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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Vater hatte ein besorgtes Gesicht gemacht. Oder bildete Erik sich das nur ein? Und wem gehörte der Wagen, in dem sein Vater saß?
    Nach der nächsten Kurve endete die Straße an einem Parkplatz, dort hielt das Taxi an. Das alte Gebäude, in dem das Pflegeheim untergebracht war, schien in schlechtem Zustand zu sein.
    Erik bat den Fahrer zu warten. Er stieg aus und eilte im Laufschritt zum Eingang. Eine griesgrämige, ältere Pflegerin öffnete die Tür. Ihr Gesicht war rot und aufgedunsen, und sie wirkte nervös.
    »Hier war gerade ein alter Mann, der in einem roten Audi davongefahren ist«, sagte Erik.
    Die Pflegerin reagierte in keiner Weise.
    »Das war mein Vater, Rolf Narva . . . Er hat Katharina Kleve besucht, nicht wahr?«
    Auf dem Gesicht der Frau zeigte sich eine unsichere, ausweichende Miene. »Ich darf Außenstehenden nichts über unsere Bewohner sagen.«
    »Ich möchte Frau Kleve besuchen.«
    Die Pflegerin wirkte zornig. »Sie auch? Das nimmt ja überhaupt kein Ende mehr. Aber gut, kommen Sie mit.«
    Erik ging hinter der Frau her in einen Raum, in dem eine fast beängstigend dünne Greisin saß.
    »Frau Kleve, Sie haben schon wieder Besuch«, sagte die Pflegerin und entfernte sich auf der Stelle.
    Die alte Frau sah Erik erwartungsvoll an.
    »Ich bin Erik Narva. Der Sohn von Rolf Narva.«
    Auf dem Gesicht von Frau Kleve war ein Hauch von Erstaunen |114| zu erkennen. »Der Sohn von Rolf? Er hat kein Wort davon gesagt, dass . . . sie waren hier . . .«
    »Wer war bei ihm?«
    »Ich kann mich an den Namen nicht erinnern. Ein junger Mann, der Rolf herumkommandiert hat. Sah ein bisschen aus wie Gruppenführer Zwyck . . . kennen Sie Zwyck?«
    Erik trat näher an sie heran. »Gruppenführer Zwyck?«
    »Ein eiskalter Mann, unter uns gesagt.«
    Erik fixierte die Frau herausfordernd. »Erzählen Sie mir etwas über Rolf Narva. Was macht er so?«
    Frau Kleve lachte klangvoll. »Was Rolf so macht? Wenn das jemand wüsste . . . Hans hat mich betrogen, aber das war eine Kleinigkeit gegenüber dem, was Rolf getan hat. Und ich glaube auch nicht mehr an ihre Wunderbomben. Nichts kann uns mehr vor dem Untergang retten. Weder Technik noch Wissenschaft. Gestern habe ich zu Ingrid gesagt, das Ende ist nahe, die Russen stehen schon in Danzig und Königsberg . . .«
    Erik glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Ingrid? Ingrid Stormare?«
    »Ingrid glaubt mir nicht. Ihr Institut läuft ja auch fast normal weiter. Ingrid will immer alles schönreden . . .«
    Mutter
.
    Erik wagte kaum zu atmen. »Ihr Institut?«
    »Das Institut für Eugenik.«
    Erik schoss alles Blut aus dem Kopf.
Das Institut für Eugenik? Das Institut für Rassenhygiene?
    »Ich komme gleich zurück«, brachte er mit heiserer Stimme heraus.
    »Warum gehen alle gleich wieder weg?«
    Mit weichen Knien ging Erik zur Tür und drückte die Klinke, aber es war abgeschlossen. Er klopfte, und sofort ging die Tür auf.
    »Das war aber ein kurzer Besuch«, stellte die Pflegerin fest, als sie Erik an sich vorbei in den Gang hinaus treten ließ.
    »Was hat mein Vater Ihnen gesagt?«
    »Nichts. Der andere Herr hat das Reden übernommen. Viele |115| Worte sind allerdings nicht gewechselt worden. Ihr Vater war vorher schon einmal hier.«
    Erik versuchte seine Gedanken zu sammeln, die kreuz und quer in seinem Kopf herumschwirrten.
    Das Institut für Rassenhygiene.
    Einen schlimmeren Alptraum konnte sich Erik als Genforscher schwer vorstellen.

|116| 15
    Rolf hatte keine Ahnung, wer nun wieder der Unbekannte mit der Waffe gewesen sein mochte. Seltsamerweise schien auch Hoffmann ihn nicht gekannt zu haben.
    Der Mann hatte Rolf erkannt, hatte ihn mit Namen angesprochen, offenbar ohne zu wissen, dass er Hoffmanns Gefangener war. Am meisten ängstigte ihn die Tatsache, dass der Mann seinen Aufenthaltsort gekannt hatte. Was hatte Katharina mit all dem zu tun?
    Der Zwischenfall sorgte bei Hoffmann und Manfred sichtlich für weitere Nervenanspannung. Manfred sah immer wieder in den Rückspiegel, als wollte er sich versichern, dass sie nicht verfolgt wurden. Sie waren mittlerweile wieder auf der A4 und näherten sich Erfurt.
    Katharinas Worte hallten in Rolfs Kopf nach.
    »Und ausgerechnet dir soll ich das verraten?«
    Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, und so konzentrierte er sich auf das Einzige, was jetzt wichtig war. Die richtige Ausfahrt musste laut Karte kurz hinter der Abfahrt Gotha kommen. Dort würde Waltershausen, Friedrichroda oder Tabarz, vielleicht auch Brotterode auf

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