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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Katharina in so schlechter Verfassung?
    »Katharina, ich wollte dich fragen, ob du etwas über Rolf weißt?«, sagte sie vorsichtig.
    »Es geht ihm gut, er war hier
. . .
verstehe das jetzt nicht falsch. Rolf hat mich nur kurz besucht und ist dann wieder verschwunden.«
    »Wohin?«
    »Das weiß ich nicht. Wir können am Telefon nicht reden, Ingrid. Ich habe das Gefühl, dass uns die Gestapo auf den Fersen ist. Reden wir über etwas anderes
. . .
Hast du die Zwillinge mit den grünen Augen gefunden?«
    Ingrid legte auf. Ihr Herz hämmerte.
     
    Nachdem er etwas zu essen bekommen hatte, ging es Rolf ein wenig besser. Man hatte ihm die Augenbinde und die Handschellen abgenommen und ihm eine schon kalt gewordene Mahlzeit aus einem chinesischen Schnellrestaurant hingestellt, die er bis auf das letzte Reiskorn verzehrt hatte. Er wusste, dass er alle Energie benötigen würde.
    Der Raum, in dem er sich befand, war klein und karg, vor dem Fenster hing eine Wolldecke, durch die ein dünner Lichtschein sickerte. Rolf saß auf dem Stuhl, an den er nach dem Essen mit Handschellen gefesselt worden war.
    Er war bestürzt und aufgeregt, als Hoffmann hereinkam und sich provozierend langsam auf einem Hocker vor ihm niederließ.
    »Ich möchte«, – Hoffmann sprach betont ruhig und deutlich akzentuiert – »dass Sie in Gedanken zum Abend des 30.   März 1945 zurückkehren.«
    Der Satz traf Rolf wie ein Schlag. Natürlich wusste er sofort, worauf Hoffmann anspielte. Es ging also gar nicht um Lockheed oder Ereignisse aus der Zeit des Kalten Kriegs, sondern um viel weiter Zurückliegendes . . .
    »Das war ein Mittwoch«, fuhr Hoffmann fort, ohne zu blinzeln. »Ein kalter und regnerischer Abend.«
    Die sorgfältig betonten Wörter steigerten Rolfs Beunruhigung, |63| denn der Mann wusste anscheinend, wovon er sprach. Das alles hier war überraschend. Und es machte ihm Angst.
    Hoffmann schwieg nun.
    Die Stille tickte im Raum.
    »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte Rolf so lapidar wie möglich.
    »Sinnlos, ein schlechtes Gedächtnis vorzutäuschen. Wir wissen alles. Fast alles . . . und jetzt wollen wir auch noch den Rest hören.«
    Rolfs Herz schlug so heftig, dass es fast zu bersten schien. Er zweifelte nicht daran, dass sie etwas wussten. Die Frage war,
woher
sie es wussten.
    Dann kam ihm blitzartig die unheimliche Antwort.
    Hans.
    Er versuchte, äußerlich ruhig zu bleiben. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    Hoffmann beugte sich näher zu ihm heran. »An Ihrer Stelle würde ich mich nicht auf diesen Weg begeben.«
    Dann hielt er Rolf eine Fotokopie hin.
    Rolfs Blick sprang über den handschriftlichen Text in deutscher Sprache.
    30.3.   Von morgens bis abends Aufruhr in Stadtilm. Rolf und mir ist befohlen worden
. . .
    Hoffmann riss das Blatt Papier gleich wieder an sich.
    Ein Tagebuch.
    Hoffmann hatte das Tagebuch von Hans. Wie hatte Hans nur so dumm sein können?
    »Sie haben zusammen mit Hans Plögger angereichertes Uran transportiert«, sagte Hoffmann. »Wohin haben Sie es gebracht?«
    Rolf schloss die Augen. Er konnte auf keinen Fall die Wahrheit sagen. Erstens weil sich das Uran wahrscheinlich noch immer in dem Versteck befand und nach wie vor eine tödliche Gefahr darstellte, wenn es in falsche Hände geriet   –, und zweitens weil er sich wohl kaum mehr an den genauen Ort des Verstecks erinnern konnte.
    |64| »Sehen Sie mich an!«, brüllte Hoffmann.
    Rolf riss die Augen auf und räusperte sich. »Ich kann Ihnen dabei nicht helfen. Das alles ist mehr als sechzig Jahre her, ich . . .«
    »Ich glaube Ihnen gern, dass Ihr Gedächtnis dabei auf eine harte Probe gestellt wird«, unterbrach ihn Hoffmann jetzt in einem fast freundlichen Ton und reichte ihm erneut etwas. »Aber vielleicht lässt sich Ihr Gedächtnis durch die Information stimulieren, dass es Emil und Olivia Narva gut geht. Und dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird, sofern das Gedächtnis ihres Großvaters sich für eine Zusammenarbeit entscheidet.«
    Rolf betrachtete das Foto, auf dem seine einzigen Enkelkinder auf einem Felsen am Ufer spielten. Das Foto war scharf und makellos, an den Rändern waren Birkenzweige zu erkennen. Der Fotograf musste die Aufnahme heimlich gemacht haben.
    Wieder schloss Rolf die Augen und ballte seine zitternden Fäuste.

|65| 8
    In einem Café auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa sprach Erik leise mit Katja. Emil und Olivia stritten sich auf der anderen Seite des Tisches lautstark um das

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