yard«
, drang es aus dem Telefon.
»Was für ein Rollstuhl? Farbe?«
Der Fahrer drehte sich zu Erik um und wiederholte die Frage.
»Weinrot«, sagte Erik, der zu kraftlos war, um Fragen zu stellen oder Widerstand zu leisten. Dafür war keine Zeit mehr. Es konnte jetzt nur noch darum gehen, die Bombe zu entschärfen, bevor sie gezündet wurde, ganz gleich, wer der Mann am Steuer war.
Katja sah Erik ängstlich an. Auch Erik geriet zusehends in Panik. Ein zufälliger Passant war der Mann jedenfalls nicht. Er hatte sofort gewusst, wovon Erik sprach. Und ein CI A-Agent hatte versucht, Ingrid umzubringen . . .
»Ob er zu Ingrids Haus gekommen ist, um seinen Kollegen zu suchen?«, flüsterte Katja auf Finnisch. »Hat er deswegen unbedingt wissen wollen, ob noch jemand im Haus ist?«
»Hat der Benutzer des Rollstuhls besondere Kennzeichen?«
, fragte die Stimme aus dem Telefon.
»Ein dunkler Typ«, sagte Erik unsicher, und dachte dabei über Katjas Frage nach. »Leicht lockige Haare . . .«
»Nichts Außergewöhnliches? Eine Narbe, Brille, irgendetwas Markantes?«
»Weiß ich nicht. Ich habe ihn nur kurz gesehen.«
»Und der grüne Kombi, hatte der auf der Seite eine Aufschrift?«
»Er stand in der Garage, ich konnte die Seiten nicht sehen. Aber über der hinteren Stoßstange stand ein weißer Text . . .«
»Bring Mr. Narva hierherr. Sofort!«
|479| Nachdem er Branson den Befehl erteilt hatte, legte Stone das Telefon aus der Hand. Narva war der Einzige, der zumindest theoretisch etwas über die Terroristen wissen konnte. Ein Strohhalm war jetzt besser als nichts.
»Wir haben eine Kamerabeobachtung von einem Elektrorollstuhl an der Ostseite von Leicester Square. Eine Streife überprüft ihn.«
Mit einem Satz war Stone an der Monitorwand des Bereitschaftszentrums von Scotland Yard, wo mittlerweile weitere Beamte eingetroffen waren, speziell von der Anti-Terroreinheit
SO15.
»Die Nummer 47«, sagte ein Mitarbeiter und zeigte auf einen Monitor.
Stone sah sich das von schräg oben aufgenommene farbige Videobild an, an dessen rechtem Rand eine zur Freude der Touristen aufgestellte Telefonzelle zu erkennen war. Dahinter schimmerte ein weinroterr, leerer Elektrorollstuhl hervorr.
»Kann man den Film zurückspulen?«
»Kleinen Moment.«
Stone starrte auf den Monitor, wo am oberen Bildrand die Uhrzeit rückwärts rannte. Im Schnellsuchlauf erschien ein Mann im Rollstuhl.
»Noch mal langsam die Stelle, wo der Mann weggeht . . .«
Stones Puls schlug höher. Der dunkelhaarige Mann im Rollstuhl schlug die Wolldecke zur Seite und stand auf. Er legte einen Zettel auf den Sitz und ging davon. Er bewegte sich zwar schwerfällig, brauchte aber ganz offensichtlich kein Hilfsgefährt.
»Die nächste Streife ist jeden Moment vor Ort«, sagte einer der Beamten, die vor der Monitorwand standen.
»Räumt sofort die gesamte Gegend und schickt ein Bombenkommando hin!«, sagte Stone, ohne eine Miene zu verziehen.
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Katja krallte sich so stark in ihren Sitz, dass die Knöchel an den Händen weiß hervortraten. Das Auto raste über die Mill Road auf das Zentrum von Cobham und die Portsmouth Road zum Krankenhaus.
»Ist ihnen deine Hilfe nun doch gut genug«, sagte Katja bitter.
»Ich glaube nicht, dass ich mit meinen Informationen jetzt noch eine große Hilfe sein kann.«
Erik drehte sich zu Ingrid um, die einen Laut von sich gegeben hatte. Katja streckte sich nach hinten, um den Kopf ihrer Schwiegermutter etwas anzuheben. Sie würde den Inhalt dieses Glases nie mehr aus dem Kopf bekommen. Oder war das alles nur Einbildung gewesen? War sie inmitten dieser absurden Situation – übergeschnappt? Vielleicht war es das Beste, so zu denken. Was immer sie auch gesehen hatte, es war jetzt vom Feuer vernichtet worden. Auf keinen Fall würde sie Erik etwas davon sagen, niemals.
Branson fuhr mit rasender Geschwindigkeit und telefonierte. An Bord hatte er noch immer das Ehepaar Narva und eine halb bewusstlose alte Frau.
»Jesus Christ«
, stieß Stone am anderen Ende der Leitung schockiert aus. »Sie haben es getan . . . Die Scheißkerle haben es mitten in London getan. Am Leicester Square ist eine RDD in einem Elektrorollstuhl versteckt. Wir haben sie gerade stumm gemacht. Wahrscheinlich ist Material drin, das wir aus der Lonsdale-Tasche kennen, aber neu zusammengestellt. Kann also sein, dass sie noch etwas in der Hinterhand haben.«
|481| Branson wusste, was Stone meinte. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass es
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